Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
bei mir wurde ganz neu Morbus Basedow diagnostiziert, obwohl ich jahrelang Hashimoto Patientin war und gegen eine Unterfunktion mit L-Thyroxin behandelt wurde. Ab heute nehme ich also 5mg Carbimazol.
Es besteht ein weiterer Kinderwunsch. Nun frage ich mich, ob man überhaupt schwanger werden sollte mit Morbus Basedow oder ob wir besser warten, bis der Morbus Basedow erfolgreich weg ist? Die Angst vor Fehlbildungen sind groß. Ich bin 35 Jahre alt.
Und wenn ich mich richtig informiert habe, wäre Propylthiouracil das Mittel der Wahl für das 1. Trimester. Sollte ich das dann jetzt schon nehmen bei bestehendem Kinderwunsch oder erst ab positivem SSW-Test? Beim letzten Mal hat es leider etwas gedauert mit dem schwanger werden.
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
von
Mamu84
am 13.09.2019, 13:45
Antwort auf:
Morbus Basedow und schwanger werden
Da Hyperthyreosen (Schilddrüsenüberfunktion) mit einer erhöhten Komplikationsrate in der Schwangerschaft (Aborte, Frühgeburten) verbunden sind, ist eine Einstellung der Hormonwerte im oberen Normbereich anzustreben. Carbimazol, Propylthiouracil oder Thiamazol sind prinzipiell geeignete Thyreostatika. Es sollte jedoch eine Kontrolle der mütterlichen Hormonwerte während der Schwangerschaft erfolgen. Die mütterlichen Hormonbefunde dürfen durchaus leicht über den oberen Normwerten liegen.
Da die Thyreostatika im Gegensatz zu den mütterlichen Schilddrüsenhormonen gut plazentagängig sind, sollte die Dosis möglichst niedrig gewählt werden, um eine fetale Schilddrüsenunterfunktion beim Ungeborenen zu vermeiden. Da die kindliche Schilddrüse ihre Funktion erst jenseits der 10.Schwangerschaftswoche aufnimmt, ist mit einer Beeinträchtigung der fetalen Schilddrüse durch Thyreostatika erst nach der 10.Schwangerschaftswoche zu rechnen.
Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt beim Neugeborenen gelegentlich nach Behandlung mit Thyreostatika in der Schwangerschaft auf. Allerdings verschwinden diese Komplikationen nach wenigen Monaten. Auf eine entsprechende Hormonsubstitution nach der Geburt muss jedoch zur Vermeidung von Entwicklungsstörungen geachtet werden.
Verschiedene Nachuntersuchungen zeigen, dass bei Kindern durch intrauterine Exposition mit Thyreostatika keine psychomotorischen Retardierungen ausgelöst werden.
Während bei thyreostatischer Therapie mit Imidazolderivaten wie Carbimazol und Thiamazol einige Fälle von Aplasia cutis (Hautdefekte) bekannt wurden, sind solche Veränderungen unter dem verwandten Präparat Propylthiouracil nicht beschrieben. Propylthiouracil wäre demnach zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion im I.Trimenon grundsätzlich vorzuziehen. Allerdings kann Propylthiouracil die Leberfunktion beeinträchtigen. Wenn die Leberwerte auffällig werden, sollte ggf. auf Carbimazol / Thiamazol in moderaten Dosen umgestellt werden.
Ein Wechsel des Präparates während des ersten Trimenons wird als ungünstig eingestuft. Bei Kinderwunsch sollten Sie bereits vor der Schwangerschaft auf Propylthiouracil umsteigen.
Da ein M.Basedow meist keine vorübergehende Erkrankung darstellt, wäre ein Warten bis zum Abklingen u. U. mit einer jahrelangen Verzögerung verbunden.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 17.09.2019
Antwort auf:
Morbus Basedow und schwanger werden
Hallo Mamu,
Ich hatte bzw. habe das gleiche Problem wie du. Auch bei mir wurde letztes Jahr im Sommer Morbus Basedow diagnostiziert (obwohl ich bei der ersten Schwangerschaft Hashimoto hatte). Ich habe mich gleich für Propycil entschieden, da auch bei uns noch ein Kinderwunsch bestand. Aufgrund meiner schlechten Werte und der hohen Medikamentendosis habe ich aber ein dreiviertel Jahr mit dem Schwangerschaftswunsch gewartet. Im April waren meine Werte dann soweit akzeptabel (T4 obere Norm, Traks obere Norm, T3 leicht erhöht, TSH stark supprimiert). Nun bin ich mit 25mg Propycil täglich gut eingestellt und bin in der 23.SSW. Bislang ist bei dem kleinen Knirps alles super entwickelt und es gibt keinerlei Auffälligkeiten.
Ich hoffe das macht dir etwas Mut!
Alles Gute!
von
hani88
am 24.09.2019, 16:41