Hallo liebe Stillberaterinnen,
mein Sohn wird am 01. März ein Jahr alt.
Wir machen inzwischen 3-4 Mahlzeiten am Tag:
Morgens ein paar Löffelchen Grießbrei mit Milch/Früchten,
mittags Fleisch-Gemüse-Brei,
manchmal etwas zwischendurch, auch mal kleine Sachen vom Tisch (mag er aber noch nicht soo gern)
abends Milch-Reisbrei
und er trinkt Tee oder Wasser (ca. 150 ml am Tag).
Sämtliche Versuche, ihn auch ans Fläschchen mit Prenahrung zu gewöhnen, sind gescheitert.
Stillen tue ich ihn jetzt noch vormittags zum Einschlafen, abends zum Einschlafen nicht mehr (damit Papa ihn auch ins Bett bringen kann). Allerdings wacht er nachts noch sehr oft auf, wirklich trinken tut er da würde ich sagen vielleicht noch 2-3 mal, ansonsten nuckelt er noch an der Brust. Er schläft anfangs in seinem Bett, und wenn er aufwacht, dann hole ich ihn zu mir ins Bett, bisher war es mir so bequemer :-) wo er den Rest der Nacht dann auch bleibt.
Richtung Frühjahr hin möchte ich nun wirklich gerne abstillen, oder wenn es garnicht klappt, zumindest das Stillen in der Nacht auf 1-2 mal reduzieren.
Wie mache ich das denn am besten, auf die "harte Tour" durchziehen und ein paar Nächte dem Papa überlassen (eher ungern), oder gibt es auch sanfte Wege?
Und das mit dem Fläschchen brauche ich ja nun nicht mehr versuchen, ist das richtig? Soll ich meinem Sohn dann tagsüber mal Vollmilch aus der Tasse anbieten? Oder braucht er gar keine zusätzliche Milch mehr, wenn das Stillen weniger wird/aufhört?
Vielen lieben Dank für Eure Tipps!
von
Bounty1970
am 17.02.2011, 13:27
Antwort auf:
So langsam möchte ich doch abstillen - wie stelle ich es an....?
Liebe Bounty1970,
nein, mit Fläschchen brauchen Sie nicht mehr zu beginnen.
Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben.
Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht.
Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden).
Jede Familie muss für sich selbst ausprobieren, was am besten funktioniert, doch nach meiner Erfahrung ist es wenig sinnvoll zuerst das nächtliche Stillen ausfallen zu lassen. Günstiger ist es in den meisten Fällen zuerst das mittägliche Stillen einzuschränken und schließlich wegzulassen, dann das abendliche Stillen und zuletzt das Stillen in der Nacht.
Wenn Sie nun abstillen wollen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeigen Sie ihm, dass Sie es selbstverständlich noch genau so lieb haben wie schon immer. Sie entziehen ihm die Brust aber nicht Sie selbst und Ihre Liebe.
Dazu können Sie die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten.
Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja zuerst (kurz) stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Das Verändern von Ritualen kann helfen.
Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden.
Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich.
Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sie nicht gleich die Geduld verlieren, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will?
Probieren Sie es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 17.02.2011