Frage: Abstillen

Liebes Stillberatungsteam, unser Kleiner (18 Monate) alt, war von Geburt an ein tolles Stillkind. Stillen hat durchgehend wunderbar geklappt, schlafen leider nicht. Geschlafen hat er eine sehr sehr lange Zeit eigentlich nur auf Mamas Arm und an der Brust und wenn man ihn ablegen wollte (z.B. Babybay oder im Elternbett), auch wenn man daneben liegen geblieben ist, ist er sofort wach geworden und hat viel geweint. Im Kinderwagen hat er immer gut geschlafen. Jedenfalls bin ich die letzten Monate wirklich viel mit Kind im Arm gesessen. Mit der langsamen Breieinführung (er ist und war kein guter Esser, aber das wird...) habe ich das Stillen immer mehr reduzieren können. Schließlich habe ich nur noch mittags vor dem Mittagsschlaf gestillt oder eben vor dem Schlafen gehen bzw. in der Nacht (und ein stündliches oder zweistündliches Aufwachen war bei uns der Alltag). Unser Sohn hat von Geburt an keine Schnuller akzeptiert und auch keine Flasche genommen. Silikon scheint ihm nicht geheuer zu sein. Bis heute. Nur mit der Brust haben wir es geschafft, dass er eingeschlafen ist bzw. einschlafen konnte. Mit ca. 14 Monaten hat er sich dann plötzlich mittags und abends, wenn er beim Stillen (das ging dann oft ganz schnell) eingeschlafen ist, in sein Kinderbettchen legen lassen. Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass er ganz genau weiß, dass er jetzt ins Bettchen gelegt wird und weiter geschlafen. Aber manchmal wenn ich ihn abgelegt habe, hat er sich durchgebogen und wieder protestiert. Wie gesagt, einfach ins Bettchen legen, oder eben ablegen, war schon immer ein Problem. Ich war natürlich immer sofort da, wenn das Babyphone gemeldet hat, dass er wach ist. Nachdem er langsam Interesse an Essen vom Tisch gezeigt hat und mein Mann auch noch einige Tage Urlaug hatte (und erst in einigen Monaten wieder nehmen kann, wegen einem wichtigen Projekt) und ich einfach nicht mehr konnte, habe ich beschlossen mit 18 Monaten abzustillen, was ich unserem Kleinen auch erklärt habe.Beginn 1.1.19. Nach der Guten Nacht Geschichte (und kuscheln) habe ich mich verabschiedet und Papa hat übernommen. Man muss dazu sagen, dass der Kleine seinen Papa abgöttisch liebt (da bin ich dann schon mal abgeschrieben), also die Bindung der beiden ist super. Flasche o.ä. hat er (natürlich) nicht haben wollen und er hat viel geweint und protestiert. Er ist dann nach 2 Stunden erschöpft auf Papas Arm eingeschlafen und hat dann aber tatsächlich in seinem Kinderbettchen erstmalig bis 5.30 Uhr durchgeschlafen (sowas kannten wir zuvor nicht). Am nächsten Tag mit Papa, wieder geweint, aber nach einer halben Stunde eingeschlafen (aber leider nicht im Bett, sondern auf Papas Arm). Die Folgetage waren ähnlich, also (leider!) weinen beim zu Bett bringen, aber dann nach ca. 30-40 Minuten eingeschlafen. Aber: Wurde/ wird er in der Nacht wach, dann ist er durch nichts zu beruhigen. Mein Mann hat den Kleinen dann zuletzt immer mit ins Elternbett genommen und er hat schließlich zwischen uns gespielt und ist irgendwann umgekippt und hat geschlafen. An meiner Brust scheint er kein Interesse mehr zu haben. Er sucht nicht danach oder geht an die Brust ran o.ä. Naja, lange Rede kurze Sinn, jetzt unser Problem. Mein Mann arbeitet wieder und ich dachte mir, dass ich zu Beginn mittags mit ihm spazieren gehe und er im Kinderwagen sein Schläfchen macht. Weil ein ins Bett legen ja (jetzt ohne Brust und er lässt sich auf keinen Schnuller, Flasche oder Kuscheltier ein) auch eher schwierig ist und das reicht dann einmal in der Nacht. Jedenfalls lässt er sich seit einigen Tagen nicht mehr in den Kinderwagen setzten, völliger Protest seinerseits mit allen Mitteln... irgendwann schaffe ich es dann schon, oder auch nicht und er schläft im "Kampf" ums Reinsetzen erschöpft im Kinderwagen ein. Wenn wir dann draußen laufen, ist er brav und ruhig und schläft dann irgendwann ein. In der Nacht ist es auch eine Katastrophe. Nach der Gute Nacht Geschichte die ihm mein Mann und ich im Kinderzimmer zusammen vorlesen, wollen wir ihn ins Kinderbett legen... er will da nicht rein und selbst wenn er drin ist, dann steht er und plaudert mit uns, aber legt sich nicht hin (auch wenn wir uns neben sein Kinderbett legen) und weint irgendwann. Irgendwann so stark, dass wir ihn raus nehmen müssen und dann will er aber auch nicht auf dem Arm. Er flippt dann so richtig aus mit wegdrücken, biegen, strampeln (richtig hysterisch)... Nicht schön! Wenn er in der Nacht wach wird, ist das ähnlich, völliges ausrasten und er ist länger durch nichts zu beruhigen. Es macht den Eindruck dass es auch egal ist, ob wir da sind oder nicht, weil ja auch nichts hilft. Jedenfalls hat er sich auch gestern Nacht beim zu Bett bringen stundenlang durch nichts beruhigen lassen. Er flippt völlig aus. Schließlich haben wir ihm dann mit ins Wohnzimmer genommen (er hat dann gespielt), ich hab schnell gegessen, bin dann mit ihm gemeinsam ins Bad und ins Elternbett. Da hat er mit seinem Nachtlicht gespielt, ist bissl im Bett rum gerollt, um schließlich an mir dran einzuschlafen. Liebes Stillberatungsteam, was sollen wir denn tun? Soll ich versuchen gemeinsam mit ihm ins Elternbett zu gehen (als Übergang)... in der Hoffnung, dass er so ohne Brust einschlafen lernt und sich dann vielleicht nach einiger Zeit vom Elternbett lösen kann und in sein Kinderbettchen mag/ geht? Wobei das ja auch nur diese Nacht geklappt hat, ob das heute wieder klappt, weiß ich ja noch nicht. Aber ist das falsch und nicht konsequent? Mir ist schon klar, dass wir ihm von heute auf morgen seine Einschlafhilfe genommen haben (mache mir auch etwas Vorwürfe, vielleicht war es falsch?). Vielleicht ist die Information, dass er tagsüber immer ein fröhliches und gut gelantes Kind ist wichtig. Er kann sich auch wunderbar alleine beschäftigen und spielt auch ausdauernd alleine (schon immer). Bilderbücher kann er sich ewig ansehen (früher alleine, mittlerweile fordert er vorlesen ein). Oje, jetzt habe ich so viel geschrieben. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen! Vielen Dank, Regina

von Reginchen am 10.01.2019, 12:08



Antwort auf: Abstillen

Liebe Regina, macht Euch die Nächte so einfach wie möglich und schenkt Eurem Baby die Nähe, die es so braucht :-). Dein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: "Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, läßt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: „Tragen") Also, ganz klar: Du hast nichts falsch gemacht, und es liegt auch nicht an dir, dass dein Kleiner sich verhält, wie er sich verhält! (wäre es anders, warum glaubst du gibt es soooo viele Ratgeber zum Thema??) Auch ich war damals verunsichert und wurde als Glucke und sonst was bezeichnet ;-). Heute sind meine Kinder meine größten Stützen und ich weiß, dass Achtsamkeit nichts mit Verwöhnen zu tun hat. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt „Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder „Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorne herein als normal angenommen. Nur beim Stillen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend „trainieren" müssen. Wenn es DICH also nicht stört, dann schenke deinem Kind diese Zeit. Wie traurig ist es doch, dass wir unseren Menschenkindern kaum noch die natürliche Zeit gönnen, die sie zum gesunden Gedeihen brauchen. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen. Ich hoffe, der Text war dir jetzt nicht zu lange und wenn Du noch Lust zum Lesen hast, dann schau dir auch den angehängten Text von Dr. Paky an. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewusst zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, lässt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen

von Biggi Welter am 10.01.2019



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