Kann ich den Still- und Schlafrhythmus beeinflussen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kann ich den Still- und Schlafrhythmus beeinflussen?

Hallo, Mein Sohn ist jetzt 6 Wochen alt und wird voll gestillt. Er hat tagsüber einen Rhythmus von 3 Stunden und anfangs hat er dann meistens um 20.30 bzw 21.30 Uhr zuletzt gegessen und hat dann 5-6 Stunden ausgehalten. Mittlerweile ist die Zeit zwischen 19 bzw 20 Uhr. Er kommt dann natürlich um 0 bzw 1 Uhr was für mich sehr wenig Schlaf bedeutet weil ich ja nicht um 20 Uhr ins Bett gehe... Jetzt hab ich ihn schon mal um 22 Uhr geweckt aber dann kommt er wieder in seinem 3 Stunden-Rhythmus Das ist doch sehr komisch. Haben Sie einen Tipp für mich? Oder wird sich beim Stillen nie ein wirklicher Rhythmus einpendeln? Bzw werden die Abstände auch mal länger? LG

von Zilly200418 am 31.05.2018, 20:46



Antwort auf: Kann ich den Still- und Schlafrhythmus beeinflussen?

Liebe Zilly200418, der „regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Die Abstände können mit der Zeit durchaus länger werden, eine Garantie gibt es leider nicht. Ich kann Dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Dein kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 31.05.2018



Antwort auf: Kann ich den Still- und Schlafrhythmus beeinflussen?

Hallo, Biggi hat es ja wieder toll beantwortet. Liebe Zilly, eines der Wörter, die ich nach 5 Monaten mit Baby nicht mehr hören kann, ist in der Tat Rhythmus:-) Sei es auf das Stillen oder den Schlaf bezogen. Der Rythmus ist eine Utopie:-) Handel lieber nach Bedarf beim Stillen und auch beim Schlaf. Das nimmt so viel Druck. Und du musst dich nicht die ganze Zeit fragen, warum das Baby jetzt schon wieder trinken will oder warum es wieder nicht schläft. Rechne höchstens erst mit 1 Jahr mit einem kleinen Rhythmus. Mein Kleiner stillt mit seinen 5 Monaten auch noch nach Bedarf. Wirklich feste Schlafzeiten hat er auch noch nicht. Aber uns geht es gut damit, und wie gesagt: es nimmt so viel Druck von mir. Liebe Grüße Verena

von Verenchen123 am 01.06.2018, 09:56