zwei fragen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: zwei fragen

liebe frau heindel und gerne auch alle anderen muetter, weil ich immer noch versuche mein geburtstrauma irgendwie zu 'verstehen' -und damit meine ich, dass die geburt fuer mich tatsaechlich traumatisch war und ich seitdem irgendwie emotional hinterher hinke- haette ich zu dem vorgehen meiner hebamme gerne noch einmal eine weitere fachmeinung. meine hebamme hat meinem sohn louis bereits am ersten tag zuckerloesung verabreicht, weil -so ihre beurteilung- er nicht richtig gesaugt hat und man duerfe ja nicht in die dynamik kommen, dass er zu wenig trinkt, immer schwaecher wird, noch weniger trinkt und noch weniger zunimmt etc. diese extra gabe war aber schon am ersten tag, OBWOHL mein sohn ihr die loesung damals prompt ins gesicht gespuckt hat, kaum dass er sie bekommen hat. mein mann und ich sagten daraufhin -weil wir das ohnehin irgendwie seltsam fanden, aber halt auch keine ahnung hatten-, dass er das dann owhl nicht braucht, wenn ers gleich wieder ausspuckt, worauf sie entgegnete 'oh doch, und ob er das jetzt braucht.' direkt nach der gebut haben wir ihn angelegt, als er die ersten anzeichen 'in richtung brust' machte. da ich aber keine ahnung hatte, hab ich ihr alles ueberlassen und sie war wohl selbst nicht sicher, ob er da nun gesaugt oder nicht, und von da an fing das mit den extra gaben an wasser und zuckerloesung an. jetzt lese ich aber immer wieder, das es eben jene gaben sind, die den natuerlichen stillprozess behindern! mein sohn hatte nach einer woche 20g mehr als sein geburtsgewicht, hatte keine neugeborenengelbsucht, hat sein mekonium auch gleich ausgeschieden und auch das bilirubin. nur mit dem stillen hat es erst am 6.tag, nach einem tag mit stillhuetchen, richtig geklappt - jedenfalls soweit ich mich erinnere. meine hebamme sagte mir damals auch, dass ich das kolostrum unbedingt abpumpen (!) solle und entsprechend eine pumpe in der apotheke ausleihen solle, denn das sei wichtig fuer ihn. da es mir aber beim ersten versuch schlicht unmoeglich schien, diese 'klebrige substanz' aus meiner brust zu pumpen hab ich es einfach ausgestrichen und ihm dann mit einer spritze verabreicht - immer noch in dem glauben, dass er nicht richtig saugt, weil sie das ja so gesagt hat. sie hatte ja auch gleich die passenden methoden und techniken parat, um dem abhilfe zu schaffen. sie nannte das dann fingerfeeding und das war DIE technik, die mein mann und ich gleich am ersten tag anwenden sollten - sagt das hier jemandem was? ohne meine hebamme hier anprangern zu wollen, aber sie hat noch ganz andere 'schoten' gebracht und ich frag mich inzwischen wirklich, wer denn da jetzt schief gewickelt war. haben denn babys nun den angeborenen saugreflex oder nicht? muessen sie das saugen nun lernen oder nicht? und wodurch wird es nach der geburt ausgeloest bzw. wie ist denn der stillbeginn gedacht unmittelbar nach der geburt und in den tagen danach? meine hebamme sagte immer: 'so einfach, dass man diesen reflex nur ausloesen muss und dann klappt es, so einfach ist es nicht.' und noch eine frage: in zusammenhang mit stillproblemen sagt Ihnen PPD etwas bzw. was wissen Sie darueber, dass solche Stillprobleme zu PPD fuehren koennen? Ganz ganz ganz herzlichen dank im voraus, stillella - die einfach immer noch auf der suche nach antworten ist

Mitglied inaktiv - 20.02.2008, 23:47



Antwort auf: zwei fragen

Liebe Stillella, es ist wohl nicht möglich, die Entscheidungen der Hebammen tatsächlich von hier aus zu "bewerten", und es geht auch gar nicht darum. Denn auch wenn sie vielleicht das ein oder andere falsch gemacht hat, so gibt es doch jeden Tag aufs neue die Chance, mit dem Stillen wieder von vorn anzufangen. Vielleicht mit ein wenig mehr Aufwand, jedoch nicht ohne Aussicht auf Erfolg! Ihre Hebamme hat mit Sicherheit so gehandelt, wie sie es für der Situation angemessen hielt - und manche Babys brauchen tatsächlich "Energie", um nicht zu schlapp zu werden und dadurch nicht trinken zu können. Haben Sie denn noch mal das Gespräch mit ihr gesucht? Ich könnte mir vorstellen, dass es auch für die Hebamme wichtig ist, ein Feedback zu erhalten. Sie leiden ja tatsächlich unter der Situation, die Ihre Hebamme mit begleitet hat. Vielleicht kann Sie Ihnen ihre damaligen Beweggründe darstellen, vielleicht aber auch verstehen, dass nicht jeder ihrer Schritte nötig war und sie Ihnen damit das Leben schwer gemacht hat. So kann auch die Hebamme darüber nachdenken und eventuell dazu lernen. Wichtig ist, dass Sie Unterstützung bekommen. PPD ist zwar unter Stillmüttern seltener als unter nicht stillenden, weil Prolaktin wirkt wie ein natürliches Beruhigungsmittel. Doch PPD ist immer ernst zu nehmen, und mit einem guten Therapeuten wird sie auch schnell überwunden. Wie läuft der Alltag mit kleinem Kind denn jetzt so, wie fühlen Sie sich dabei, nicht nur, was das Stillen betrifft? Sie sind nicht allein mit ihren Nöten, glauben Sie mir, und vielleicht meldet sich die ein oder andere Mutter hier noch, die ähnliches erlebt hat wie Sie. Sie haben ein Anrecht auf Hilfe und Unterstützung, und sollten das auch einfordern. Vielleicht helfen Ihnen die Angaben unten auch ein wenig weiter... Herzlichen Gruß, Kristina Heindel Es gibt einen wunderbaren Verein "Schatten und Licht", der nur für Frauen mit Depressionen nach der Geburt ist. Hier eine kurze Inhaltsangabe: Krise nach der Geburt Das erwartete Kind ist da und plötzlich kommt alles anders als erträumt? Statt Mutterglück nur Tränen? Sie sind nicht allein. Weitaus mehr Frauen als vermutet geraten nach der Geburt eines Kindes in eine Krise. Die Krise nach der Geburt gliedert sich in drei verschiedene Kategorien, deren Grenzen fließend sein können. Babyblues "Heultage" Der Babyblues bezeichnet ein kurzfristiges Stimmungstief in den ersten Tagen nach der Entbindung. Er entsteht meist zwischen dem 3. und dem 5. Tag. Die typischen Kennzeichen des Babyblues können sein • Traurigkeit und häufiges Weinen, • Empfindsamkeit und Stimmungsschwankungen, • Müdigkeit und Erschöpfung, • Schlaf und Ruhelosigkeit, • Ängstlichkeit und Reizbarkeit, • Konzentrationsschwierigkeiten ... Postnatale Depression Die postnatale* bzw. postpartale* Depression kann jederzeit im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes entstehen. Dabei sind graduelle Abstufungen von leicht bis schwer zu unterscheiden. Typisch ist jedoch eine schleichende Entwicklung. Die Kennzeichen einer solchen Depression können sein • Müdigkeit, Erschöpfung und Energiemangel, • Traurigkeit, häufiges Weinen und inneres Leeregefühl, Schuldgefühle, • allgemeines Desinteresse und sexuelle Unlust, • Konzentrations Appetit und Schlafstörungen, •• Ängste, innere Unruhe, extreme Reizbarkeit, Panikattacken und Zwangsgedanken (wiederkehrende destruktive Vorstellungen und Bilder) sowie Selbstmordgedanken, • zwiespältige Gefühle dem Kind gegenüber, • Kopfschmerzen, Schwindel und Herzbeschwerden ... * (lat.: post = nach; natus = geboren, Geburt; partus = Niederkunft) Postnatale Psychose Die postnatale bzw. postpartale Psychose, die Wochenbettpsychose, gilt als die schwerste, aber seltenste Form der nachgeburtlichen Krise, in deren Verlauf die betroffene Mutter den Kontakt zur Realität verlieren kann. Sie entsteht vorwiegend in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung, kann sich aber auch aus einer Depression entwickeln. Es lassen sich folgende Formen unterscheiden • Manisch, mit starker Antriebssteigerung, motorischer Unruhe, Verworrenheit und Wahnvorstellungen. • Depressiv, mit extremen Angstzuständen, Antriebs , Bewegungs und Teilnahmslosigkeit. • Schizophren, mit Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Antriebsarmut. Häufig findet man bei Wochenbettpsychosen Mischformen der genannten Zustandsbilder. Hilfe Die Krise nach der Geburt, von der viele Frauen in unterschiedlichem Maße betroffen sind, ist auf zahlreiche, hormonelle, biochemische, psychische, soziale und gesellschaftliche Ursachen zurückführen. Keine Frau ist für ihren Zustand verantwortlich! Der Verein Schatten & Licht, Krise nach der Geburt e.V. will betroffenen Frauen helfen und das Verständnis für postnatale Problematik fördern. Wir wollen • Erfahrungsaustausch zwischen betroffenen Frauen ermöglichen. • Regionale Selbsthilfegruppen bilden. • Schwangere Frauen und solche, die sich ein Kind wünschen, informieren. • Fachleute aufklären und vermitteln. • Vorträge organisieren. • Den Mythos von der glücklichen und perfekten Mutter korrigieren. Kontakt Schatten & Licht Krise nach der Geburt e.V. Frau Sabine Surholt Obere Weinbergstr. 3 D-86465 WELDEN Tel.: 08293 / 965864

von Kristina Wrede am 21.02.2008