Hallo Biggi,
mein Sohn wird morgen 1 Jahr alt und eigentlich hatte ich vor, ihn noch ein paar Monate zu stillen. Nun wird seine Schlaferei immer katastrophaler und ich werde in 14 Tagen wieder zwei Nachmittage arbeiten (er muss dann an diesen Tagen mit Papa ins Bett). Da ich so schon gerädert bin, sehe ich dieser Zeit nicht gerade frohlockend entgegen ;-). Ich kenne kein Nichtstillkind, welches so oft aufwacht, wie Max, deswegen hatte ich mir überlegt, nun doch langsam abzustillen (ein nächtlicher Abstillversuch ist im Dezember gescheitert, im Januar wollten wir dann nochmal, allerdings wurde er krank und hat gezahnt..) Wie kann ich vorghehen, um ihn langsam abzustillen, sagen wir mal so in 3 Monaten? Wir stillen morgens, abends und nachts und ab und zu auch mal tagsüber. Er isst außer mittags keinen Brei, nur Fingerfood (Brot, Obst, Käse) oder ein bisschen Familienessen, allerdings gegen abend immer weniger. Ich denke , dass das häufige Nachtstillen auch Hunger ist, weil er abends so wenig isst..Wenn er abends mal eine Scheibe Brot isst und wir danach noch stillen, hält er auch 4-5 Stunden durch. Macht es Sinn, jetzt noch zur Flasche hin abzustillen?
Ich kann ihn einfach nicht weinen hören, auch wenn er auf dem Arm ist, deshalb habe ich auch Angst vor einer stillfreien Zeit in der Nacht.
Liebe Grüße
Kerstin
Mitglied inaktiv - 13.02.2009, 16:43
Antwort auf:
Langsam abstillen
Liebe Kerstin,
das Schlafverhalten eines Kindes hat nicht zwingend etwas mit seiner Ernährung zu tun und es liegt deshalb auch nur selten daran, dass eine Frau noch stillt, wenn ein zwölf Monate altes Baby in der Nacht aufwacht. Wenn tatsächlich die Art der Nahrung festlegen würde, wie ein Baby schläft, dann dürften alle Stillkinder dieser Welt nie länger als 60 bis 90 Minuten am Stück schlafen (denn so lange braucht Muttermilch bis sie verdaut ist) und kein Kind, das Beikost oder künstliche Säuglingsnahrung erhält dürfte jemals bereits wieder nach zwei Stunden aufwachen. Da die Praxis belegt, dass weder das eine noch das andere so der Fall ist,
sieht man, dass die "dicke Nahrung am Abend = langer Schlaf Theorie" nicht stimmen kann.
Entwicklungsbedingt wachen sehr viele Babys in diesem Alter nachts häufig auf und suchen dann nicht nur die Nahrung aus der Mutterbrust, sondern auch die Sicherheit und Geborgenheit, die das Stillen automatisch mit sich bringt.
Das ist anstrengend für die Mutter, doch es gibt kein Patentrezept, wie ein Kind in dieser Situation zu längeren Schlafphasen "gebracht" werden kann. Auch die Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung oder Brei am Abend oder eben das Abstillen ist keine Garantie für ruhigere Nächte, im Gegenteil: Nicht wenige Eltern erleben, dass sich dadurch am Schlafverhalten Ihres Kindes gar nichts zum Positiven wandelt und manche Kinder wachen sogar noch häufiger auf.
Wenn Sie nun abstillen wollen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeigen Sie ihm, dass Sie es selbstverständlich noch genau so lieb haben wie schon immer. Sie entziehen ihm die Brust aber nicht Sie selbst und Ihre Liebe.
Dazu können Sie die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten.
Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedesmal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja zuerst (kurz) stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Das Verändern von Ritualen kann helfen.
Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden.
Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich.
Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sie nicht gleich die Geduld verlieren, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will?
Probieren Sie es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 13.02.2009