Frage: Abstillen? Weiter stillen?

Liebe Biggi, ich habe dich schon mal kontaktiert und du hast mir damals so sehr geholfen. Nun bin ich schon wieder verzweifelt und hoffe, dass du mir vielleicht erneut helfen kannst. Meine Felicitas ist mittlerweile fast 19 Monate und ich stille noch. Sie ist leider überhaupt keine gute Esserin. Manchmal isst sie überhaupt nichts am Tisch mit, manchmal ein paar Happen. (Naschsachen würde sie allerdings ununterbrochen essen). Zudem schläft Felicitas nur mit nuggeln ein. Momentan ist sie recht schwierig, sie ist sehr anhänglich und bekommt auch ihre letzen Backenzähne. Allerdings haben wir das Abstillen / Stillen reduzieren betrifft einen Rückschlag - sie möchte nun auch wieder wenn wir unterwegs sind an die Brust und daheim am Vormittag möchte sie permanent trinken. Und wenn ich ihr das verweigere, dann brüllt sie lauthals und protestiert. Zudem spricht sie mittlerweile auch schon Sätze und es fällt mir sehr schwer, ihr dann die Brust nicht zu geben, wenn sie sagt "Mama essen. Brust. Bitte!". Allerdings bin ich gerade auch etwas überfordert mit der Situation. Gerne stille ich mein Kind noch abends und am Morgen - allerdings wird es mir tagsüber zu viel. Und ich würde gerne vom einschlafstillen loskommen, da es schön wäre, wenn endlich auch mal mein Mann die Kleine ins Bett bringt. Allerdings ist sie es so sehr gewöhnt und weint wirklich bitterlich, wenn ich sie nicht hinlege. Deshalb vermeide ich tunlichst alle Situationen, in denen sie jemand anders ins Bett bringt. Vor zwei Tagen haben wir probiert, ob sie bei meiner Mama schlafen kann. Allerdings musste ich dann um 22.30 kommen und das Kind ins Bett bringen. Ehrlich gesagt hab ich etwas Angst, dass ich ihrer kleinen Seele einen "Schaden" zufügen könnte, wenn ich ihr das nuggeln verweigere (schließlich nimmt sie auch keinen Schnuller). Vielleicht hast du ja einen Tipp für mich... Ach ja, ab Mitte Oktober wollen wir gern wieder an die Familienplanung gehen. Ich habe gehört, dass sich manche Kinder von selbst abstillen - und ursprünglich war mein Plan bis zur zweiten Schwangerschaft zu warten. Doch das extreme Trinken momentan wird mir langsam zu viel. Entschuldige den langen Text. Sonnige Grüße! Julia

von Juliafelicitas am 28.08.2018, 09:53



Antwort auf: Abstillen? Weiter stillen?

Liebe Julia, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Das Wichtigste überhaupt ist allerdings, dass Du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und Du wirst weiterhin `schwach" werden. Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Deine Tochter verhält sich gar nicht so "brustversessen" wir Du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. Wird es dem Kind überlassen, wann es sich selbst abstillt, dann stillen sich die meisten Kinder irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Ein Abstillen deutlich vor dem zweiten Geburtstag auf Initiative des Kindes hin ist eher unwahrscheinlich. All diese theoretischen Überlegungen helfen dir jedoch nicht weiter, denn Du fühlst dich in der derzeitigen Situation unwohl. Wenn sich in einer Stillbeziehung ein Partner nicht mehr wohl fühlt, dann ist es an der Zeit zu überlegen, was geändert werden kann. Sicher ist ein 19 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass Du mit deiner Tochter darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden. Wenn Du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass deine Kleine sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das nun auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 28.08.2018



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