Re: Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Re: Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

---> ich hab untenstehende Frage gestern als "Re:" verfasst, weiß aber nicht, ob Sie das dann sehen, deshalb stell ich sie nochmal ganz oben hin. Wäre Ihnen wirklich dankbar, die heutige Nacht war wieder total zerstückelt und ich bin sehr müde und ausgelaugt. DANKE! Hallo Frau Welter! Wir haben jetzt am Wochenende mal versucht, unserem Kleinen ein bisschen Karottenbrei schmackhaft zu machen... Ich hab den Brei selbst gekocht und in Eiswürfelbehälter eingefroren, er bekommt 1 Würfel - wie gesagt, es geht mir einfach darum, dass ich ihm schon mal was anbiete, weil er uns schon sehr interessiert vorkam. "Die Fütterung" ;) hat auch gut geklappt, er war zwar sichtlich überrascht, was da in seinem Mund landet, aber er hat ihn immer wieder gespannt geöffnet :) Nun aber zu meiner heutigen Frage... Ich war heute wieder bei der Mutterberatung und hab meinen Sohn wiegen und messen lassen: 68cm und 8.320g. Wie gesagt, er wurde gerade 4 Monate. Nun ist es seit 2 Wochen so, dass mich das oftmalige nächtliche Stillen echt ziemlich schlaucht, er will auch nicht bei uns im Ehebett schlafen, da ist Spielzeit angesagt, also muss ich immer aufstehen, stillen und kann dann oft nicht mehr wirklich einschlafen. Ich hab jetzt auch bemerkt, dass der Kleine manchmal aufwacht, weil er sich auf den Bauch gedreht hat und dann nicht mehr zufrieden ist - allerdings lässt er sich weder von mir, noch von meinem Mann beruhigen, nicht durch herumtragen, nicht durch neben-dem-Stubenwagen-stehen - immer nur durch STILLEN. Und ehrlichgesagt schaff ich das nachts nicht, wenn ich doch tagsüber schon alle eineinhalb Stunden stille. Aber obwohl ich eigentlich sicher bin, dass er nicht aus Hunger aufwacht, hab ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht stille und ich denke, das weiß mein Sohn inzwischen... Ich hab mir jetzt überlegt, ihm abends ein Fläschchen zu geben, aber nicht mit PRE oder so, sondern mit Brei. In meinem Babykochbuch sind einige Rezepte mit Babyflocken angegeben, die ich auch ab dem 5. Monat füttern könnte und die ich ihm mit dem Fläschchen geben würde - dann wüsste ich wenigstens, dass der Kleine satt ist und könnte wieder auf unsere früheren 1-2x Stillen pro Nacht zurückkehren?! Was denken Sie?! Muss ich erst den Mittagsbrei erfolgreich eingeführt habe, bevor ich abends ein Breifläschchen gebe? Oder wär es okay, das mal auszuprobieren? Ich will unseren Kleinen nicht überfordern und es geht mir auch wirklich nicht darum, den Kleinen "ruhigzustellen"... Aber irgendwann muss ich auch schlafen und tagsüber ist mein Sohn auch sehr aktiv und neugierig, was ich total schön finde. Ich würd es einfach gern wieder mehr genießen können! Danke im Voraus und viele Grüße! Isamami PS: Ich möchte auf jeden Fall sein ganzes erstes Lebensjahr "begleitend" stillen, je nachdem, wie lange es mein Kleiner braucht und ich hab mir auch die ersten 6 Wochen mit abpumpen wirklich die größte Mühe gegeben, um uns das Stillen zu ermöglichen, aber vielleicht reicht meine Milch allein einfach nicht mehr aus, um meinen Sohn zufriedenzustellen?!?

von Isamami am 11.10.2011, 09:24



Antwort auf: Re: Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

Liebe Isamami, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine ineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn Sie Ihr Baby jetzt abstillen, werden die Nächte nicht besser werden, Ihr Baby wird trotzdem aufwachen und Breiflaschen sollten sowieso nicht gegeben werden. Brei sollte prinzipiell immer mit dem Löffel gegeben werden. Brei enthält Kohlenhydrate und für die Verdauung der Kohlenhydrate ist es ganz wichtig, dass die Nahrung eingespeichelt wird. Die Kohlenhydratverdauung beginnt bereits im Mund. Wird der Brei mit einer Breiflasche gegeben, entfällt das Einspeicheln und damit die erste Stufe der Verdauung. Dazu kommt, dass mit der Breiflasche das natürliche Sättigungsgefühl des Kindes leicht übergangen werden kann. Vielleicht ist ja auch nicht eine Veränderung bei der Ernährung (deren Ausgang sehr ungewiss ist) der Weg, der Ihnen weiter hilft. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihrem Kind zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können? Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem. Wo schläft Ihr Baby denn? Falls es nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe schläft, versuchen Sie einmal, es direkt neben Ihnen (entweder auf einer Matratze oder in einem Korb neben Ihrem Bett oder gleich mit in Ihrem Bett) schlafen zu lassen. So bekommen Sie nachts mehr Ruhe als wenn Sie aufstehen müssen. Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen. Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken. Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden. Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht "o Gott wie lange wird das noch so weitergehen". Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 11.10.2011