Frage: Stillen oder Flasche?

Hallo! Ich weiß dass das eine Frage ist die im Endeffekt nur ich selbst beantworten kann. Bevor ich mit meinem ersten Kind schwanger wurde, war für mich eigentlich klar dass ich stillen werde, die Flasche zu geben kam für mich nicht in Frage. Leider kam es anders als erwünscht, meine Tochter kam als Frühchen (1600g, 34+4) zur Welt und musste drei Monate im Krankenhaus bleiben. Da es ein KS in Vollnarkose war und ich sie mehrere Tage nicht sehen durfte, hatte ich keinen Milcheinschuss. Ich habe nie geschafft mehr als 10ml pro Pumpvorgang zu gewinnen, da ich einen Hautkeim hatte wurde ihr diese Milch nicht mal gegeben, sondern weggeworfen da sich pasteurisieren nicht gelohnt hätte. Nach etwa vier Wochen hatte ich gar keine Milch mehr und die Tochter wurde als Flaschenkind entlassen. Anfreunden konnte ich mich damit nie. Meistens ließ ich jemand anders die Flasche geben weil ich mich so sehr dafür geschämt habe nicht stillen zu können. Nun bin ich wieder schwanger, 35+2 und bisher ohne Gestose - Ich hoffe sehr auf ein Termingerechtes Kind und eine normale Geburt, mache mir aber hin und wieder Gedanken übers Stillen. Durch die schlechten Erfahrungen beim ersten Kind bin ich sehr dazu geneigt es gar nicht erst zu versuchen. Ich habe meinem ersten Kind gegenüber ein so unglaublich schlechtes Gewissen und möchte ihr jüngeres Geschwisterchen nicht so extrem ungleich behandeln und bevorzugen, ihm das geben was sie niemals haben konnte. Sie hat die typischen Darm - und Immundefizite von Sectio - und Flaschenkindern, also deutliche gesundheitliche Probleme aufgrunddessen niemals Muttermilch bekommen zu haben. Andererseits erklärte mir jeder dass "Kinder ja auch ohne Muttermilch groß werden", die Flasche ja so viele Vorteile habe und Pre Nahrung ja so unglaublich gut ist, dass man kaum mehr Unterschiede zu gestillten Kindern bemerkt. Letztendlich kann ich mir nicht vorstellen, dass es für mich angenehm und positiv sein würde das zweite Kind zu stillen. Das schlechte Gewissen, die Schuldgefühle meiner Tochter gegenüber... Es fühlt sich irgendwie so falsch und heuchlerisch an. Er wiegt jetzt bereits 2,5kg und ist schon fast eine ganze Woche länger im Bauch als die Große - damit hat er ja bereits jetzt schon so viel mehr als sie sich jemals hätte erträumen können...

von MrsKissu-Kazoo am 09.05.2018, 00:14



Antwort auf: Stillen oder Flasche?

Liebe MrsKissu-Kazoo, ich verstehe Dich SO gut, ich war in der genau gleichen Situation. Trotzdem kann das Baby nichts dafür und DU schon gar nicht. Es ging damals einfach nicht und Deinem Kind hilft es auch nicht, wenn das Baby nicht gestillt wird. Du gibst Deinem großen Kind alle Liebe und Fürsorge und Dein schlechtes Gewissen hilft keinem von Euch. Vielleicht kann Dein großes Kind sogar profitieren, viele Mütter geben dem Geschwisterlichen oft auch löffelweise Kolostrum! Am allerbesten wäre es, wenn du bereits jetzt mit einer Stillberaterin in eurer Nähe Kontakt aufnehmen könntest. Erstens hast du dann gleich die kompetente Fachfrau zur Hand, wenn dein 2. Baby da ist, und zweitens kannst du dich im Rahmen von Stillgruppentreffen optimal aufs Stillen vorbereiten - mit dem nötigen Wissen. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen, oft stillen, nur stillen; keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen; keine Schnuller oder künstliche Sauger in den ersten Lebenswochen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. So entsteht auch kein Milchstau und wenn die Brust schmerzt, kannst Du immer etwas Milch von Hand ausstreichen. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. In den ersten Wochen stillt ein Baby etwa 10-12 Mal in 24 Stunden. Wichtig ist, dass dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 09.05.2018



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