Sehr geehrte Frau Welter,
vielleicht können Sie mir ja helfen zu meinen Problemen:
Fakten: meine Tochter wird in 3 Tagen 6 Monate alt, hat 9,45 kg bei 70 cm wurde bis Anfang Jänner voll gestillt, dann hab ich mit der Beikost begonnen.
Trink-Essverhalten: Morgens letztes Stillen um ca. 07.00 dann Vormittag nichts erst um 11.30 Mittagsbrei (Hipp Gläschen 3/4 Glas selten ganzes) + Tee , dann so ca. 13.30 Uhr stillen 1 Stunde schlafen, 14.30 Uhr stillen 1 Stunde schlafen, dann erst um 18.30 Abendbrei (Grießbrei) +Tee und danach ab ca. 21.30 /22.30 fängt das nächtliche Stillen wieder an, ca. 00.30/01.00, 02.30, 03.30, 05.00, 06.30, 07.30 etc. Lulli funktioniert auch nicht.
Ich muss noch zur Erklärung hinzufügen, dass sie immer nur ca. 3-4 min. auf einer Seite trinkt und dann einschläft egal ob tags od. nachts selten dass sie einmal 10 min. trinkt. Tagsüber habe ich mit dem Stillen ja kein Problem nur nachts wird es immer anstrengender. Vor der Beikost hatte ich sie schon nachts auf 1 bis. max 2x stillen. Dazu kommt, dass sie anscheinend übersensibel auf kleinste Anteile an Zwiebel od. Ähnlichem in der Gläschenkost reagiert selbst ich musste permanent darauf schauen nur nichts annähernd blähendes essen, keine Hülsenfrüchte, Zwiebel, Knoblauch selbst einen 1 Tag alten Krapfen od. mal ein Sugo für Spaghetti nicht möglich dann bekommt sie in der Nacht regelrechte Koliken die ca. 1-1,5 Std. dauern wobei sie das ganze Haus zusammenbrüllt vor Schmerzen.
Dazukommt, dass ich seit 1 Monat versuche sie aufs Fläschchen umzustellen, da ich jetzt die zweite Brustentzündung mit Fieber hinter mir habe und nachdem ich nur 1 Jahr in Karenz bin, wollte ich eigentlich rechtzeitig mit dem Abstillen beginnen. Dann hört man von der Mama deine Tochter ist 5 fast 6 Monate alt die muss schon durchschlafen, die braucht nichts zu essen. Gibst ihr halt einen Tee und lasst sie schreien. Schreien will ich sie nicht lassen, da tut sie mir leid. Tee oder Wasser funktioniert in der Nacht auch nicht. Am Abend hab ichs schon geschafft, dass sie manchmal ein Fläschchen trinkt allerdings davon nur 50 ml wenn ich mal Glück hab 100 ml - mehr will sie pertu nicht trinken und dann 1 Std später will sie erst recht wieder die Brust. In der Nacht ist es bis jetzt unmöglich sie zur Flasche zu animieren - ich hab schon versucht kurz von der Brust und danach das Fläschchen ja ein Schluck, dann brüllt sie lautstark ihren Protest. Auch mein Mann hat es schon versucht, aber nachdem er Schichtdienst hat geht das auch nicht so leicht.
Ich trinke hauptsächlich Mineralwasser mit Kohlensäure kann das auch ein Auslöser für Koliken sein. Gibt es außer Fliegergriff, Herumtragen, Bäuchleinöl, Bauchmassage, Baden, Radfahren mit den Beinen, ein besseres Hilfsmittel für diese Koliken?
Ich möchte für meine Tochter nur das Beste, allerdings würde ich gerne abstillen und wieder ein bisschen mehr schlafen da es seit Wochen zehrt .
Können Sie mir irgendwelche guten Tipps geben oder mir sagen was ich falsch mache?
Vielen lieben Dank
von
Calypso
am 20.02.2013, 18:07
Antwort auf:
Stündliches Stillen in der Nacht bei 6 Monats Baby/Abstillen/Blähungen
Liebe Calypso,
es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Leider wird Ihr Kind nicht weniger aufwachen, wenn Sie abstillen, denn es braucht nicht nur Nahrung, sondern NÄHE. Sie müssen dann entweder Fläschchen kochen oder aber Ihr Baby anderweitig beruhigen, was wahrscheinlich stressiger ist, als stillen.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können.
Blähungen sind bei kleinen Babys relativ häufig. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls „Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen.
Nun kann ich aber weder Sie noch Ihr Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Am besten wenden Sie sich deshalb einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und lassen sich beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 20.02.2013