Voll stillen nach Abpumpen und Zufüttern

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Voll stillen nach Abpumpen und Zufüttern

Liebe Still-Expertinnen, meine Tochter kam 3,5 Wochen zu früh per Kaiserschnitt nach Hellp-Syndrom auf die Welt und musste mit einem Geburtsgewicht von 2450 g noch zwei Tage in die Kinderklinik. Der Stillstart war also schwierig, ich habe abgepumpt (immer nur 20ml aus beiden Brüsten) und zugefüttert. Am 13. Tag nach der Geburt kam nun der Milcheinschuss, nun kann ich immerhin 40-50 ml aus beiden Brüsten abpumpen. Das Abpumpen belastet mich sehr, ich weine jedes Mal, wenn ich an die Pumpe muss, weil es für mich sehr unnatürlich ist, es schmerzt, kaum Milch kommt und ich diese Zeit nicht mit meinem Kind verbringen kann. Ich hatte schon Besuch von einer Stillberaterin, das Stillen an sich ist überhaupt kein Problem, die Kleine nimmt die Brust an und saugt auch fleißig, von Saugverwirrung keine Spur. Auf Anraten der Stillberaterin habe ich dann alle 2-3 Stunden das Kind geweckt und so viel wie möglich angelegt. Die Pumpe und die Flasche habe ich weggelassen, es war sehr entspannt und schön. Nun der Schock: Sie hat abgenommen, was bei ihrem geringen Gewicht natürlich fatal ist. Auf Anraten der Hebamme soll ich alle drei Stunden stillen, nach jedem zweiten Stillen die Flasche anbieten und zusätzlich alle 6 Stunden abpumpen. Das Kind ist wohl zu schwach um richtig zu saugen und holt sich nur die Vordermilch, für die fette Hintermilch reicht ihr die Kraft nicht. Es geht mir sehr gut, wenn sie bei mir an der Brust liegt, ich möchte sehr gerne stillen, aber nicht auf Kosten dessen, dass ich mich nun zwischen Brust, Flasche und Pumpe im Kreis drehe und es keinen Ausweg gibt, so lange die Kleine nicht gut zunimmt. Ihre Gesundheit geht vor und ist das Allerwichtigste! Das Ganze belastet mich sehr, Abstillen und Flasche geben scheint mir die einzige Alternative, weil ich einfach nicht mehr zurück an die Pumpe will. Besteht überhaupt die Möglichkeit, noch voll zu stillen oder kann ich die Hoffnung aufgeben? Die 40 ml, die ich abpumpe, sind ja nun keine volle Mahlzeit für einen Säugling von 2 Wochen. Vielen Dank für die Hilfe!!!

von Nadine2407 am 28.10.2016, 12:34



Antwort auf: Voll stillen nach Abpumpen und Zufüttern

Liebe Nadine, ich kann sowohl deinen Schock als auch den Stress gut verstehen, unter dem du stehst. Als erstes würde ich dir empfehlen, mit der Stillberaterin, die dich schon einmal unterstützt hat, Kontakt aufzunehmen um das weitere Vorgehen auch mit ihr abzustimmen. Es gibt einige Möglichkeiten, die euch helfen könnten. Wurde denn immer mit der gleichen Waage gewogen? Jede Waage ist anders, und die Messwerte stimmen nicht immer!! Zu den möglichen Maßnahmen: Zunächst einmal denke ich, dass es zum Beispiel schon viel einfacher ist, abzupumpen während das Baby an der anderen Seite trinkt. Denn wenn das Pumpen eine Qual ist, die schon von ängstlichen Gedanken eingeleitet wird, dann wird auch kaum Milch fließen, obwohl sie da wäre... Pumpen beim Stillen ist meist leichter, weil die Milch ja sowieso schon fließt. Jedoch ist wichtig zu beobachten, ob es wirklich funktioniert. Nicht, dass die Mutter sich auch schon beim Stillen verkrampft!! Wenn es gut klappt, hast du den riesen Vorteil, dass du nicht auf künstliche Milch zurückgreifen musst, und auch Muttermilchsahne herstellen könntest (beschreib ich dir gern separat, wie das geht, ganz leicht!), die deinem Baby einen wertvollen Kalorienkick verpassen würde. Dann könnt auch ihr die Brustkompression anwenden (siehe unten), die von Dr. Jack Newmann genau für diese Fälle entwickelt wurde und die dazu führt, dass das Baby beim Stillen erstens länger trinkt, dann aber auch zu mehr Milch und mehr Hintermilch beim Stillen führt. BEVOR du jetzt wieder zur Flasche und Pumpe greifst wäre das das erste, was ich probieren würde. Dabei dann gleichzeitig die Windeln wiegen, damit du jeden Tag genau siehst, wieviel Flüssigkeit so durch dein Baby geflossen ist. Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder besser noch die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. So erhalten wir über die Ausscheidungen grob Aufschluss darüber, wie viel dein Kind trinkt. Es sollten mindestens 250 und können bis zu 400 Gramm Gewichtsunterschied sein. Du hast nicht geschrieben, wie viel sie und in welchem Zeitraum abgenommen hat. Je nachdem, wie kritisch es ist, hast du vielleicht noch ein oder 2 Tage Zeit, um diese Maßnahmen auszuprobieren. Hat sie aber sehr viel Gewicht verloren (< 7%), dann muss sofort Milch ins Kind, egal welche und auf welchem Weg. Ihre Gesundheit hat Priorität, und die braucht Nährstoffe! Falls Zufüttern wirklich absolut nötig ist, kannst du natürlich auch künstliche Säuglingsnahrung statt abgepumpte Milch zufüttern (besser das als total gestresst wegen der Pumpe zu sein!!!), dabei aber nicht die Flasche sondern ein Brusternährungsset verwenden und diese Milch erst dann dazuschalten, wenn du trotz Brustkompression das Gefühl hast, da muss noch mehr Milch ins Baby. So stimuliert sie zunächst einmal deine Brust, und bekommt die wertvolle Muttermilch. Dann entgehst du der Gefahr der Saugverwirrung, die zwar bisher kein Thema war, es dennoch werden könnte. Von hier aus ist es aber sehr schwer, genau zu entscheiden, welche Vorgehensweise die beste ist. Darum mein Vorschlag: Ruf die Stillberaterin an und besprich diese Möglichkeiten mit ihr. Sie hat sicher auch weitere wertvolle Tipps. Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 28.10.2016



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