Guten Abend,
unser Stilljunkie wird im Dezember drei Jahre alt. Ein Auskommen ohne seine "Brustmilch" ist nicht absehbar. Weiß gar nicht mehr, wie sich ein Schlaf von mehr als drei Stunden anfühlt. Hab schon jede Ecke im Familienbett durch, doch er fand und findet mich immer.
Ich bin immer davon ausgegangen, dass er sich selbst abstillt. Hoffe ja immer noch. Jedoch rückt der Dezember immer näher und ich frage mich, wann er nicht mehr gestillt werden möchte. Wenn ich mich recht entsinne, liegt das psychologische Abstillalter zwischen zwei und vier Jahren.
Wir genießen unsere gemeinsame Zeit. Nur nimmt diese gegenwärtig einen enormen Stellenwert ein. Bitte nicht falsch verstehen. In der Nacht möchte er ständig ran sowie bevor und während wir aufstehen wollen. Am liebsten gleich wieder nach dem Anziehen und sofort, wenn ich ihn in der Kita abhole. Wenn ich ihm, z.B. in der Kita nicht gewähre, dann flippt er völlig aus. Ich habe es schon mit Ablenkung, kuscheln etc. versucht.
Warum ich jetzt vor seinem Geburtstag so einen Anflug von Panik bekomme? Weiß ich auch nicht so recht. Vielleicht, weil ich denke, dass es an der Zeit einfach ist. Auch möchte ich wieder voll arbeiten gehen (mein Arbeitgeber gewährt mir nach wie vor die Stillzeiten). Es ist wieder so eine Gradwanderung. Bin in einer Führungsposition tätig, jedoch, bedingt durch die Stillzeiten und des Nachtarbeitsverbot, nicht immer da. Fraglich ist, ob ich meiner Aufgabe und den Mitarbeitern gegenüber noch gerecht werde? Auf der anderen Seite steht die Familie und mein kleiner Sohn, der Mami braucht und für den ich da sein möchte. Natürlich kann ich ihm ja auch anderweitig gerecht werden, jedoch ist für IHN seine "Brustmilch" das Nonplusultra.
Von Oma und Opa sowie der Erzieherin wird berichtet, was für ein lieber Kerl er ist. Er ist neugierig, hat keine Angst vor neuen Dingen, probiert sich aus und ist spielt mit anderen Kindern. Auch bekam ich schon zu hören, dass er bei anderen voll die Ruhe weg hat. Selbst der Papa meint, wenn ich auf der Bildfläche erscheine, ist er wie ausgewechselt, nämlich anhänglich, weinerlich und ein Tragekind.
Wie ich das so schreibe, muss ich schon selber schmunzeln. Ja, so ist es momentan. Gibt es Licht am Ende des Tunnels?
Vielen Dank für eine Antwort
Dani
von
Dani100
am 14.11.2012, 23:51
Antwort auf:
Dauer der Stillbeziehung
Liebe Dani,
ja, ich schmunzle auch, denn das ist typisch für unsre gestillten Kleinkinder ;-). Sie toben und sind aufgeschlossen, ausgeglichen und fröhlich - und bei Mama wird alles verarbeitet ;-)).
Trotzdem kannst Du deinem Kind klar machen, dass dir das viele Stillen zu viel wird und Du es reduzieren magst.
Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen.
Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt.
Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern.
Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug.
Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen.
Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten.
Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.11.2012