Hört Brustnuckeln von selbst auf oder abgewöhnen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Hört Brustnuckeln von selbst auf oder abgewöhnen?

Liebes Still-Team, Ich bin hier neu im Forum, habe schon so einige Einträge gelesen, aber noch nie selbst gechrieben ... und dann gleich einen ganzen Roman, aber ich weiss einfach nicht, was ich machen soll ... Mein Sohn ist jetzt fast 13 Monate alt. Seit Geburt war er kein guter Schläfer. In den ersten Wochen wollte er nicht länger als 20 Minuten Mittagsschläfchen halten und nachts kam er auch alle 1,5 Stunden (die ersten 5 Monate wurde er voll gestillt). Tagsüber hat er eigentlich nur etwas länger geschlafen, wenn er beim Stillen bei mir in den Armen eingeschlafen ist. Ablegen war dann aber leider nicht mehr möglich, da ist er sofort wieder wach geworden und hat sich lauthals beklagt. Mittlerweile schläft er jetzt seine 1-2 Stunden zweimal am Tag, darüber bin ich auch sehr glücklich. Ich lege mich mit ihm zusammen ins Bett zum Stillen und dann schleiche ich mich aus dem Zimmer, das klappt ganz gut :-) Im Auto bzw. im Kindergarten und auch wenn er alleine mit seinem Vater ist, schläft er im Kinderwagen ein (Bettchen geht leider immer noch nicht, da wird er sofort wieder wach). Anfangs hatte ich ihn abends nach dem Stillen immer in sein Bettchen gelegt, aber als er dann mit etwa 4,5 Monaten seine ersten Zähnchen bekam, dann den ersten Schnupfen ... und alle 30 Minuten gestillt werden wollte, habe ich ihn nachts bei mir/uns im Bett schlafen lassen. Da ich dann auch mit 5,5 Monaten wieder arbeiten musste, war es die einzige Form für mich, morgens einigermassen ausgeruht aus dem Bett zu kommen. Zudem geniesse ich die Nächte mit meinem Sohn auch heute noch sehr, obwohl er immer noch alle 2 Stunden an die Brust will. Das Problem ist jetzt, dass ich in etwa 3 Wochen geschäftlich unterwegs und 2-3 Nächte ausser Haus sein werde. Ich weiss jetzt einfach nicht was ich machen soll. Muss ich den Kleinen jetzt aus unserem Bett verbannen, damit er lernt alleine einzuschlafen und die ganze Nacht ohne Stillen durchzuschlafen oder soll ich es einfach darauf ankommen lassen? Was ist am gesündesten für den Kleinen? Wie gehe ich am Besten vor (schreien lassen ist natürlich keine Alternative für mich)? Bis heute, ist er noch nie im Bett von alleine eingeschlafen. Von Schnullern und Fläschchen will er übrigens auch nichts wissen, das haben wir schon mehrmals ausprobiert. Ich hoffe, Ihr könnt mir ein paar wertvolle Tips geben. Lieben Dank schon einmal im voraus!

von Paradise13 am 27.12.2016, 14:43



Antwort auf: Hört Brustnuckeln von selbst auf oder abgewöhnen?

Liebe Paradise13, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit acht oder zwölf Monaten. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", dass es z.B. über La Leche Liga Deutschland zu kaufen gibt, kann hier tatsächlich hilfreich sein. Nicht, dass es große Auswege aufzeigen würde, aber es erklärt, warum das so ist mit unseren Babys, und warum das auch ok ist. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert. Wegen zwei bis drei Nächsten musst Du ganz sicher nicht abstillen, entweder dein Mann steht das durch oder aber er begleitet dich mit dem Baby ;-). Dein Kind wird in seiner gewohnten Umgebung sein und dein Mann könnte mit ihm spazieren gehen und ihn im Wagen schlafen lassen, bis er schläft. Auch kann er ihn einfach wach lassen, bis er in seinen Armen einschläft. Hab Vertrauen, dein Kind wird damit klar kommen! Dein Mann und dein Baby werden es schaffen! Mein Mann ist damals mit dem Auto durch die Stadt gefahren und die Kinder haben Lichter gezählt, bis ihnen die Augen zufielen, an anderen Tagen durften die Kinder auf der Couch in Papas Arm einschlafen und wenn es gar nicht gegangen wäre, hätten sie eben gekuschelt bis zum Umfallen ;-). Hab Vertrauen! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 27.12.2016



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Wie kann ich schonend das Brustnuckeln abgewöhnen?

Hallo, Frau Welter. Mein Baby ist ein Frühchen und mit 29+5 per Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Sie ist gesund und hat schon mit jetzt einem Jahr alles aufgeholt. Wir haben ein massives Problem mit dem Einschlafen ohne Brustnuckeln. Als wir aus dem Krankenhaus kamen, riet mir meine Hebamme, meine Tochter nicht sofort von der Brust zu nehmen,...


Sollte ich meinem Baby jetzt das Brustnuckeln abgewöhnen und wenn ja, wie?

Liebe Stillberaterinnen, Meine Tochter ist 6 Monate alt, wir fangen gerade an, Mittags Beikost zu geben, ansonsten wird sie nur gestillt. Sie nimmt weder Schnuller noch Flasche. Beim letzten Besuch hat der Kinderarzt geraten, daran zu arbeiten, dass sie nachts durchschläft und nicht mehr trinkt/nuckelt, da es jetzt leichter zu trainieren sei,...


Baby knapp 10 Monate - wie nachts abstillen und Brustnuckeln abgewöhnen?

Hallo, ich bin schon länger stille Mitleserin, wende mich jetzt aber mit meiner Frage an Sie, weil mein Mann und ich uns keinen Rat mehr wissen. Unsere Tochter ist knapp 10 Monate alt und wird tagsüber bereits seit 2 Monaten nicht mehr gestillt. Sie isst ihre Mahlzeiten in der Regel gut - auch den abendlichen Griesbrei mag sie gerne. Allerdings ...


Nächtliches Brustnuckeln abgewöhnen?

Hallo, ich habe zu meinem expliziten "Problem" bisher keine passenden Threads gefunden, da es grundlegende Unterschiede bei uns zu den meisten "Brustnuckel-Einschlaf-Problemen" gibt. Wie oben schon beschrieben, würde ich gern das nächtliche Dauer-Brustnuckeln abgewöhnen bzw. einschränken. Jedoch ist es bei uns nicht so, dass mein Sohn (3,5 Monate) ...


Schnuller wieder abgewöhnen oder nicht?

Hallo, Vor 5 Tagen habe ich meinen Sohn im Krankenhaus auf die Welt gebracht. Leider hat er nicht geatmet und wurde sofort abgenabelt und weggebracht. Er musste künstlich beatmet werden und verbrachte zwei Nächte auf Intensivstation und eine Nacht auf der Kinderstation. Zum Glück ist alles ganz gut ausgegangen und wir konnten nun schon nach Hau...


Wie kann ich das Stillhütchen abgewöhnen?

Hallo, mein Sohn ist nun 4 1/2 Wochen alt. Im Krankenhaus wurde uns das Stillhütchen gegeben, da mein Sohn die Brustwarze nicht fassen konnte. Nun versuchen wir das Stillhütchen abzugewöhnen, dies endet jedoch immer in großem Geschrei und Frustration. Auf der rechten Seite klappt es ab und zu für ca. maximal 5 Minuten. Auf der linken Seite do...


Baby 7 Woche, schläft nur an Brust (stillhütchen) ein, nuckeln abgewöhnen?

Hallo, Mein erstes Baby ist jetzt nun 7 Wochen alt. Er tut sich sehr schwer mit dem einschlafen und schläft eigentlich nur nuckelt an der Brust ein. Dadurch ergibt sich natürlich das Problem, dass er immer zu viel Milch trinkt und dann spuckt und dass nur ich ihn ins Bett bringen kann und auch nachts mich kaum von ihm wegdrehen kann.... Schnulle...


Abstillen bzw Einschlafstillen abgewöhnen

Guten Tag, ich habe interessiert den Beitrag von Marielajob zum Thema Abstillen in der Nacht gelesen und hierzu noch eine Frage. Mein Sohn ist nun genau ein Jahr alt, wollte nie einen Schnuller und hat auch nie eine Milchflasche bekommen/angenommen. Beikost hat er von Anfang an sehr gut angenommen und interessiert sich sehr für unser Essen. Nur...


Wie Dauernuckeln abgewöhnen?

Hallo. Mein Sohn ist vor ein paar Tagen 2 geworden und wird noch gestillt. Ich will eigentlich noch nicht abstillen bzw. dann abstillen, wenn er es nicht mehr einfordert. Allerdings ist es so, dass er nachts ständig und lange nuckelt und dann nuckelnd schläft. Dadurch bekomme ich entsprechend wenig Schlaf und meine Brustwarzen tun mir weh, was ...


Schnuller abgewöhnen..?

Vielen Dank für die Antwort! Mir ist es schon sehr wichtig, beim stillen zu bleiben.  Bestehe den die Möglichkeit zum vollen Stillen zu kommen, wenn wir es schaffen den Schnuller wegzulassen und möglichst auch von der Flasche weg zu kommen? Oder ist das jetzt schon zu spät? Bzw zu viel, was wir zufüttern?  Haben sie Tipps vom Schnuller weg zu komm...