Liebe Biggi, liebe Kristina,
mein Sohn ist 3 Wochen alt, wird voll gestillt und bisher gedeiht er ganz prächtig - soweit alles gut.
Allerdings ist das Stillen für mich inzwischen jedes Mal sehr, sehr schmerzhaft: Nachdem es ca. 1,5 Wochen trotz heftigem Milcheinschuss schmerzfrei funktioniert hat, habe ich in der linken Brust stets beim Milchspendereflex einen stechenden Schmerz, der sich durch die ganze Brust zieht. Nach Aufbau des Vakuums ließ der Schmerz bisher nach und das anschließende Trinken fühlte sich zwar nicht besonders angenehm an, tat aber nicht weh.
Leider wird der Schmerz aber immer schlimmer. Das Anlegen ist inzwischen nur noch unter Tränen zu ertragen und indem ich auf meinen Finger beiße, um nicht laut aufzuschreien.
Auch das Trinken nach dem MSR ist inzwischen zunehmend immer schmerzhafter und nun beginnt auch an der rechten Brust die gleiche Symptomatik.
Brustwarze und Brust sehen nach Aussage der Hebamme und der FÄ optimal aus, keine Verletzungen, keine gestauten Areale oder Anzeichen für Soor etc. Auch am Kind ist kein Anzeichen für Soor erkennbar.
Das Anlegen wurde geprüft und für gut befunden. Ich habe bereits verschiedene Stillpositionen, Wärme und Massage im Voraus des Stillens sowie kühle Kompressen und Rosenhydrolat ausprobiert. Alles leider ohne Erfolg.
Die FÄ hat mir lediglich ein Schmerzmittel verschrieben und sagt, ich solle einfach 4 Wochen weitermachen - wird sich dann schon geben. Ich bin damit nicht glücklich, denn ich glaube nicht, dass jeden Tag mehrere Schmerztabletten gut sind oder die Ursache beheben.
Meine Hebamme hat einen Soor im Milchgang im Verdacht. Könnte das passen?
Das von ihr empfohlene Medikament (Flucanozol) will die FÄ aber nicht verschreiben, weshalb ich mir nun mit der rezeptfreien Creme Mykoderm behelfen soll. Leider versuche ich dies seit ein paar Tagen ebenfalls ohne Erfolg. Langsam bin ich verzweifelt.
Mir ist es sehr wichtig, meinem Sohn alle Vorteile des Stillens geben, zur Not auch unter Schmerzen. Ich habe aber die Hoffnung, dass ihr einen Tipp oder Ratschlag habt, der dazu führt, dass das Stillen für mich erträglich wird.
Viele liebe Grüße!
P.S. Ich finde es klasse, wie ihr hier im Forum Fragen beantwortet und euch engagiert! Viele andere Posts haben mir bereits geholfen. Vielen Dank und weiter so!
von
LucieO
am 16.07.2018, 04:23
Antwort auf:
Schmerzhafter MSR - Soor im Milchgang?
Liebe LucieO,
danke für das liebe Lob :-).
Das könnte das Einsetzen des Milchspendereflexes sein und ist nicht gefährlich oder besorgniserregend.
Ein derartig schmerzhaftes Einsetzen des Milchspendereflexes kommt vor allem in den allerersten Wochen vor und vergeht im Laufe der Zeit von selbst. Bis dahin kannst Du leider nicht viel mehr tun, als Entspannungsübungen einsetzen (z.B. solche, wie Du sie im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hast, falls Du einen besucht hast). In Extremfällen kann auch beim Arzt nachgefragt werden, ob er ein stillverträgliches Schmerzmittel verordnen kann.
Sollten die Schmerzen nicht bald deutlich weniger werden bzw. ganz aufhören, sollte nachgeschaut werden, ob nicht doch eine Soorinfektion vorliegt.
Es gibt Ärzte, die bei der von dir beschriebenen Symptomatik blind auf eine Infektion der
Milchgänge mit Pilz (Candida) behandeln und ein systemisch wirkendes Medikament
verordnen, nach dessen Verabreichung die Probleme verschwinden (manchmal reicht eine
einmalige Behandlung auch noch nicht aus). Im Nachhinein lässt sich dann sagen „ja, es war
doch eine Pilzinfektion“.
Soor ist eine ungeheuer hartnäckige Sache und muss mit ebenso ungeheurer Konsequenz mit dem richtigen Mittel und lange genug behandelt werden. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht nur die Mutter, sondern auch das Baby behandelt wird, auch wenn das Baby, was allerdings nur sehr selten der Fall ist, symptomfrei erscheint. Wird nur die Mutter behandelt und das Kind nicht, dann stecken sich beide gegenseitig immer
wieder an (Ping Pong Effekt).
Da Pilzinfektionen so seeeeehr hartnäckig sind, ist neben der Behandlung absolute Hygiene unabdinglich ist absolute Hygiene wichtig und Du musst auch noch weiter behandeln, wenn schon alle Symptome verschwunden sind. Die Pilze halten sich nämlich noch eine Weile, nachdem die Symptome bereits verschwunden sind und schlagen erneut zu, wenn die Behandlung zu früh beendet wird.
Candida albicans, der Erreger des Soors liebt Zucker und deshalb wird bei Soorbefall empfohlen auf Zucker weitgehend zu verzichten. Muttermilch enthält Laktose, das ist ebenfalls ein Zucker und Candidapilze leben ganz gut davon. Deshalb sollte bei einer Soorinfektion die Milch nach dem Stillen nicht auf den Brustwarzen eintrocknen, sondern mit klarem Wasser abgewaschen werden, um dem Soor die Lebensgrundlage zu entziehen.
Hier noch einige generelle Hinweise zum Thema Soor:
Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder am Mundwinkel des Babys gezogen wird.
Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden.
Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich zwanzig Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden.
Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden.
Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden.
Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern.
Auf der Webseite von LLL findest du ein Infoblatt zum Thema Soorinfektion in der Stillzeit http://lalecheliga.de/downloads
Dort ist das geballte LLL-Wissen zu diesem Übel zusammengefasst!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.07.2018
Antwort auf:
Schmerzhafter MSR - Soor im Milchgang?
Hallo,
bin gerade hier im Forum unterwegs, weil ich auch ne Frage hab und lese Deinen Post. Bin natürlich keine Expertin, hätte evt aber einen Tipp, falls es kein Soor ist: ich hatte auch nach einiger Zeit heftige Schmerzen beim Stillen und wochenlang wusste keiner, was es sein kann. Am Ende war es ein Vasospasmus. Dann verkrampfen sich die Gefäße in der Brust beim oder nach dem Stillen. Tat echt schlimm weh. Erkannt habe ich es letztendlich daran, dass nach dem Stillen die Brustwarze fast immer weiß war - wie „blutleer“. Also falls das bei Dir auch so ist: das kann man mit Magnesium und Calcium sehr gut therapieren, bei mir wurde es damit sofort besser. Hatte davon aber echt noch nie gehört und wäre froh gewesen, es früher gewusst zu haben. Aber mal sehen, was die Expertinnen raten. Drücke Dir die Daumen, dass es bald besser ist!!!
Viele Grüße, Lucilin
von
Lucilin
am 16.07.2018, 09:18