Hallo,
mein Sohn ist 23 Tage alt und seit einigen Tagen will er tags wie nachts stündlich an die Brust. Ich denke schon, dass er Hunger hat, denn er saugt ganz gierig und nuckelt nicht nur. Allerdings schläft er nach ein paar Zügen wieder an der Brust ein und meldet sich nach dem "entfernen" der Brustwarze aus dem Mund nach ca. ner halben bis ganzen Stunde wieder. Ich habe ihn schon nackig gestillt (um ihn wach zu halten), habe ihn vor dem stillen gewickelt aber irgendwie hilft nichts und er schläft trotzdem ein.
Wie lange halten diese kurzen Stillabstände an? Was kann ich tun, damit sie sich verlängern? Wann kann man mit Stillabständen von 3-4 Stunden rechnen?
Ich gehe schon jetzt auf dem Zahnfleisch, weil ich noch eine 2 jährige Tochter habe, die auch bespaßt werden möchte. Ich schlafe am Tag bzw. in der Nacht nur noch 3 Stunden und so fühle ich mich auch.
von
meg241083
am 20.04.2012, 09:58
Antwort auf:
Stündliches Stillen bei 23 Tage altem Baby
Liebe meg241083,
wenn man sich die passenden Vergleiche heranzieht, wird schnell klar, warum ein Baby so häufig trinkt, denn sein Magen ist viel kleiner, als wir immer denken. (Am ersten Tag ist er winzig, gerade einmal so gross wie eine Murmel oder eine Kirsche, mit einem Fassungsvermögen von 5 bis 7 Millilitern – das entspricht etwa einem Teelöffel Flüssigkeit! Allmählich dehnt sich der kleine Magen aus, hat am dritten bis vierten Tag circa die Größe einer Walnuss und nach einer Woche die einer Aprikose. Danach ist er dann ungefähr so gross wie ein Hühnerei, und kann 60 – 80 Milliliter Milch fassen. Diese Größe behält er dann einige Monate lang.)
Die häufigen Mahlzeiten gewährleisten, dass der Organismus regelmäßig die erforderlichen Nährstoffe erhält.
Natürlich ist das sehr sehr anstrengend und ich kann gut verstehen, dass du fix und fertig bist! Die unruhigen Nächte zehren an uns und ich kann mich auch noch gut an diese Zeit mit meinen Kindern erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist.
Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war.
Versuche dir am Tag Freiraum für dich zu schaffen. Vielleicht kann dir dein Mann, deine (Schwieger)Mutter, eine Freundin oder ein verantwortungsbewusster Teenager deine älteres Kind für eine oder zwei Stunden abnehmen, mit ihm spazieren gehen oder spielen und diese Zeit nutzt du für DICH. Selbst wenn Du nur in Ruhe in der Badewanne liegt, einmal um den Block joggst oder dich mit einer Zeitung und einer Tasse Tee in einen anderen Raum begibst, so ist das ein Weg aufzutanken und wieder neue Kraft zu schöpfen für den anstrengendsten Beruf der Welt: Mutter.
Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken.
Suche dir wirklich Hilfe und Unterstützung.
Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten.
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Die Hausarbeit lässt sich optimieren, und wenn du am Rande der Erschöpfung stehst wäre es auch eine Möglichkeit, dass dir euer Hausarzt eine Haushaltshilfe zu verschreiben, die dir dann einige Tage (die Stunden lassen sich schön auf einen längeren Zeitraum verteilen!) im Haushalt hilft.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 20.04.2012