Frage:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Lieber Herr Dr. Bluni!
Ich habe zwei Geburten per Kaiserschnitt hinter mir und ebenfalls zwei Uterusrupturen. Wir überlegen, ob wir noch ein drittes Kind wollen und mich beschäftigt, ob das Risiko einer dritten Schwangerschaft zu hoch ist aufgrund meiner Vorgeschichte. Ich beschreibe Ihnen, wie die Geburten verlaufen sind und was meine Ärztinnen bisher gesagt haben.
Die Geburten:
Sommer 2015: keine Wehen, ab ET+12 täglich ein Einleitungsversuch, am ET+14 schließlich sehr starke Wehen; danach PDA und bei geöffnetem Muttermund und voll aufgedrehtem Wehentropf 2h lang Stillstand --> Kaiserschnitt, Geburt eines 3,9kg schweren gesunden Babys. Was mir nicht gesagt wurde und auch nicht in die Entlassungspapiere oder den MuKiPass eingetragen wurde: ein "Riss nach kaudal" musste genäht werden. (Den Operationsbericht habe ich erst nach der zweiten Geburt angefordert, sonst hätte ich mir das Drama vor dem zweiten Kaiserschnitt erspart.)
Sommer 2017: Natürliche Wehen an ET+9, mit Krankentransport ins KH, dabei bei einem Verkehrsunfall sehr starker Druck von oben auf meinen Bauch (ob während einer Wehe weiß ich nicht mehr), mit neuem Wagen weiter ins KH. Bei US und CTG Baby ok, Geburt geht weiter, schließlich Muttermund offen, Fruchtblase geplatzt. Wegen schlechtem CTG dann Notkaiserschnitt und Geburt eines gesunden 4,1kg schweren Babys. OP-Bericht: Gedeckte Ruptur...Kopf des Kindes schimmert durch das Peritoneum....nach caudal kaum Material (zum Nähen)...knapp vor erreichen des linken Wundwinkels kein Uterusmaterial mehr fassbar...2,5cm langer Längsriss linksseitig hinter die Blase, Blase nicht betroffen.
Kommentar operierende Ärztin unmittelbar nach der Oparation: bitte bekommen Sie kein Kind mehr. Später am gleichen Tag hat sie die Aussage relativiert und gemeint, wenn wir mindestens zwei Jahre warten und ein KS in SSW 37 oder sofort bei Wehenbeginn gemacht wird, dann ist eine dritte Schwangerschaft möglich.
Kommentar meiner Gynäkologin: wenn wir ca. 1-2 Jahre warten und ein KS in SSW38 gemacht wird, ist eine dritte Schwangerschaft überhaupt kein Problem. Sie habe schon viel schlimmere Sachen gesehen.
Meine Fragen:
1) Im Falle einer dritten Schwangerschaft (frühestens ab Mitte 2020), wie hoch ist das Risiko einer Ruptur vor der Geburt? Erhöht das Gewicht des Babys das Risiko? Die ersten beiden waren ja schon groß und schwer.
2) Könnte ich mich verhalten wie in den vergangenen Schwangerschaften, also aktiv sein, Radfahren, Yoga, Krafttraining (speziell für Schwangere) machen? Oder wäre das dann automatisch eine Risikoschwangerschaft?
3) Gibt es über den normalen Ultraschall Möglichkeiten den Uterus und die Narben zu untersuchen, um zu sehen, wie gut alles verheilt ist?
4) Wie würden Sie meine Situation einschätzen? Mich verwirren die widersprüchlichen Aussagen meiner Ärztinnen.
Vielen Dank und freundliche Grüße!
Katharina
von
KD1983
am 22.02.2019, 11:00
Antwort auf:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Liebe Katharina,
1. die wichtigste Frage hierbei ist natürlich, inwieweit Sie bestrebt sind, das Schicksal herauszufordern, wenn es zwei gesunde Kinder und eine gesunde Mutter denn gibt
2. grundsätzlich werden wir unabhängig von dem statistischen Risiko (es ist eben nur reine Statistik) wohl den meisten Frauen nach zwei wiederholten Rupturen der Gebärmutter zu keiner weiteren Schwangerschaft mehr raten, da das Risiko mehr oder weniger unkalkulierbar wird.
3. das Wiederholungsrisiko für eine Uterusruptur nach einmaliger Ruptur in der Vorgeschichte wird mit 4% angegeben und steigt mit der Anzahl der vorhergehenden Rupturen weiter an. Ein ca. 8% Risiko besteht für ein drittes Reißen der Gebärmutter.
Für die im Ultraschall gemessene Dicke der Gebärmutterwand gibt es keine Daten, da aus ihr alleine keine Rückschlüsse zu ziehen sind.
Besprechen Sie also Ihr Vorhaben schon im Vorfeld einer neuen Schwangerschaft mit einer erfahrenen Oberärztin/Oberarzt, gingen dann aber auch die jeweiligen Operationsberichte vorliegen sollten.
Beste Grüße
VB
Quellen
Bujold, Emmanuel MD, MSc; Gauthier, Robert J. MD, “Risk of Uterine Rupture Associated With an Interdelivery Interval Between 18 and 24 Months”, Obstetrics & Gynecology, May 2010 - Volume 115 - Issue 5 - pp 1003-100
Cisse, CT, Faye EO, de Baernis L (2002):Uterine rupture in Senegal. Med Trop 62, 619-622.
Lydon-Rochelle M., Holt V., L.Easterling T.R., Martin D.P RISK OF UTERINE RUPTURE DURING LABOR AMONG WOMEN WITH A PRIOR CESAREAN DELIVERY, N Engl J Med 2001; 345:3-8
Pan, HS, Huang LW,(2002) Uterine rupture in an unscarred uterus after application of fundal pressure.J Reprod Med 47, 1044-106).
Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, 2007. Birth after previous cesarian birth. Greentop Guideline No.45.
Spong CY et al. Risk of uterine rupture and adverse perinatal outcome at term after cesarean delivery. Obstet Gynecol 2007;110: 801-7
http://www.who.int/reproductivehealth/topics/maternal_perinatal/bjog_112_pp1221-1228.pdf (Studie der WHO (Weltgesundheitsorganisation zur Häufigkeit der Uterusruptur, Stand: September 2005, letzter Aufruf:22.02.2019)
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 23.02.2019
Antwort auf:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Hallo!
Mich würde oftmals interessieren, wie die Fälle hier im Endeffekt ausgegangen sind. Daher hier mein Bericht.
Nach einer genauen Untersuchung durch meine FÄ im Sommer 2019 meinte sie, sie würde von einer weiteren Schwangerschaft abraten. Damit ich endgültig Klarheit habe, hat sie mich an einen Spezialisten hier in Wien verwiesen und gemeint, wenn der Nein sagt, dann soll ich es definitiv bleiben lassen. Im September 2019 war ich dann dort und er hat eine genaue Ultraschalluntersuchung gemacht (Narbendicke, Verhalten der Narbe bei Belastung mittels Kochsalzlösung (glaub ich) in die Gebärmutter). Und zu meiner großen Überraschung hat er gesagt, er hat keine Bedenken, solange ich regelmäßig zur Kontrolle komme und ein KS spätestens am 38+0 durchgeführt wird. Bei Bedarf (Wehen, Probleme mit der Narbe).
Tja, und dann haben wir uns noch mal getraut und es ist alles gut gegangen. Ich durfte keinen Sport machen außer gehen. Und am Ende das auch nur noch, weil ich Schwangerschaftsdiabetes hatte und mich irgendwie bewegen musste. Die Gebärmutterwand und die Narbe waren sehr dünn, aber im Verlauf bis zum Schluss stabil. Zum Glück hatte ich keine frühzeitigen Wehen und habe im Juli 2020 per geplantem Kaiserschnitt an 38+0 mein drittes gesundes Baby bekommen.
Es war alles schon sehr verwachsen im Bauchraum, also eine etwas längere OP als sonst bei einem Kaiserschnitt und der Arzt (der US Spezialist hat auch die OP gemacht) hat mir nun definitiv von einer weiteren Schwangerschaft abgeraten. Da ich keinen Kinderwunsch mehr habe, ist das jetzt auch völlig in Ordnung für mich.
LG Katharina
von
KD1983
am 19.10.2020, 12:44
Antwort auf:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Hallo Katharina, ich habe deine Geschichte gelesen. Ich hatte leider auch eine Uterusruptur an der Hinterwand der Gebärmutter. Unser kinderwunsch ist weiterhin sehr groß. Die Ärzte in der Klinik haben uns allerdings von einer weiteren Schwangerschaft abgeraten. Wir möchten die Hoffnung jedoch auch noch nicht aufgeben da ich auch erst 28 J. bin. Wo genau warst du in Wien?
von
Eliana49152920
am 16.11.2020, 15:17
Antwort auf:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Hallo Eliana!
Das tut mir leid! Hoffentlich kann eurer Wunsch doch noch irgendwie in Erfüllung gehen.
Ich war bei Dr. Samir Helmy-Bader und er hat dann auch in der Privatklinik Döbling den Kaiserschnitt gemacht.
Alles Gute!
LG Katharina
von
KD1983
am 16.11.2020, 16:19
Antwort auf:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Danke ich habe mich über deine Rückmeldung sehr gefreut. Musstest du denn alles privat bezahlen? In welcher SSW wurde der Kaiserschnitt gemacht und wie wurdest du in der Schwangerschaft zusätzlich überwacht? LG
von
Eliana49152920
am 16.11.2020, 16:38
Antwort auf:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Ja, das war alles privat zu bezahlen. Man kanns dann mit der privaten Krankenversicherung abrechnen, wenn man eine hat.
Der Kaiserschnitt wurde am 38+0 gemacht und ich war zusätzlich zu den regulären MuKi-Pass-Untersuchungen bei meiner Gyn noch ca. 4x zum Ultraschall der Narbe. Öfter war nicht notwendig und das Baby früher zu holen zum Glück auch nicht.
von
KD1983
am 16.11.2020, 19:02
Antwort auf:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Danke für die Infos liebe Katharina! Wie viele Jahre lagen bei dir zwischen den Schwangerschaften? Und wie genau wurde geprüft ob die GM hält du schreibst was von Kochsalz? Was genau wurde genacht?
Über eine weitere Antwort würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank im Voraus.
von
Eliana49152920
am 16.11.2020, 21:26
Antwort auf:
Schwangerschaft nach 2 KS und Uterusrupturen
Es wurde eine Flüssigkeit in die Gebärmutter eingeleitet und das Verhalten der Narbe bei dieser Belastung per Ultraschall beobachtet. Ich glaub, es war eine Kochsalzlösung, aber ich weiß es nicht mehr.
Ich bin 14 Monate nach dem ersten Kaiserschnitt und dann 28 Monate nach dem zweiten wieder schwanger geworden.
von
KD1983
am 17.11.2020, 15:55