Trennung vom Partner

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Trennung verarbeiten

Thema: Trennung verarbeiten

Nach 15 Jahren Beziehung/ Ehe hat mein Mann sich vor zwei Monaten nach einer Affäre von mir getrennt. Ich bin im Elternzeit, weil wir eine 6 Monate alte Tochter haben und noch eine knapp vierjährige. Seine Affäre hat mich unendlich verletzt, vor allem so kurz nach der Geburt. Er ist mit der Frau aber nicht zusammen. Das ganze hat ihn auch recht mitgenommen und er macht eine Therapie. In der elternzeit mit zwei Kindern habe ich natürlich einen vollen Alltag und dennoch genug Zeit zum grübeln. Ich hatte schon zwei Termine bei der psychologischen Beratungsstelle und auch bei einer Psychotherapeutin. Das war bisher immer sehr hilfreich, aber auch nur kurzzeitig. Nach der ersten Zeit des „einigelns“ versuche ich 1-2 mal pro Woche zu meiner Familie zu fahren, die mich sehr auffängt und ich habe mich auch mit Freundinnen verabredet. Aber die haben natürlich auch einen vollen Alltag. Alle Ablenkung hilft, aber kurzfristig. Letztendlich kommt der Schmerz natürlich immer wieder zurück. Ich habe so viele Ängste und kann einfach noch nicht akzeptieren, plötzlich alleinerziehend und letztendlich auch alleine zu sein. Das war doch nicht mein Lebensplan…am meisten verletzt mich, dass er zwar seine Kinder vermisst, aber mir gegenüber doch recht gleichgültig ist. Das ist für mich einfach unfassbar… Ich weiß zwei Monate ist noch keine lange Zeit, aber wie kann ich das denn je verarbeiten? Ich weiß nicht, wie ich das viele Monate aushalten soll…

von Stef3 am 13.01.2023, 14:03



Antwort auf Beitrag von Stef3

Sei erstmal fest umarmt, das sind schwere Zeiten für Dich gerade. Du schreibst, er „vermisst die Kinder“. Gibt es denn keine feste Besuchsregelung? Er sollte die Kinder regelmäßig sehen und zumindest die Große auch über Nacht zu sich holen. Falls Euer Baby nicht gestillt wird, auch das Baby. Von seinem „Vermissen“ hast Du nichts, sondern Du brauchst Entlastung. Vereinbare feste Tage die Woche, an denen er zuständig ist. Du hast darauf Anspruch (er auch). Du musst aber auch zulassen, dass er die Kinder gut hüten kann, denn das kann er, auch wenn er manche Dinge vielleicht anders handhabt als Du. Manche Mütter wollen die Kinder ja nicht gern loslassen. Aber damit machen sie es sich nicht nur selbst schwer, sondern schaden auch der Vater-Kind-Bindung. Denn Kinder brauchen auch Alltag mit dem Papa - das ist extrem wichtig. Versucht, da eine gute Lösung zu finden. 60 Prozent aller Väter haben schon zwei Jahre nach der Trennung keinen oder fast keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern. Und daran sind nicht nur die Väter Schuld, sondern auch die Mütter, die ihnen die Kinder nicht gern überlassen wollen und die Väter nicht aktiv mit einbeziehen. Weil sie glauben, alles besser zu können oder den Mann für ungeschickt halten. Diese Idee muss man aufgeben können. Sei da straight, konstruktiv und klar. Gib nicht nach, bis gute Lösungen gefunden sind. Dass er eine Therapie macht, befreit ihn nicht aus seiner Verantwortung. Ebenso nicht, dass er einen Vollzeitjob hat. Kinder brauchen ihren Vater, und da muss er zu Potte kommen. Du bekommst auf diese Weise Freiräume und Erholungstage, das ist wichtig, wenn Du eine gute, gelassene Mutter sein willst. LG und alles Liebe für Dich!

von Mijou am 14.01.2023, 11:26



Antwort auf Beitrag von Mijou

Hallo Mijou, vielen Dank für deine Ratschläge und deinen Zuspruch. Wie haben im Prinzip eine Regelung für die Kinder gefunden, aber so wirklich befriedigend ist die nicht. Er besucht UNS zweimal die Woche und bisher ist er immer nur ca 1 1/2 Stunden geblieben. Das fällt mir natürlich schwer. Ich will ihn ja eigentlich nicht sehen bzw. solche Treffen sind leider von meiner Seite sogar immer noch von Hoffnung geprägt…Seine räumlichen Möglichkeiten lassen vorerst keine Übernachtung zu. Einmal hat er unsere große Tochter aber auch schon zusätzlich einen ganzen Nachmittag zu einem Ausflug mitgenommen. Aber zu unserem Baby hat er im Prinzip keinen Bezug. Mittlerweile weint sie sogar, wenn er sie auf den Arm nimmt. Da ich sie stille, sind Treffen ohne mich aber kaum möglich. Einen Spaziergang könnte er natürlich mal mit ihr machen, aber das wäre nur Entlastung für mich, aber da sie dann eh bald einschläft, wäre es für die Bindung wahrscheinlich nicht mal förderlich. Mir ist durchaus bewusst, wie wichtig die Beziehung zum Vater ist. Ich wünsche es mir auch, dass beide Kinder ein gutes Verhältnis zu ihm haben können. Aber er hat sich auch nicht wirklich viel eingebracht, als er noch bei uns gewohnt hat. Wickeln/ Körperpflege, ins Bett bringen, usw hat er eigentlich nie gemacht, obwohl ich durchaus versucht habe, das einzufordern. Ich habe das nicht an mich gerissen oder so… Aber es erschreckt mich sehr, dass so viele Väter laut deinen Angaben kaum Kontakt zu ihren Kindern haben! Das will ich für meine Kinder definitiv nicht! Aber letztendlich kann ich ihn ja nicht zwingen, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen…es ist halt auch ein Teufelskreis. Je weniger Zeit er mit unserem Baby verbringt, desto fremder wird er für sie, und er verbringt dann noch weniger Zeit mit ihr… Ich werde versuchen, ihn mehr in die Verantwortung zu nehmen, aber es erscheint mir gerade schwierig. Und irgendwie finde ich halt auch, dass es seine Aufgabe ist und ich mich nicht um seine Beziehung zu unseren Kindern kümmern muss. Aber in dem Fall bin ich vielleicht nur das Sprachrohr für die Kinder, die ihre Bedürfnisse noch nicht selbst verdeutlichen können…

von Stef3 am 17.01.2023, 22:03



Antwort auf Beitrag von Stef3

Hallo, Fühl dich umarmt! Zwei Monate sind keine Zeit! Du bist noch im „Überlebensmodus“ (Alltag neu organisieren, Kinder auffangen etc). Du musst/kannst noch garnichts verarbeitet haben und dir muss es auch nicht gut gehen. Trennung ist ein Trauerprozess. Du darfst (und musst) durch alle Emotionen durch. Besonders Trauer und Wut, das gehört dazu. Und das dauert, einfach deutlich länger als zwei Monate. Toll, dass du dir schon Hilfe gesucht hast. Da bist du deutlich weiter als viele andere in dieser Phase. Bis das nachhaltig was bringt, brauchst du mehrere Termine. Das ist ein Prozess. Wenn du also einen Therapeuten/eine Therapeutin gefunden hast mit der du dich wohlfühst, bleib dran, mach Termine aus. Babys kann man Tw sogar mitbringen (wobei ich persönlich lieber schauen würde ob jmd in Zeit mit ihm/ihr spazieren gehen kann). Lass dir nicht einreden wann es dir wieder gut gehen muss oder was du zu fühlen hast. Bleib dran, du schaffst das. Und wenn’s gut läuft kommst du sogar gestärkt aus der Sache raus! (Aber auch das musst du jetzt noch nicht sehen/glauben/…). Glaub an dich, du schaffst das!

von File55 am 17.01.2023, 10:39



Antwort auf Beitrag von File55

Liebe File55, vielen Dank für deine Einschätzung und deinen Zuspruch. Ja ich befürchte auch, dass zwei Monate gerade mal ausreichen, um aus dem schockzustand raus zu kommen es wird leider eine langer und schwieriger Weg, aber wer weiß, vielleicht stelle ich tatsächlich irgendwann fest, dass ich gestärkt aus der Geschichte raus gekommen bin. Es ist halt nicht mehr wie nach einer Trennung im jungen Erwachsenenalter, mit Kindern und Haus und gemeinsamer Existenz geht so viel kaputt… Ich bin auch froh, dass ich mir gleich Hilfe gesucht habe. Etwas tun können macht es irgendwie leichter als nur abzuwarten, dass alles von alleine wieder besser wird…

von Stef3 am 17.01.2023, 22:10