Frage: Baby nachts aufwecken zum stillen?

Guten Tag liebe Still-Expertinnen, ich hätte eine Frage, die mich ziemlich verunsichert. Zunächst zu den Gegebenheiten: Meine Tochter wurde am 04.05.2020 mit 3650 Gramm, 52 Zentimetern und 35,5 Zentimetern Kopfumfang geboren. Ihr Mindestgewicht lag bei 3420 Gramm, ihr Geburtsgewicht hat sie nach acht Tagen wieder erreicht. Von vorletzter Woche auf letzte Woche hat sie in genau sieben Tagen "nur" 140 Gramm zugenommen. Letzten Mittwoch wog sie 3995 Gramm, am Sonntag dann 4110 Gramm. Sie hat in den vier Tagen also 115 Gramm zugenommen. Am 31.05. war sie dann 53 Zentimeter lang jnd hatte einen Kopfumfang von 37 Zentimetern. Meine Frage ist nun, ob ich sie nachts zum Stillen wecken soll. Ich bekomme sie nämlich trotz streicheln, kitzeln, mit ihe reden und wickeln absolut nicht richtig wach, sie trinkt dann zwar einige Züge aber schläft dann sofort wieder tief ein. Sie trinkt also weder ergibig, noch effektiv. Kann ich es ihr also vielleicht ersparen, sie nachts für ein paar Schlucke Milch so ärgern zu müssen? Sie würde dann allerdings vermutlich ab etwa 22 Uhr bis etwa 7 Uhr morgens schlafen, ohne zu trinken. Das ist doch zu lange für ein knapp fünf Wochen altes Baby, oder? So würde ich ja niemals auf 8 bis 10 Stillmahlzeiten am Tag kommen, da sie am Tag auch nur alle 2,5 bis 3 Stunden hunger hat. Oder würde sie dann eventuell am Tag nachholen, was die nachts verpasst? Sie hat übrigens ca. alle 3 Stunden eine nasse Windel und auh mehrmals täglich Stuhlgang. Ich will aber auf keinen Fall, dass sie zu wenig zunimmt, und ich habe auch Angst um meine Milchmenge. Mache ich mir zu viele Gedanken und sollte sie vielleicht einfach schlafen lassen, oder macht es bei ihrer Gewichtsentwicklung schon Sinn, sie zum trinken aufzuwecken? Vielen, vielen Dank für Ihre Hilfe!

von LisaEmiliaund Baby am 04.06.2020, 14:10



Antwort auf: Baby nachts aufwecken zum stillen?

Liebe LisaEmiliaund Baby, beobachte die Zunahme mal über mehrere Wochen, wenn es nur einmal nicht ganz 150 Gramm schafft, ist das kein Weltuntergang. Babys nehmen in Schüben zu und nicht linear und mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Gewichtszunahme. Die durchschnittliche Gewichtszunahme bei einem gestillten Baby beträgt in den ersten drei bis vier Monaten 150 bis 227 Gramm pro Woche, bei einem vier bis sechs Monate alten Stillkind beträgt sie noch 85 bis 142 Gramm wöchentlich. Das nimmt dann immer weiter ab, was verständlich ist, denn sonst wären unsere Babys irgendwann Riesen! Das durchschnittliche Längenwachstum bewegt sich bei etwa 1,27 cm pro Monat, und die Zunahme des Kopfumfangs liegt bei etwa 6,4 mm monatlich. Du kannst also auch mal im U Heft schauen, wie es mit dem Längenwachstum und Kopfumfang ausschaut. Ein voll ausgetragenes, gesundes und gut gedeihendes Kind kann schlafen, so lange es will. In der Regel weiß das Baby selbst am besten, was es wann braucht, gleich ob es sich dabei um Nahrung oder Schlaf handelt. Die einzige Ausnahme wäre ein schlecht zunehmendes Baby. Diese Kinder müssen unter Umständen von der Mutter geweckt und zu häufigerem Stillen angeregt werden. Schau mal, was Dein Baby in dieser Woche zunimmt, wenn es wieder nicht reicht, solltest Du tatsächlich mehr stillen. Wird das Baby bei einem (tatsächlichen) Gewichtsstillstand häufiger angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal "mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf deines Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Allerdings solltest Du erst einmal abwarten und dein Kind auf deiner Waage beobachten. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 04.06.2020