Hallo,
Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll... uns plagen momentan mehrere "Sorgen" ...
Unser kleiner Moritz ist jetzt 4 Wochen und 2 Tage alt und seit kurzem möchte er jede Stunde an die Brust. Zudem ist er sehr sehr weinerlich .. teilweise wacht er auf und schreit sofort los.
Teilweise merken wir, dass er mit Blähungen zu tun hat. Er verkrampft sich dann und bekommt einen hochroten Kopf. Wir geben ihm dann Sab Simplex und haben jetzt auch angefangen mit BiGaia Tropfen...
Aber manchmal haben wir auch das Gefühl, dass er auch ohne Bauchweh schreit... er kam 11 Tage zu früh - daher dürfte doch der erste Schub noch etwas auf sich warten lassen oder?
Zudem kommt noch, dass er so gut wie nur auf der Brust schlafen will. Das auch schon seit seiner Geburt. Nachts brauchen wir ihn nicht in den Stubenwagen legen - er fängt an zu röcheln und wird unruhig und nach 10 Minuten schreit er dann. Meistens beruhigt er sich dann erst, wenn er wieder an der Brust ist. Wir versuchen es jeden Tag aufs neue.. letztendlich liegt er an der Brust. Da hält er dann 3 Stunden mal aus...
Ich verzweifle noch, weil ich Angst habe, was falsch zu machen...
Wir machen schon Turnübungen mit ihm, also "Fahrrad fahren" , damit er besser pupsen kann... ich achte darauf, dass ich nichts blähendes esse... Bäuerchen versuchen wir auch immer zu machen...
Zunehmen tut er übrigens gut, klar, wenn man so oft tribkt;).. Er kam mit 2710 Gramm auf die Welt und jetzt hat er schon 3600 auf dem Kerbholz... also schon ordentlich... Stuhlgang hat er auch eher selten... eigentlich in letzter Zeit immer nur "feuchte Pupse "...
Ich habe bedenken, dass ich ihn zu oft anlege und er dadurch auch die Bauchschmerzen bekommt... kann das sein?
Hört sich irgendetwas von dem Geschilderten als "untypisch" bzw auffällig an für Sie? Sollte ich auf etwas achten?
Bezüglich des Schlafens werde ich mich ja bestimmt an eine andere Stelle wenden müssen?
Vielen Dank vorab!
Liebe Grüße,
Madelaine
von
Maddi
am 18.06.2018, 16:18
Antwort auf:
Wachstumsschub?
Liebe Madelaine,
das„Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“
angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys
wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys
haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen.
Das Marathonstillen kann für Sie sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen
Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die
Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und
genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte und Ihr Baby ist im klassischen Alter dafür.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat!
Auch die Blähungen kommen nicht davon, dass zu viel angelegt wird, eine Kollegin vor Ort sollte mal die Anlegetechnik überprüfen.
Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.06.2018