Frage: Wirklich noch im Rahmen?

Liebe Stillberaterinnen, ich lese sehr gerne in diesem Forum mit und hole mir dadurch immer wieder Bestärkung und Bestätigung. Ich komme mir immer wie eine außerirdische vor und werde mindestens einmal am Tag konfrontiert, dass wir nicht " normal " sind. Darum würde ich sehr gerne konkret zu unsere Situation eine Einschätzung einholen. Mein kleiner Sohn ist mittlerweile neuneinhalb Monate alt. Ich stille quasi noch voll. Ich hatte eigentlich vor sechs Monate voll zu stillen, meine Hebamme hat mir aber schon ab dem vierten Monat geraten langsam mit Beikost zu starten und als in unserem Pekip Kurs eine Beraterin von Beki da war und die in ihrem Vortrag erklärt hat, dass man spätestens im fünften Monat starten soll , da ab dem sechsten Monat mindestens eine Stillmahlzeit ersetzt werden muss weil die Milch dann das Baby nicht mehr mit allen Nährstoffen versorgt, habe ich es geglaubt und angefangen. Im Nachhinein war weder mein Sohn noch ich bereit dazu und es hat nicht geklappt. Ich habe nochmal pausiert und mit sechseinhalb Monaten neu gestartet. Er hat nie viel gegessen, wenn es gut lief 50 Gramm. Bei allen anderen Kindern im Pekip hat es geklappt und viele sind schon abgestillt. Auch im Freundeskreis hat es bei allen funktioniert. Nachdem ich über viele Wochen jeden Tag Brei gekocht habe, mittags und/oder abends und er immer weniger gegessen hat und auch dann mit der Zeit richtig unglücklich und angewiedert aussah, wenn er den Brei nur gesehen hat, habe ich im März beschlossen es sein zu lassen und ihm wenn er möchte von meinem Essen etwas zu geben. Ich war auch schon ganz fertig und am weinen weil ich es auf meine Kappe nehme, dass es bei uns nicht mit Brei klappt. Nun isst er mal ein Stück Mango, ein Stück Avocado. Er liebt Käse und isst eine Scheibe Butterkäse, ab und zu mal ein oder zwei Vollkornnudeln, ein paar mini Stücke Wurst, ein bisschen gedünstetes Gemüse und das war es. Das nun auch schon wieder seit fünf Wochen. Ich hatte gehofft es steigert sich über die Zeit. Der Unterschied zum Brei ist aber das er sichtlich Spaß daran hat das zu essen. Er ist ein komplett ausgeglichenes , fröhliches Kind. Ich kenne nicht das er weint oder nörgelt. Motorisch ist er sehr weit. Er läuft schon mit einem Gegenstand vor sich her schiebend. Ich stille nach Bedarf, Tag und Nacht. Seit neuestem will er tagsüber im stehen an mich angelehnt stillen, was ich irgendwie befremdlich finde und ich unschlüssig bin ob ich das zulassen sollte oder nicht. Auch hat er plötzlich das nächtliche Dauernuckeln für sich entdeckt. Und immer ist da das ganze Umfeld inklusive Kinderarzt die suggeriert er muss essen, wie lange will ich das noch mitmachen, ich halte ihm essen vor, er muss das lernen, er ist zu dünn ( ca. 7500 Gramm auf 72 cm), ich soll ihm nachts nur Wasser geben damit er tagsüber mehr Hunger hat usw. usw. Mich macht das echt fertig ich bin mich nur noch am rechtfertigen und erklären und bekomme so immer mehr bescheuerte Ratschläge die mich noch mehr verunsichern. Und dazu lese ich bei euch immer stillen sollte im ersten Jahr die Hauptnahrung sein. Aber wieso ist die Welt dann so anders eingestellt? Sogar der Kinderarzt? Ich habe mir heute das Buch bestellt " mein Kind will nicht essen " und erhoffe mir hier auch noch Input wie ich weiter vorgehen soll. Ich bin auch echt traurig das mir das stillen so versaut wird von außen und ich es gar nicht mehr genießen kann, mein Baby so zu ernähren und im Nähe zu geben. Herzlichen Dank für die tolle Arbeit hier im Forum.

von Mamakastaniebaum am 20.04.2017, 10:07



Antwort auf: Wirklich noch im Rahmen?

Liebe Mamakastaniebaum, ich bin froh, dass Du das Buch bald in Händen haben wirst, denn es WIRD dich beruhigen. Und Du machst nichts falsch!Klar solltest Du weiterhin versuchen, deinem Kind feste Nahrung anzubieten. Nicht nur Brei, denn sehr oft liegt das zögernde Essverhalten einfach daran, dass das Kind keinen Brei mag und/oder nicht gefüttert werden will. Es gibt Kinder gibt, die es geradezu hassen, wenn ihnen etwas in den Mund gesteckt wird und schon fast panisch darauf reagieren, wenn der Löffel kommt. Diese Kinder essen aber oft sehr gut, wenn man sie selbst essen lässt. Es ist doch ok, wenn dein Kind isst, es muss noch gar nicht viel sein und es muss auch noch keine Mahlzeit ersetzt werden! Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Was sollst Du denn machen? Dein Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffelstampfers feste Nahrung in den Magen zwingen? Was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, um so schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach weiterhin keinen Kampf ums Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter. Probier es einfach weiterhin immer wieder aus lass dir kein schlechtes Gewissen einreden. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 20.04.2017



Antwort auf: Wirklich noch im Rahmen?

Hi :) Ich antworte auch einfach mal und hoffe das ist ok. Meine große Tochter ist mittlerweile 3 und ich habe sie 20 Monate gestillt. Mit 6 Monaten haben wir mit Beikost angefangen und sie war zwar interessiert, hat aber nichts gegessen... ich habe so viel gekocht und letztlich immer alles weggeschmissen. Ich hatte den selben Druck wie du... mit 9 Monaten hat sie hin und wieder Obstbrei gegessen. Aber da ich so verunsichert war von allen habe ich irgendwann Gläser gekauft, weil ich dachte sie mag mein Essen einfach nicht. Der gekaufte Obstbrei ist sehr süß und tatsächlich hat sie ihn irgendwann gegessen. Gemüsebrei erst ab ca einem Jahr... aber auch nur gekauften :( Irgendwie war ich da drin und sie wollte dann auch gar nicht am Tisch mitessen. Das kam erst mit 19 Monaten als sie zur Tagesmutter kam. Jetzt habe ich wieder eine Tochter, sie ist 9 Wochen alt. Und dieses Mal werde ich mich nicht verunsichern lassen ubd nur tun was uns gut tut. Wenn sie in 4 Monaten noch nicht essen mag, dann eben nicht. Ich werde es anbieten, aber wenn sie nicht mag ist das ok. Und ich werde nicht mehr mit gekauften Gläschen anfangen ... Ich finde du machst das toll und wenn der Druck von außen nicht wäre würdest du dir ja auch gar keine Sorgen machen oder? Selbst wenn dein kleiner schlank ist... es muss doch auch schlanke Kinder geben. Meine Mädchen sind durch meine Muttermilch kleine Brummer geworden und seit meine Große isst ubd nicht mehr gestillt wird hat sie immer mehr abgenommen. Sie ist jetzt 94 cm groß und wiegt 13 kg... also ein schlankes Mädchen.

von LooRelai am 20.04.2017, 20:07