Hallo,
ich bin im Moment etwas ratlos und wende mich deswegen mal an Euch.
Meine Tochter ist 9 Wochen alt und weint neuerdings tagsüber immer mehr. Sie hat ständig Ihre Hand im Mund und saugt da wie verrückt dran, dann schläft sie eigentlich kaum tagsüber...am Freitag war sie 12 Stunden wach, mit zwei Nickerchen à 20 Min.dazwischen. Wenn ich sie dann anlege, dann saugt sie auch eine kurze Zeit und irgendwann döst sie dann ein,sobald ich sie dann in ihr Bettchen legen will, wird sie wieder wach und fängt wieder an zu weinen. Also pack ich sie wieder an die Brust und das Spielchen geht von vorne los.
Es ist jetzt nicht so, das sie nur weint...sie ist natürlich auch mal zufrieden. Nachts z.B. schläft sie durch...wenn ich sie um 23.00 Uhr anlege, schläft sie danach bis zum nächsten Morgen so zwischen 06.00 und 08.00 Uhr.
Heute gebe ich Euch mal ein Beispiel:
Habe sie um 08.15 Uhr gestillt, ca. 40 Min. lang...aber morgens sind die Brüste dann natürlich auch ganz hart. Danach war sie dann ganz friedlich und hat sich über ihr Mobile gefreut, während ich mich fertig gemacht habe. Dann hab ich sie fertig gemacht...um halb elf ging es dann wieder los, das sie anfing zu weinen. Dann hab ich sie wieder angelegt, hat wieder getrunken und wie oben dann eingedöst, dann wieder versucht ins Bettchen zu legen. Sie wurde wieder wach und wieder alles von vorne...dann habe ich noch abgepumpte Milch von gestern abend gehabt, 50 ml...die hat sie dann ausgetrunken und danach hab ich sie hingelegt und sie hat geschlafen.
Wird sie einfach nicht satt oder ist das vielleicht son ein Wachstumsschub?
Mitglied inaktiv - 30.03.2010, 13:03
Antwort auf:
Wird mein Kind richtig satt? Sorry lang!
Liebe Corina0209,
so kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zehn Wochen zu erwarten.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein.
Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht.
Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf.
Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf.
Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen.
Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 30.03.2010