Frage: bin soo traurig

Hallo Biggi! ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin, bin aber total traurig und muß mal meinen "Frust" los werden. Meine Schwester hat vor einer Woche einen Sohn bekommen. Die Geburt war laut Hebamme wohl sehr anstrengend für Sie. Der Kleine ist aber gesund und eigentlich ist alles bestens. Er hat von anfang an gut getrunken. Er schreit kaum, schläft den ganzen Tag. In der Nacht ist er jedoch wach. Was ja eigentlich kein Problem ist, für mich wäre es jedenfalls keins. Sie kann sich ja tagsüber hinlegen. Sie war aber total kaputt davon. Sie hat nur geheult, gesagt sie muß das Kind vielleicht weggeben ,undundund (hebamme sagt wochenbettdepressionen) Habe Sie bei mir zu Hause aufgenommen, weil sie so am Ende war. Wollte sie unterstützen, weil ich es so wichtig finde, gerade wenn sie raucht (Sie hat während der ganzen Schwangerschaft geraucht (10 oder mehr). Die ersten 3 Tage nach der Geburt aufgehört und jetzt wieder. Ich find es so schrecklich!), dass das Kind wenigstens die wichtigen Nährstoffe der Muttermilch bekommt. Hab alles versucht, plötzlich wollte sie nicht mehr stillen. Sie sagt, sie schafft es nicht und sie fühlt sich ausgelaugt...Naja, jedenfalls war sie heute beim Arzt und hat sich Johanneskraut geben lassen, damit die Milch zurückgeht. Das geht mir so nahe. Ich bin eine Stillmutti mit Leib und Seele gewesen. Hatte anfangs totale Schwierigkeiten, aber nach 6 Horrorwochen hat es bei uns geklappt und bin und war so stolz, dass ich durchgehalten hab. Ich finde es so schade, dass sie gleich aufgegeben hat. Habe auch Angst, dass das Kind jetzt die ganze Zeit schreit, weil es jetzt ja erst recht auf Entzug kommt!!! Oder sehe ich zu schwarz? Liebe Grüße Sonja

Mitglied inaktiv - 30.01.2007, 21:22



Antwort auf: bin soo traurig

Liebe Sonja, ich kann deine Trauer und auch deine Sorge gut verstehen, aber im Moment ist deiner Schwester wohl am besten zu helfen, wenn Du zu ihr stehst. Ich denke nicht, dass Johanniskraut ihr sonderlich helfen wird, bitte frage aber dazu den Arzt, ich darf keine medizinischen Ratschläge geben. Das Buch "Mutterglück und Tränen" von Petra Nispel empfehle ich dir sehr gerne, es hat schon vielen Müttern und auch Angehörigen geholfen. Außerdem gibt es einen wunderbaren Verein "Schatten und Licht", der nur für Frauen mit Depressionen nach der Geburt ist. Hier eine kurze Inhaltsangabe: Krise nach der Geburt Das erwartete Kind ist da und. plötzlich kommt alles anders als erträumt? Statt Mutterglück nur Tränen? Sie sind nicht allein. Weitaus mehr Frauen als vermutet geraten nach der Geburt eines Kindes in eine Krise. Die Krise nach der Geburt gliedert sich in drei verschiedene Kategorien, deren Grenzen fließend sein können. Babyblues "Heultage" Der Babyblues bezeichnet ein kurzfristiges Stimmungstief in den ersten Tagen nach der Entbindung. Er entsteht meist zwischen dem 3. und dem 5. Tag. Die typischen Kennzeichen des Babyblues können sein • Traurigkeit und häufiges Weinen, • Empfindsamkeit und Stimmungsschwankungen, • Müdigkeit und Erschöpfung, • Schlaf und Ruhelosigkeit, • Ängstlichkeit und Reizbarkeit, • Konzentrationsschwierigkeiten ... Postnatale Depression Die postnatale* bzw. postpartale* Depression kann jederzeit im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes entstehen. Dabei sind graduelle Abstufungen von leicht bis schwer zu unterscheiden. Typisch ist jedoch eine schleichende Entwicklung. Die Kennzeichen einer solchen Depression können sein • Müdigkeit, Erschöpfung und Energiemangel, • Traurigkeit, häufiges Weinen und inneres Leeregefühl, Schuldgefühle, • allgemeines Desinteresse und sexuelle Unlust, • Konzentrations Appetit und Schlafstörungen, •• Ängste, innere Unruhe, extreme Reizbarkeit, Panikattacken und Zwangsgedanken (wiederkehrende destruktive Vorstellungen und Bilder) sowie Selbstmordgedanken, • zwiespältige Gefühle dem Kind gegenüber, • Kopfschmerzen, Schwindel und Herzbeschwerden ... * (lat.: post = nach; natus = geboren, Geburt; partus = Niederkunft) Postnatale Psychose Die postnatale bzw. postpartale Psychose, die Wochenbettpsychose, gilt als die schwerste, aber seltenste Form der nachgeburtlichen Krise, in deren Verlauf die betroffene Mutter den Kontakt zur Realität verlieren kann. Sie entsteht vorwiegend in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung, kann sich aber auch aus einer Depression entwickeln. Es lassen sich folgende Formen unterscheiden • Manisch, mit starker Antriebssteigerung, motorischer Unruhe, Verworrenheit und Wahnvorstellungen. • Depressiv, mit extremen Angstzuständen, Antriebs , Bewegungs und Teilnahmslosigkeit. • Schizophren, mit Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Antriebsarmut. Häufig findet man bei Wochenbettpsychosen Mischformen der genannten Zustandsbilder. Hilfe Die Krise nach der Geburt, von der viele Frauen in unterschiedlichem Maße betroffen sind, ist auf zahlreiche, hormonelle, biochemische, psychische, soziale und gesellschaftliche Ursachen zurückführen. Keine Frau ist für ihren Zustand verantwortlich! Der Verein Schatten & Licht, Krise nach der Geburt e.V. will betroffenen Frauen helfen und das Verständnis für postnatale Problematik fördern. Wir wollen • Erfahrungsaustausch zwischen betroffenen Frauen ermöglichen. • Regionale Selbsthilfegruppen bilden. • Schwangere Frauen und solche, die sich ein Kind wünschen, informieren. • Fachleute aufklären und vermitteln. • Vorträge organisieren. • Den Mythos von der glücklichen und perfekten Mutter korrigieren. Kontakt Schatten & Licht Krise nach der Geburt e.V. Frau Sabine Surholt Obere Weinbergstr. 3 D-86465 WELDEN Tel.: 08293 / 965864 So, hier ist wieder Biggi : ) Ich finde es toll, dass es so einen Verein gibt, der das große Tabu bricht. Ich hoffe so sehr, dass deine Schwester dort Hilfe bekommt. Liebe Mütter, ich hoffe, Ihr schaltet Euch hier kräftig ein und beschreibt Euren Weg aus der Depression. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 30.01.2007



Antwort auf: bin soo traurig

hallo nochmal, das Johanneskraut soll die Milchbildung stoppen. Habe heute mit ihr gesprochen. Anscheinend geht es ihr jetzt schon viel besser, weil sie nicht mehr stillen muß, sondern die Flasche gibt. Ich kann sie einfach nicht verstehen. Stillen ist doch so was schnes??? Wie steht es den mit ihrem Rauchen? ist es wirklich so, dass Kinder von rauchenden Kindern Entzugserscheinungen bekommen, wenn sie nicht mehr im Mutterleib sind bzw. nicht mehr gestillt werden? Liebe Grüße Sonja

Mitglied inaktiv - 31.01.2007, 12:28



Antwort auf: bin soo traurig

Liebe Sonja, ich kann deine Gefühle verstehen und ich weiß auch noch, wie ich als ganz junge Mutter und frischgebackene Stillberaterin das Banner des Stillen vor mir hergetragen habe und geglaubt habe, dass doch JEDE Frau das Bedürfnis haben muss, eine Stillzeit zu erleben. Doch eben so wenig wie es für Kinder etwas gibt das für "jedes" Kind richtig ist und deshalb alle Aussagen, die mit "jedes Kind kann..." beginnt sehr kritisch zu betrachten sind, so gibt es auch nichts, was für "jede" Frau richtig ist. Wenn eine Frau nicht stillen will, dann kann das unzählige und vielschichtige Gründe haben. Frage doch mal im Nebenforum bei einem Kinderarzt nach, wie das mit den Entzugserscheinungen ist und wie man dem Kind dabei helfen kann. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 31.01.2007