Zu wenig Urin?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Zu wenig Urin?

Hallo liebes Stillteam, unsere Kleine ist jetzt fast zwei Tage alt (gleich sind es 48 Stunden:-)). Sie bekommt regelmäßig die Brust und ich habe auch das Gefühl, dass sie saugt. Zumindest bewegt sich ihr Kiefer mit und ich höre manchmal Schluckgeräusche. Ich war so froh, dass es von Anfang an ganz gut klappt. Jetzt wollte gerade die Kinderkrankenschwester, dass ich unbedingt mit einer Flasche zu füttere. Aus folgendem Grund: Sie hatte jetzt schon drei Mal eine Windel mit Kindspech. Allerdings hat sie laut der Krankenschwester zu wenig Windeln mit Urin. Sie hatte zum Beispiel gestern um 17:00 Uhr und dann wieder um 20:30 Uhr jeweils eine Windel mit Urin. Als ich gerade wickeln war (um 04:30) war nichts drin. Die Krankenschwester meint aber, es müsse immer was drin sein. Das wäre ein Zeichen dafür, dass sie zu wenig Flüssigkeit bekommt und meine Milch noch nicht ausreicht Was soll ich denn nun tun? Wirklich zu füttern? Meine Hebamme ist leider im Urlaub und erst ab Montag erreichbar:-(. Alles etwas doof gerade. LG

von NattaP.1984 am 08.02.2019, 04:54



Antwort auf: Zu wenig Urin?

Liebe NattaP.1984, zuallererst: Herzlichen Glückwunsch!!! Zu deiner Frage: Verwendet die Klinik diese Windeln mit dem farbigen Streifen in der Mitte, der auf Urin reagiert? Neugeborene pieseln so geringe Mengen, dass sich die Windel oft trotzdem trocken anfühlt. Darum sind diese Indikatorwindeln in den ersten Tagen nach der Geburt sehr sinnvoll. Wenn kein Farbstreifen vorliegt, ist eine weitere Möglichkeit, die Windel zu wiegen und das Gewicht mit dem einer frischen Windel zu vergleichen. In den ersten zwei Lebenstagen werden normalerweise 20-50 ml Urin pro Tag ausgeschieden. Also bisher wirklich sehr wenig. Nach dem 2. Lebenstag werden es täglich etwa 100-300 ml sein. Dies entspricht einer Häufigkeit von 10- bis 20-mal. Das heißt, eine Windel sollte bei jedem Wickeln etwas drin haben, doch wie gesagt, die modernen Einwegwindeln könnten sich trotzdem trocken anfühlen. Zufüttern sollte wirklich nur dann passieren, wenn nichts anderes mehr geht. Wie ist denn die Gewichtsentwicklung, wie viel hat sie bisher abgenommen? Bis zu 7% ihres Geburtsgewichts ist ok, dann werden die Leute im Krankenhaus nervös, ab 10% MUSS zugefüttert werden. Bis dahin kannst du aber probieren, ob du die Brustkompression anwenden kannst. (s.u.) Wie sieht es denn mit deinem Milcheinschuss aus, ist er schon passiert? In den ersten Tagen kommen ja wirklich nur geringe Mengen an Mekonium, darum ist die Urinmenge ja in den ersten 2 Tagen auch so niedrig. Der Milcheinschuss ist meist so um den 3. Tag herum, was heute wäre, und dann sollte deutlich mehr Milch und Urin fließen. Hilft dir das weiter? Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 08.02.2019



Antwort auf: Zu wenig Urin?

Hallo Kristina, Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ja, wir haben hier solche Windeln mit diesem Test Streifen. Es ist allerdings immer sehr lange gelb, bis er sich verfärbt. Also sie macht nicht so oft Pipi. Stuhlgang funktioniert besser. Sie macht schon jeden Tag Pipi, aber wirklich mit großen Abständen... Die Hebamme meinte nun, dass sie wahrscheinlich zu wenig Flüssigkeit hat. Sie wirkt aber fit und nicht irgendwie angeschlagen. Es war auch noch kein Milcheinschuss da. Die Brüste sind irgendwie warm und "kribbeln" etwas. Wenn sie an einer Seite saugt, spüre ich eine Art Schmerz/Ziehen in der anderen Seite. Deutet das auf einen baldigen Ein Schuss hin? Etwas Sorgen mache ich mir schon. Obwohl die Hebamme keine Panik macht:-)

von NattaP.1984 am 08.02.2019, 15:51



Antwort auf: Zu wenig Urin?

Liebe NattaP, es klingt, als nahe der Milcheinschuss. Dann ist alles anders, also berichte doch bitte morgen nochmal, was Sache ist. Und der Hebamme kannst du sicher vertrauen. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 08.02.2019