Baby jede Stunde seit Dezember wach

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby jede Stunde seit Dezember wach

Kind jede Stunde wach... Baby immer noch jede Stunde wach... Ich versuch mal, es so kurz wie möglich zu halten. Unsere kleine Maus ist Ende September geboren und somit fast 7 Monate nun. Die Geburt ging relativ zügig, aber auch unkompliziert über die Bühne in 3 Stunden. Trotzdem hat sie nach der Geburt schon sehr viel geweint und kaum geschlafen. Tagsüber war es eine Katastrophe und nur Stillen hat hier Abhilfe geschaffen... Dafür war es Nachts relativ erträglich. Die Hoffnung, die uns die Ärzte gemacht haben, dass es die so genannten 3-Monats-Koliken sind, wurden leider auch zerschlagen, weil es seit dem Dezember sogar bezüglich des Schlafes noch schlimmer geworden ist. Sie kommt nun seit Dezember jede Stunde und schreit ohne Vorwarnung drauf los. Manchmal schafft Sie es wieder einzuschlafen, aber ansonsten heißt es wieder nur stillen. Tagsüber genau das gleiche Spiel... Nur, da sie sich da weigert zu schlafen und immer wieder bitterlich weint... Es dauert ewig, bis sie einschläft und auch oft nur mit Stillen. Auch im Kinderwagen ist es oft so, dass sie weint, obwohl sie müde ist und sich wie verrückt die Augen reibt. Langsam nach fast Monaten sind die Kräfte dahin und keiner weiß uns mehr weiter zu helfen. Schnuller nimmt sie nicht an... Osteopathen, Orthopäden und Chiropraktiker wurden auch schon aufgesucht, hat aber bezüglich des Schlafes keine Besserung gebracht. Zur Info... Sie schläft bei uns im Beistellbett bzw. iwann Nachts dann auch im Bett. Die KiA bringt jedesmal andere Argumente. Mal waren es die 3-Monats-Koliken, Schübe, Zahnen (seit Dezember?) oder auch die Hüftschiene, die sie 4 Monate tragen musste... Also im Endeffekt... Sie hat auch keine Ahnung, da die Maus sonst topfit ist. Osanit, Dentinox, Kümmelzäpfchen etc. bringen auch alle nichts. Feste Rituale sind ebenso vorhanden Deswegen wende ich mich hier an Sie PS Schreien lassen, haben wir auch schon probiert... Bringt ebenfalls nichts.

von Mellorine am 19.04.2017, 20:21



Antwort auf: Baby jede Stunde seit Dezember wach

Liebe Mellorine, Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Wichtig ist, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... Sehr ans Herz legen mag ich euch ein Tragetuch. Denn getragene Säuglinge sind meist pflegeleichtere Säugling, weil sie durch den intensiven Körperkontakt eines ihrer Grundbedürfnisse auf wunderbare Weise befriedigen können. Ein weiterer Vorteil: Auch der Papa kann sich das Baby an den Körper binden und mit ihm schöne lange Spaziergänge machen, während denen das Kleine an seinen Körper gekuschelt schlafen wird. Dies stärkt auch die Bindung zwischen Vater und Kind auf besondere Weise! Wie so ein Tuch optimal gebunden wird können dir die meisten Stillberaterinnen zeigen, darum macht es allein deshalb schon Sinn, mal zu schauen, ob es jemanden in Eurer Nähe gibt! • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 19.04.2017