Frage: Vorbeugen?!

Guten Tag, kurz zu unserer Vorgeschichte: Wir haben ein Kind, frühgeborenes 33+2 SSW mit Hypospadie. Könnte die Frühgeburt und/oder die Hypospadie mit Folsäuremangel zusammenhängen? Zähl die Hypospadie auch zu den Neuralrohrdefekten? Wir möchten noch ein Kind, der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest (frühestens nächstes Jahr). Wie kann ich am besten vorbeugen. Im Moment nehme ich noch die Pille. Ist es trotzdem sinnvoll, nun schon mit Vitaminen/Folsäureeinnahme zu beginnen? Habe mir jetzt ein Präparat mit 600 Folsäure plus VitB12, Eisen und Jod besorgt. Ist die Menge so richtig und sinnvolll oder kann auch eine Überdosierung zu Nebenwirkungen führen oder schädlich sein? Ab wann sollte ich es einnehmen und ist die Dosis ok? Ich möchte alles tun, damit nicht nochmal sowas wie bei unserem ersten Kind passiert/entsteht. Wie kann ich am sinnvollsten vorbeugen? Bitte entschuldigen sie die vielzahl meiner Fragen Lg Sandra

Mitglied inaktiv - 04.06.2008, 09:49



Antwort auf: Vorbeugen?!

Liebe Sandra, 1. ein Neuralrohrdefekt liegt vor, wenn der knöcherne Schädel oder die Wirbelsäule nicht vollständig geschlossen sind. Diese Verschlussstörungen entstehen sehr früh in der embryonalen Entwicklung (etwa in den ersten 6 Wochen). Die Ursachen für diese Fehlentwicklung sind bislang nicht bekannt. Das Alter der Eltern hat keinen Einfluss auf das Zustandekommen von Neuralrohrdefekten. Am häufigsten (etwa einmal unter 350 Geburten) treten Defekte am Rückenmark bzw. an der Wirbelsäule auf. Sie werden "Spina bifida" (gespaltene Wirbelsäule) oder "offener Rücken" genannt und können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Ein Teil der betroffenen Kinder ist von Geburt an querschnittsgelähmt. Auch Organe wie Blase und Darm können von dieser Lähmung betroffen sein. Die Behinderung "Spina bifida" ist im Sinne einer Krankheit nicht heilbar. 2. die Hypospadie gehört meines Wissens nicht in diesen Formenkreis und Folsäuremangel ist hier nicht ursächlich. 3. Ursächlich können sein: Höheres Mütterliches Alter Mehrlingsschwangerschaft Diabetes der Mutter (erhöhte Fehlbildungsrate) Genetik Zu geringe Testosteronbildung beim Kind Medikamenteneinwirkung 4. Zahlen zum Wiederholungsrisiko liegen mir nicht vor 5. ggf. kann es angebracht sein, dass Sie vor einer Schwangerschaft eine Genetische Beratung in Anspruch nehmen. 6. eine Vorgeschichte mit vorzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt bedeutet für eine neue Schwangerschaft, dass das Risiko für vorzeitige Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit erhöht ist, wobei wir dieses zahlenmäßig nicht allgemein gültig benennen können. Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen. In der laufenden Schwangerschaft kann es sinnvoll sein, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen. Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben. Stimmen Sie das für Sie sinnvollste Vorgehen rechtzeitig mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab. 7. für alle Frauen ohne Risiko (Patientin mit Epilepsiemedikamenten oder Kindern mit einer Neuralrohrfehlbildung, wie einem offenen Rücken) wird eine perikonzeptionelle (um den Zeitpunkt des Eintretens einer Schwangerschaft herum) Folsäuresubstitution von 0,4 mg/Tag empfohlen. Für Frauen mit einem entsprechenden Risiko werden täglich 5 mg Folsäure empfohlen. Da eine Schwangerschaft aber nicht immer datumsgenau geplant wird, ist die Empfehlung, mit der Folsäuresubstitution spätestens dann zu beginnen, wenn verhütende Maßnahmen abgesetzt werden. Danach sollte diese Folsäuresubstitution zumindest in den ersten drei Monaten fortgesetzt werden. Weiterhin sprechen sich die neuesten Empfehlungen dafür aus, dass die Frau (sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt) schon mit Kinderwunsch und natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit täglich etwa 100 (–150) μg Jod pro Tag in Tablettenform für die Schwangerschaft und Stillzeit zusätzlich substituiert, unabhängig von der Ernährung oder Einnahme von jodiertem Salz. Bei Verdacht auf eine bestehende Überfunktion bzw. Unterfunktion der Schilddrüse sollte vor jeder Form der Jodsupplementierung eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Für den Fall, dass schon Medikamente wegen einer Schilddrüsenerkrankung eingenommen werden, ist es in jedem Fall ratsam, die Jodidsubstitution vorher mit der behandelnden Ärztin/Arzt abzusprechen, denn hier kann es schon mal sein, dass kein zusätzliches Jodid eingenommen werden darf. Die Vorteile einer Jodidsubstitution sind wissenschaftlich in vielen Studien erwiesen Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Jod. Ein Jodmangel kann sich nicht nur an einer Vergrößerung der Schilddrüse zeigen, sondern kann für die schwangere Frau auch bedeutende Folgen haben. Ein Jodmangel des ungeborenen Kindes beeinträchtigt seine Entwicklung weit reichend. Die Neugeborenen können eine verlängerte Neugeborenengelbsucht zeigen und trinkfaul und bewegungsarm sein. Wenn die Diagnose nicht frühzeitig gestellt wird, kann sich dieses auf die weitere körperliche und neurologische Entwicklung auswirken. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 04.06.2008



Antwort auf: Vorbeugen?!

Vielen lieben Dank Hr. Dr. Bluni für ihre schnelle und ausführliche Antwort. Inwieweit kann man Testesteronmangel beim Kind ersehen und ggf.behandeln? Könnte man dem vorbeugen? Die anderen Ursachen sind meines Wissens bei uns in der Famile nicht bekannt, ich war zum zeitpunkt der SS auch erst 22 Jahre und hatte weder Medikamente eingenommen noch einen Diabetes. Wozu dient die genetische Beratung? Wo kann man diese in München am besten durchführen lassen? Viele Grüße Sandra

Mitglied inaktiv - 04.06.2008, 20:07



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