Lieber Dr. Costa,
Ich bin ein wenig verunsichert. Ich habe bisher 6,5 kg in der Schwangerschaft zugenommen und bin nun in der 34. Woche. Gestartet habe ich mit einem Gewicht von 59 kg bei 1,70 m. ich hatte vor Jahren eine Essstörung, die ich grundsätzlich gut im Griff habe. Trotzdem ist es für mich nicht leicht, plötzlich zuzunehmen. Mein Umfeld macht mich ein bisschen verrückt, dass ich zu wenig zugenommen habe und nicht ausreichend essen würde.
Ich selber denke schon, dass ich genug esse, wenn auch sehr gesund. Vielleicht fehlt es mir da aber auch einen Objektivität. Vielleicht können Sie sich einmal meinen Tagesplan anschauen und sagen, ob Handlungsbedarf besteht.
Morgens: eine Scheibe Vollkornbrot mit einer halben Scheibe Schwarzbrot und einer halben Scheibe Käse. Ohne Butter. Dazu ein Stück Gurke und zwei Tomaten. Außerdem stark verdünnter Fruchtsaftschorle.
Mittags: ganz viel Wasser Melone, Erdbeeren, Apfel oder anderes Obst.. Ein paar Maiswaffeln und eine Scheibe trockenes Vollkornbrot.
Nachmittags: 2 Kugeln Eis.
Abends: Vollkorn Spaghetti mit gebratenem Gemüse, mit wenig Fett und zum Beispiel Hähnchen.
jeden zweiten Tag trinke ich im Laufe des Tages 200 ml Kakao aus Vollmilch.
Ansonsten trinke ich 1,5 l stark verdünnte Fruchtsaftschorle.
Was meinen Sie dazu? Ist das wirklich nicht ausreichend?
Ich habe natürlich Angst, meinen Kind zu schaden und möchte auf jeden Fall stillen.
Würde mich über eine Antwort sehr freuen!
GlG
von
Iris0807
am 03.07.2014, 10:07
Antwort auf:
Ernährung ausreichend?
Es gibt einige Punkte, auf die ich eingehen möchte.
Erstens ist Ihre bisherige Gewichtszunahme völlig in Ordnung. Als Richtwert geht man heutzutage davon aus, dass eine Schwangere etwa ein Kilo pro Monat zunehmen sollte. Das ist nur ein Anhaltspunkt, wenn es 2-3 Kilo mehr oder weniger sind, ist das immer noch kein Grund zur Sorge.
Zweitens ist nicht das Gewicht sondern die Ernährung von Bedeutung. Ihr Ernährungsplan hinkt an einem einzigen Punkt - ich meine, dass Sie zu wenig Fett zu sich nehmen. Das könnten Sie einfach ändern, indem Sie Butter auf Ihr Brot schmieren bzw. Käse oder Joghurt essen, beides nicht fettreduziert. Kinder brauchen Fette, um Hormone zu produzieren, die unter anderem für Ihr Wachstum wichtig sind. Es gab mal eine Untersuchung in den USA, bei der Kinder von sehr ernährungsbewussten "Yuppies" aus New York (also alles zuckerfrei und fettfrei....) kleiner und neurologisch unterentwickelter waren als Kinder, die solchen "Gesundheitsexzessen" nicht ausgesetzt waren. "Normal" ist besser als "einseitig", so einfach ist die Botschaft.
Vollkorn-Gerichte gelten als gesund, aber ein bisschen einseitig ist das schon, weil Sie damit Ihren Darm etwas übermäßig beanspruchen. Es spricht nichts dagegen, auch mal Weißbrot oder Weizennudeln zu essen - die Kombination zwischen "normalen Weizen" und Vollkornprodukten entspricht mehr unserem Organismus als nur das eine oder nur das andere.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 09.07.2014