Frage: Dauerstillen

Hallo Frau Welter, unser Sohn ist mittlerweile 16 Wochen alt und er gedeiht gut. Er ist 3 Wochen früher geboren als ET. Seit der Geburt stille ich voll und er ist sehr auf mich fixiert, brauch innigen Körperkontakt, den ich ihm auch sehr gerne gebe. Wir kuscheln sehr viel mit ihm und er schläft im Elternbett, da ich ihn nachts auch im Liegen stille, was sich sehr positiv auf unsere Augenränder auswirkt ;0). Von Anfang an ist es so, dass der kleine Mann sich mit sehr wenigen Ausnahmen, aller 1/2 Stunde (!) meldet, dann lege ich ihn an, er trinkt mal mehr, mal weniger, was auch in Ordnung ist und dann "genießt" er noch. Bis er dann von selbst von der Brust abgeht, kann gut und gerne 1h verstreichen. Ab und an kann ich, wenn er an mir eingeschnorchelt ist,ihn auch ablegen zum Schlafen. Unter Tag schläft er allerdings nie länger als max.1h am Stück alleine. Er schläft aber ohne meine Hilfe, bzw. der meiner Brüste, nicht von alleine ein. Behalte ich ihn aber bei mir und leg ihn auf meinen Bauch, schlafen wir beide gemeinsam einen langen, erholsamen Tagesschlaf. Er betreibt das sog. Clusterfeeding, das leuchtet ein und ebenso verstehe ich das Grundbedürfnis nach Körperkontakt, was ich selbst auch genieße und immer zulasse, allerdings frage ich mich, warum er z.B., wenn wir mit KiWa unterwegs sind und ich gut und gerne 2,5h unterwegs bin, keine Anstalten macht stillen zu wollen. Im Gegenteil, sind wir zu Hause spiele ich manchmal noch eine halbe h mit ihm. Fehlt ihm in irgendeiner Form die Bespaßung am Tag? Ist er zu wenig ausgelastet? Er hat keinen großartigen Kontakt zu Gleichaltrigen und die Großeltern wohnen leider nicht in unserer Nähe, daher verbringe ich die meiste Zeit mit ihm alleine, bis mein Mann abends nach Hause kommt. Wenn ich ihn dann nach einer längeren Zeit, wie nach dem Spazieren, anlege, habe ich zudem das Gefühl, er trinkt effektiver, da mehr Hunger vorhanden und die Brust "gibt mehr her". Wenn er am Dauerstillen ist, beschleicht mich manchmal das Gefühl, das meine Brüste ihn unter Umständen nicht gleich das geben, was er brauch und deswegen am Dauerstillen ist? Wenn dies sein Rhythmus ist, dann richten wir uns gerne weiterhin darauf ein, ein wenig Freiraum und wenn es nur 2h sind, wäre aber schon schön. Vielleicht haben Sie einen Tipp? Im übrigen werde ich ab August zur Babymassage gehen und Babyschwimmen beginnen. Ich danke Ihnen für Ihre Antwort im Voraus Herzliche Grüße von einer Mama, die ihren Muckel mal wieder auf dem Bauch schlafen hat... :0)

von aprilmama2013 am 04.07.2013, 17:21



Antwort auf: Dauerstillen

Liebe aprilmama2013, keine Sorge, Du machst nichts falsch und dein kleiner Mann ist völlig okay :-). Er braucht wohl einfach nur viel Nähe und Körperkontakt, aber das ist nicht verkehrt. Beim Spazierenfahren ist das Baby einfach nur abgelenkt und durch das Schaukeln beruhigt, deshalb bleibt es so lange friedlich. Mach dir keine Sorgen, dein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: "Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, lässt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: "Tragen") Es ist deshalb auch nicht möglich ein Baby zu "verwöhnen" im Sinne von "verziehen". Ohnehin istverwöhnen ja nichts Negatives. Freuen wir uns nicht alle darüber, wenn uns jemand verwöhnt will heißen etwas Gutes tut. Verwöhnen ist nichts anderes als jemandem etwas Gutes tun, dafür zu sorgen, dass er sich wohl fühlt und das ist etwas Positives. Hab noch etwas Geduld, dein Baby wird dir bald mehr Freiraum lassen und wenn Du mal Ruhe brauchst, schickst Du einfach deinen Mann mit dem Kinderwagen los ;-). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 04.07.2013



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