Hallo, liebe Expertinnen,
ich habe einige Fragen und aufgrund von Corona stelle ich sie nun online weil Stillcafés etc. momentan nicht aktiv sind. Meine Hebamme war und ist mir in den letzen Wochen eine gute Hilfe, aber momentan ist auch sie mit ihrem Latein am Ende.
Mein Sohn ist nun 8 1/2 Wochen alt. Am Anfang nahm er zu viel ab und musste zugefüttert werden. Ich wollte es Stück für Stück verringern, und es sah auch einige Zeit gut aus. Als wir ihm nur noch maximal 40 ml pro Tag Premilch gaben, nahm er jedoch wieder ab beziehungsweise einfach nicht zu. Wir erhöhten auf 80 ml pro Tag, doch nichts passierte. Nun sind wir bei 120 ml pro Tag. Was mir mehr Sorgen macht ist das Stillen mit Stillhütchen. Er hat sich daran gewöhnt, wir hatten es probiert, weil er von Anfang an nicht wirklich effektiv trank. Ich habe aber immer weiter versucht ihn ohne anzulegen. Er kam dann, anders als gewöhnlich, anfangs ohne Hütchen zurecht. Nach ca. 5 Minuten wurde er sehr hektisch und es ging nur noch mit Hütchen. Schnell wollte er von Anfang an das Hütchen. Aber ich habe es weiter versucht ohne. Er hat dann eine völlig falsche Technik angewendet: Lippen nicht nach außen und viel zu wenig von der Brust in den Mund genommen. Die Hebamme hat sowohl das Anlegen als auch den C-Griff „kontrolliert“, ebenso können Blockaden oder ein zu kurzes Zungenband ausgeschlossen werden.
Haben Sie einen Tipp, wie ich ihn wieder an die Brust gewöhnen kann? Alle anderen Probleme (wiederkehrende Milchstaus und das weiterhin nicht wirklich effektive Trinken) würden dann evtl. auch weggehen. Ich würde mich über eine Antwort freuen.
Vielen Dank und herzliche Grüße, die Wölfin.
von
WölfinundWolf
am 04.06.2020, 09:04
Antwort auf:
Stillhütchen abgewöhnen
Liebe Wölfin,
die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Dein Baby braucht wahrscheinlich ein Saugtraining, es scheint völlig überfordert zu sein mit den vielen verschiedenen Saugern.
Im Moment würde ich keine Flasche geben, sondern eine alternative Fütterungsmethode wählen und ansonsten ausschließlich die Brust zum Saugen anbieten.
Dein Baby kann auch aus einer Tasse, vom Löffel, mit der (Kunststoff-) Pipette oder dem "Soft Cup" gefüttert werden - es muss nicht zwangsläufig eine Flasche sein.
Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt.
Auch das Brusternährungsset könnte eine Lösung für Euch sein.
Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und
vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die
zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der
Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem
Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs
Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den
Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby
saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die
Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und
welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder
über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das
Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
Wenn Du magst, können wir auch gerne miteinander telefonieren!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.06.2020