Hallo Biggi,
ich bin total ratlos!! Meine Kleine (8,5 Monate) isst keinen oder nur ein paar Löffelchen Brei. Sie ist 70 cm und wiegt 10 kg!! Mittags biete ich ihr Gemüse-Fleisch-Brei an, nachmittags einen milchfreien GOB, den sie gar nicht will. Ich versuche das Abstillen schon seit sie knapp 6 Monate alt ist und würde nun wirklich gern abstillen, obwohl ich glücklich bin, dass es überhaupt so gut und lange geklappt hat (habe anfangs mit Stillhütchen gestillt und dann hat es ohne geklappt!).
Meine Fragen:
Kann ich ihr jetzt einfach ein Fläschchen oder Milch aus dem Becher anbieten? Wenn ja, Pre oder HA? Muss ich sie danach noch stillen? Wird sie dann nicht noch mehr zunehmen?
Oder sollte ich noch mit dem Stillen durchhalten und hoffen, dass sie irgendwann auf den "Brei-Geschmack" kommt?
Ich bin total verunsichert und habe Angst, das Abstillen nicht zu schaffen.
Vielen Dank und liebe Grüße!
Mitglied inaktiv - 15.07.2008, 22:40
Antwort auf:
Wie abstillen?
Liebe Uta69,
mit viel Geduld, Beharrlichkeit und Liebe wirst Du dein Kind von der Brust bekommen.
Es gibt viele Gründe, warum ein Kind sich weigert zu essen und die Brust bevorzugt. Es kann sein, dass es eine Krankheit ausbrütet, es kann sein, dass die Zähne Probleme machen, es kann sein, dass es gerade eine neue Fertigkeit lernt und all seine Energie darauf verwendet, es kann sein, dass es gerade dabei ist die große weite Welt zu entdecken und dringend den ruhigen Hafen Mutterbrust braucht, es kann sein ...
So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter.
Vielleicht hilft es euch, wenn Du dich einmal so weit wie möglich von dem Thema Essen fernhältst und das Füttern jemandem anderen überlässt. Möglicherweise will dein Kind auch nicht gefüttert werden, sondern selber essen, probiere es mit fingergerechter Nahrung. Und wie gesagt, versuche deinen Gleichmut zu bewahren.
Dein Kind wird "auf den Geschmack" kommen und das kann ganz schnell gehen und wenn Du es noch magst, kannst Du ohne Probleme weiterstillen.
Sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Wenn Du aber nicht mehr stillen möchtest, solltest Du Säuglingsmilch geben.
In wie weit bei allergiegefährdeten Kindern die Gabe von HA Nahrung ab der Einführung von Beikost noch sinnvoll ist, darüber streiten die Experten. Da HA Nahrung jedoch recht bitter schmeckt, wird sie von vielen Stillkindern auch sehr vehement abgelehnt. Ganz allgemein kann als Ersatz für die Muttermilch eine Pre Nahrung gegeben werden und zwar das gesamte erste Lebensjahr hindurch.
Falls Du es nicht so eilig hast mit dem Abstillen, kannst Du einfach schrittweise milchfreie Beikost (Gemüse, Obst, Getreide usw.) einführen und den Milchbedarf deines Kindes einfach durch das Stillen weiter decken. Auf diese Weise wird das Stillen immer weiter reduziert und ab etwa dem ersten Geburtstag können dann Kuhmilch und Kuhmilchprodukte eingeführt werden.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.07.2008