Milchmenge beim Abpumpen geht zurück

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Milchmenge beim Abpumpen geht zurück

Hallo! Mein Sohn, 12 Wochen, wird voll gestillt. Seit 4 Wochen gehe ich wieder arbeiten und pumpe seitdem eine Mahlzeit während der Arbeit ab, während mein Mann zeitgleich die MuMi vom Vortag füttert. Dies hat am Anfang wunderbar geklappt, es kamen in der 1. Woche problemlos 130ml zusammen. Doch seitdem geht es kontinuierlich bergab, mittlerweile mit viel Mühe und Not 90ml (bis gestern), wobei eine Seite nur max. 10-20ml gibt, die andere den Rest. Heute ging dann gar nichts mehr. Beim normalen Stillen scheint es auch weniger geworden zu sein, denn bereits nach ca. 5 Min. beginnt er nervös an der Brustwarze zu zerren. Allerdings macht er kein Theater, wenn man ihm dann die Brust ganz wegnimmt, er scheint also noch genug zu bekommen?!? Wie können wir die Milchmenge wieder steigern? Häufigeres Anlegen (z.B. am WE oder abends) hat nicht geholfen. Woran könnten die Probleme mit Abpumpen liegen? Lieben Gruß Sonja

von nachtfee am 09.07.2012, 22:46



Antwort auf: Milchmenge beim Abpumpen geht zurück

Liebe Sonja, es kann sein, dass dein Baby saugverwirrt ist und deshalb an der Brust zerrt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Wenn eine Frau merkt, dass ihre Milchmenge nicht mehr für den Bedarf des Kindes ausreicht, dann ist die erste Maßnahme, das Kind häufiger anzulegen. So erhält die Brust das Signal „es wird mehr Milch gebraucht" und reagiert mit einer gesteigerten Milchbildung. Du schreibst, dass sich die Milchmenge nicht erhöhen lässt, auch das deutet auf eine falsche Saugtechnik hin. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Wenn Du arbeiten bist, kann die Betreuungsperson die abgepumpte Milch mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten. Die Becherfütterung ist eine gute Alternative zur Flasche. Mit der richtigen Technik ist das Bechern nicht aufwändiger als Flasche zu geben. Dein Kleiner wird ein paar Anläufe brauchen (und ihr auch) bis er den Dreh raus hat, wie er die Milch aus dem Becherchen bekommt. Vielleicht hilft dir dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achte darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setze immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden! Außerdem solltest Du vermehrt abpumpen, um die Milchmenge wieder zu steigern. DEN idealen Zeitpunkt für das Abpumpen für jede Frau gibt es nicht. Du musst einfach ausprobieren, wann es bei dir am besten geht. Manche Frauen pumpen unmittelbar nach dem Stillen noch etwas ab, andere etwa in der Mitte zwischen zwei Stillzeiten oder aber auch während des Stillens an der anderen Seite. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Nach Möglichkeit solltest Du keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Du musst auch keine Sorge haben, dass Du deinem Kind durch das Pumpen etwas wegnimmst. Deine Brust wird entsprechend mehr Milch bilden. Ich hoffe, dir ein wenig weitergeholfen zu haben. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 10.07.2012



Antwort auf: Milchmenge beim Abpumpen geht zurück

Hallo Biggi! Vielen Dank für diese ausführliche Antwort!!!!! Hört sich ja spontan nicht sooo toll an....)=: Du schreibst, dass wir zur Überwindung der Saugverwirrung alle künstlichen Sauger weglassen sollen, also auch den Schnuller. Leider hat klein Benjamin mittlerweile seinen Daumen entdeckt.... Den nimmt er liebend gerne als "Alternative" zum Schnuller... Bekommt man das nach drei Monaten wieder raus? Meine Schwägerin hat für ihren kleinen einen anderen Sauger, ich glaube, von Medela, um ihn an die Brust zu gewöhnen (Frühgeburt mit KH-Aufenthalt), das hat super geklappt. Wäre das eine Alternative? Ansonsten werden wir deine Tipps jetzt mal ausprobieren. Zum Glück haben wir in anderthalb Wochen erstmal drei Wochen Urlaub, da kann er jederzeit und wann er will an der Brust trinken....;) Lieben Gruß Sonja

von nachtfee am 10.07.2012, 09:01



Antwort auf: Milchmenge beim Abpumpen geht zurück

ist doch gut wenn dein kleiner bereits eine alternative zum schnuller gefunden hat! :) ich glaube in dem zarten alter ist daumenlutschen noch kein problem! u wenn er sonst sein saugbedürfnis auch an der brust befriedigen kann, ist die gefahr gering, dass er auch noch später im kleinkindalter zum daumen greift. ein schnuller ist auch immer nur eine ersatzbefriedigung - im grunde sucht das baby die nähe zu seiner mutter. meine maus nimmt keine schnuller, nuckelt halt lieber an der brust. was jetzt aber nicht so aussieht, dass sie den ganzen tag an meiner brust hängt ;) nachts braucht sie viel nähe u tagsüber kuscheln wir 1-2x ausgiebig - den rest der zeit kommt sie seeehr gut ohne schnuller oder daumen aus... :) ich wurde nur ca 6 wochen gestillt u später bevor ich bereit dazu war vom schnuller entwöhnt - ende vom lied war, dass ich bis ins schulalter daumen gelutscht habe u sich sogar die oberen schneidezähne verformten... :/

von ziyal am 10.07.2012, 09:50



Antwort auf: Milchmenge beim Abpumpen geht zurück

Liebe Sonja, auch wenn so manche Werbung das Gegenteil behauptet: Jeder Schnuller/künstliche Sauger kann zu einer Saugverwirrung führen. Wenn ein Baby schon Zeichen einer Saugverwirrung zeigt, würde ich komplett auf künstliche Sauger verzichten! Das Risiko, dass ein Kind eine Saugverwirrung am Daumen entwickelt ist um ein Vielfaches geringer, als bei einem künstlichen Sauger. Dazu kommt, dass ein Baby mit dem Daumenlutschen in der Regel erst nach einigen Wochen beginnt und sich bis dahin hat sich das Stillen gut eingespielt und das Trinkmuster an der Brust ist für das Kind schon recht gut "abgespeichert". Insgesamt ist es so, dass nach Bedarf gestillte Kinder sehr viel weniger zum Daumen lutschen neigen und sich bei vielen Babys das Problem deshalb überhaupt nicht stellt. Manche Stillmütter, die das Daumenlutschen unterbinden wollen, nehmen dem Baby den Daumen immer wieder aus dem Mund und bieten stattdessen die Brust an. Nach einiger Zeit verzichten dann die meisten Babys von alleine wieder auf den Daumen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 10.07.2012



Antwort auf: Milchmenge beim Abpumpen geht zurück

Hallo Biggi! Man man man, da haben wir uns ja was eingebrockt....)=: Mal schauen, ob wir das wieder hinkriegen. Wir machen es jetzt so, dass er, wie du empfohlen hast, alle 2 Stunden angelegt wird, soweit möglich. Morgens kommt mein Mann mit dem Kleinen einmal auf die Arbeit, damit ich ihn stillen kann, einmal versuche ich abzupumpen. Trotz alledem haben wir das Gefühl, dass ihm die Milchmenge nicht reicht. Er ist unzufrieden und quengelig, schreit viel, was er sonst gar nicht gemacht hat. wenn es gar nicht mehr geht, bekommt er mal kurz den Schnuller, dann beruhigt er sich und schläft auch ein (meistens reichen nur knapp 5 Minuten Schnuller dicke aus...) Wie lange dauert das erfahrungsgemäß, bis die Brust wieder ausreichend Milch zur Verfügung stellt? Macht es Sinn, wenn es gar zu schlimm ist, mit Fläschchenmilch zuzufüttern? Was auch auffällt: in der letzten Zeit ist der Stuhl des Kleinen meistens grünlich. Es ist zwar regelmäßig und reichlich Stuhl da, aber halt grün. Auch Pipi wird ausreichend gemacht. Hängt das mit der mangelnden Nahrung zusammen? Vielen lieben Dank für die supergute Beratung! Es ist immer gut zu wissen, dass man so schnell und unkompliziert kompetente Beratung bekommt!! Liebe Grüße Sonja

von nachtfee am 11.07.2012, 12:09



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