Frage: Stillen nachts

Hallo, meine Tochter ist mittlerweile 11,5 Monate alt. Bis zum 6. Lbensmonat wurde sie voll gestillt, danach ersetzte ich erst die Mittagsmahlzeit durch Beikost. Es folgten Abend- und Nachmittagsbreie. Bis vor 14 Tagen stillte ich noch morgens, nachts (bis zu 4x) und abends vor dem Schlafen (trotz Abendbrei). Da ich wieder arbeite, stille ich nun seit 14 Tagen morgens auch nicht mehr (sie bekommt jetzt ein Fläschchen mit Aptamil-Milch) und seit zwei Tagen auch abends nicht mehr. Das klappt soweit ganz gut. Eigentlich möchte ich nun nachts auch nicht mehr stillen. Allerdings läßt sie sich nachts durch nichts beruhigen. Sie nimmt dann keinen Tee und schläft ohne stillen auch nicht mehr ein. Jetzt habe ich überlegt, ob es sinnvoll ist, ihr nachts auch ein Fläschchen zuzubereiten. Oder müßte sie jetzt nachts ohne Milch auskommen? Haben Sie vielleicht noch ein paar Tipps, wie das Abgewöhnen nachts besser klappt? Ich muss hierbei auch gestehen, dass die Kleine meist ab Mitte der Nacht bei uns im Elternbett mitschläft und dass das für sie sonst auch immer bedeutet hat, dass sie gestillt wird. Aber jetzt zur gleichen Zeit eine Entwöhnung von Muttermilch und Elternbett finde ich als zu starken Einschnitt. Ich würde mich sehr über Ihre Hilfe freuen! Danke!!!

Mitglied inaktiv - 19.01.2010, 20:22



Antwort auf: Stillen nachts

Liebe melli-s, Ihr Baby durchlebt gerade die erste Trennung von Ihnen und wird in der Nacht eine "Extraportion Mama" brauchen. Sie müssen es nicht "gestehen", dass Ihr Baby bei Ihnen schläft, es ist doch völlig okay und Sie müssen sich sicherlich nicht dafür schämen! Es gibt keinen Grund, dass Sie etwas daran ändern müssen, dass Sie Ihr Baby bei sich im Bett haben und nach Bedarf stillen und auch in den Schlaf stillen, es sei denn SIE persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Sie können schon versuchen, ob Ihr Kind mit einer Flasche zufrieden ist, vielleicht ist es aber doch besser, noch etwas mit dem Abstillen zu warten und es ganz langsam angehen zu lassen. Dazu können Sie die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja zuerst (kurz) stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sie nicht gleich die Geduld verlieren, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Probieren Sie es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 19.01.2010