Frage: nachts wieder vermehrt stillen

Hallo Biggi, mein Sohn ist mittlerweile 6 Monate alt. Das Stillen hat nachts wieder vermehrt zugenommen. Er kommt jetzt alle 1,5-2 Stunden. Von 1-3 Uhr hat er auch mal alle 15-30min getrunken. Da er bei mir im Bett schläft ist es für mich nicht so schlimm. Ich mache mir nur Gedanken, ob die Milch alleine nicht mehr reicht. Das Einführen der Beikost hat noch nicht geklappt, da er geimpft wurde und dann gefiebert hat. Außerdem bekommt er gerade Zähne und ist sehr anstrengend tagsüber. Wir haben es mit Karottenbrei probiert, aber er hat es wieder ausgespuckt. Da er nicht so gut drauf ist, warten wir jetzt erstmal bis die Zähnchen ganz da sind. Muss ich jetzt irgendetwas an meiner Ernährung ändern bezüglich Eisen oder so? Es heißt ja das der Eisenvorrat mit 6 Monaten sinkt und über die Beikost gedeckt wird. Oder reicht die Muttermilch trotzdem allein noch aus?.

von MamaundMini86 am 08.11.2012, 18:16



Antwort auf: nachts wieder vermehrt stillen

Liebe MamaundMini86, es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Auch wegen der Beikost müssen Sie sicherlich noch keine Sorgen machen. Es ist möglich ein Kind deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Die Hauptsorge, die dann in Bezug auf Mangelerscheinungen erwähnt wird, ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab jedoch, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Piscane anlässlich der 15.internationalen LLL Konferenz in Washington. „Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden. Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat. Bei der LLL Europakonferenz in Nottingham im letzten Sommer hat ein spanischer Kinderarzt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema „Essen" gehalten. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ich hoffe, ich konnte Sie beruhigen!? LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 08.11.2012



Antwort auf: nachts wieder vermehrt stillen

Liebe Biggi, Ja das beruhigt mich sehr! Danke! Überall heißt es immer mit 6 Monaten soll man mit Beikost anfangen. Aber wenn das Baby noch nicht will, wird man schief angeschaut. Genauso, wenn man mit 6 Monaten noch stillt! Das verunsichert einen dann schnell. Deswegen bin ich froh, dass es dieses Forum gibt!

von MamaundMini86 am 09.11.2012, 11:52



Antwort auf: nachts wieder vermehrt stillen

Mach dir keinen Kopf! Meine Freundin hat ihre Tochter ganze 11 Monate voll! !!! gestillt. Erst da hat sie mit der Beikost angefangen, v.a. weil die Kleine vorher die Beikost abgelehnt hat Und sie hat sie noch bis zu ihrem 2. Geburtstag morgens und abends gestillt, da die Kleine Allergikerin ist.... Mach das so, wie du es für richtig hälst. Dann geht es euch beiden besser damit! Man kann nichts erzwingen. Ich hab eher das andere Problem: meine 3 Monate alte Tochter will tags nicht mehr an die Brust... Tja. dann ist es halt so. Mein Sohn ist durch ein Stillproblem auch mit Flasche groß geworden. Er hat die Beikost auch erst mit 8 Monaten bekommen, da er vorher nicht wollte.

Mitglied inaktiv - 09.11.2012, 14:14



Antwort auf: nachts wieder vermehrt stillen

Hallo, bei uns war es auch so, dass sie erst nicht probieren wollte, und dann mit knapp 7 Monaten plötzlich war sie ganz heiß darauf. Und probiere einfach aus, ob sie erst gestillt werden oder erst Brei will, das variiert auch von Kind zu Kind :-) Jedenfalls gabs bei uns dann nur 3 Monate Brei, wobei ich zum Schluß schon nur noch wenig püriert habe, und seitdem sie 10 Mo war, hat sie Stücke gegessen und isst heute noch mit viel Freude. Manchmal ist es weniger, manchmal wie heute isst sie wie ein kleiner Scheunendrescher :-D und manchmal wie ein größerer Spatz. Kinder gehorchen keinen Normen, auch wenn einem das die Babybreihersteller scheinbar einreden wollen. ;-) Viel Spaß beim demnächst wieder ausprobieren, und macht Euch keinen Stress daraus, macht es locker und nach Eurem eigenen Tempo! LG Britta

von brittawirdmama am 10.11.2012, 21:50



Antwort auf: nachts wieder vermehrt stillen

PS: wir hatten wegen der Angst vor Verstopfung (das hatten alle Babys aus unserem Kurs schon durch) mit Kürbis gestartet, ist jetzt prima Zeit dafür, selbst Bioware kostet bei uns grad maximal 2,50 Euro im Kilo. Unsere Kleine hat ihn geliebt!!! Ich fand die Reste auch lecker ;-) Es muss längst nicht immer Möhre sein. Auch Pastinake fand sie lecker, nur die aus dem Glas nicht, die rochen auch irgendwie muffig :-( wir haben praktisch nur selbst gekocht, wenn das was für Dich ist, bist Du flexibler und kannst prima nach Jahreszeit und Angebot kochen.

von brittawirdmama am 10.11.2012, 21:54



Antwort auf: nachts wieder vermehrt stillen

ja ich koche selbst. Habe jetzt Möhre und Pastinake eingefroren als Eiswürfel. So kann ich immer mal ausprobieren. Mal schauen was er lieber mag. Gestern hat er 2-3 Löffelchen Möhre gegessen. Heute probieren wir wieder. Kürbis gibt es bei uns auch gerade im Biomarkt. Die haben ein tolles Angebot, immer alles aus der Region! So ist alles frisch und günstig!

von MamaundMini86 am 11.11.2012, 08:39