Risikofaktoren während der Schwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Risikofaktoren während der Schwangerschaft

Hallo, Ich würde gerne mal erfahren was die Risikofaktoren einer Schwangerschaft sind, also was wär die Auswirkung wenn ich während der Schwangerschaft rauche oder Alkohol trinke, Medikamente einnehme, eine schlechte Ernährung habe, zu dick oder zu dünn bin, zu alt oder zu jung bin, wenn ich Diabetes habe oder wenn ich während der Schwangerschaft verreisen möchte? MFG

Mitglied inaktiv - 19.11.2010, 16:18



Antwort auf: Risikofaktoren während der Schwangerschaft

Hallo, 1. da die Beantwortung all dessen doch den Rahmen dessen sprengt, was wir hier zu leisten in der Lage sind, beantworte ich gerne Ihre ersten drei Fragen: Das Rauchen sollte in jedem Fall und zwar sofort während der Schwangerschaft unterbleiben. Es sind hier auch keine Entzugssymptome zu erwarten. Das Umsteigen auf "leichte Zigaretten" ist nichts anderes, als ein Werbetrick: denn die enthalten die gleiche Menge an krebserregenden Substanzen und richten nicht weniger Schaden an, als die anderen! Das Rauchen führt zwar nicht zu irgendwelchen Fehl- oder Missbildungen, dennoch sind die meist nicht so sichtbaren Folgen für die Kinder nicht zu vernachlässigen oder zu verharmlosen: Die folgenden Probleme können bei Kindern auftreten, deren Mütter in der Schwangerschaft rauchen: Konzentrationsschwäche und Hyperaktivität. Die Gefahr, dass Kinder aggressives Verhalten entwickeln, ist dann dreifach erhöht, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben. Die Kinder entwickeln viermal so häufig das Zappelphilipp-Syndrom wie die von nicht rauchenden Frauen. Untersuchungen belegen auch, dass Kinder rauchender Mütter bis zu viermal häufiger Verhaltensauffälligkeiten, wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität zeigen. Hinzukommt, dass die Kinder einen niedrigeren Intelligenzquotienten haben. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft rauchen, haben ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko, im Jugendalter an Asthma zu erkranken Werdende Mütter, die rauchen, setzen außer der Gesundheit auch die Intelligenz ihres Nachwuchses aufs Spiel, Frauen, die während der Schwangerschaft mehr als eine Schachtel Zigaretten täglich rauchen, erhöhen das Risiko, dass ihr Baby später an "Plötzlichem Kindstod" stirbt, um mindestens das Siebenfache. Säuglinge von Nichtraucherinnen wiegen bei der Geburt durchschnittlich 3.493 Gramm. Kinder von Frauen, die täglich mehr als 20 Zigaretten rauchen wiegen nur 3.216 Gramm. Die Frühgeburtlichkeit mit allen Folgen ist bei Raucherinnen bekanntermaßen viel häufiger anzutreffen. Insgesamt drei krebserregende Substanzen Karzinogene, die im Tabakrauch enthalten sind, haben die Wissenschaftler auch im Blut ungeborener Kinder nachgewiesen. Etwaige Folgen - z.B. für Krebserkrankungen im Kindesalter - sind bisher noch nicht abzusehen. Neuere Studien zeigen aber bei Kindern von Raucherinnen eine gehäufte Rate an Leukämie im Kindesalter. Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft geraucht haben, zeigen häufiger Konzentrationsschwächen und Sprachstörungen. Wenn es nicht sofort mit dem Aufhören klappt, sollte sicher die Anzahl deutlich reduziert werden. Darüber hinaus ist die Beratung beim Hausarzt über Möglichkeiten der Nikotinentwöhnung - auch in der Schwangerschaft - anzuraten. Viele Krankenkassen bieten hier Raucherentwöhnungskurse an. Nehmen Sie dieses Angebot an. Nikotinpflaster sollten in der Schwangerschaft nicht angewandt werden. Nachgedacht werden kann aber sicher über Hypnose oder Akupunktur zur Entwöhnung. 3. Tabakentwöhnungs-Programme: Von anerkannten Anbietern z. B. Suchtberatungsstellen werden auch Gruppenprogramme zur Tabakentwöhnung angeboten. a. Deutsches Krebsforschungszentrum Telefonische Beratung: Das Rauchertelefon des Deutschen Krebsforschungszentrums www.dkfz.de Tel.: 06221 / 42 42 00 www.rauchertelefon.de Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr b. Info- und Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.bzga.de Tel.: 01805 / 31 31 31 12 Cent/Min. Montag bis Donnerstag 10 bis 22 Uhr Freitag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr 4. hilfreiche Informationen zu diesem Thema erhalten Sie auch unter der folgenden Adresse: http://www.tabakkontrolle.de/pdf/Passivrauchen_Band2_4_Auflage.pdf 'Wie alle Experten bin auch ich der Meinung, dass wir gerade hier immer wieder auf die Risiken, auch nur geringer Mengen von Alkohol verweisen müssen: Alkohol, als der bedeutsamste vorgeburtliche Schadstoff beim Kind, gilt als die heute häufigste nicht genetische Ursache einer geistigen Entwicklungsverzögerung . Immerhin werden in der Bundesrepublik werden pro Jahr 2 200 Kinder mit dem Krankheitsbild der Alkoholembryopathie geboren. Die Zahl der Kinder mit Alkoholeffekten, die ohne sichtbare Veränderungen, zum Beispiel mit Lern- und Verhaltensstörungen, mit Hirnleistungsschwächen aufwachsen und deren Mütter abhängig, missbräuchlich, vor allem episodenhaft exzessiv, und auch gewöhnlich getrunken hatten, ist um ein vielfaches höher. Bis heute ist keine Schwellendosis bekannt, von der man sagen kann, dass diese eine sichere Verträglichkeit bedeutet. Von Beginn der Schwangerschaft an besteht schon eine Verbindung zwischen mütterlichem und fetalem Kreislauf Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.bzga.de) gibt es dazu reichlich Infos. Unter anderem die dazu passende Broschüre „Auf dein Wohl mein Kind", zu finden unter http://www.bzga.de/botmed_32041000.html der Gestationsdiabetes (Diabetes in der Schwangerschaft) resultiert aus einer gestörten Glukosetoleranz (Glucose=Zucker), die erstmals in der Schwangerschaft entdeckt wird. Ebenso wie der insulinabhängige Diabetes in der Pubertät ist die Schwangerschaft eine mehr oder weniger starke Herausforderung für die Stoffwechselsysteme der werdenden Mutter. In der Schwangerschaft kommt es zur Mobilisierung von Energiereserven mit dem Ergebnis einer erhöhten mütterlichen Glukosebelastung, begleitet von erhöhten Insulinspiegeln. Die ursächlichen Mechanismen Schwangerschaftsdiabetes sind nicht endgültig geklärt. Aber, das Risiko für einen Gestationsdiabetes wird als hoch bezeichnet, wenn die Schwangere selber übergewichtig ist, ein Familienmitglied einen Diabetes mellitus Typ II hat, in der Vorgeschichte eine verminderte Glukose-Toleranz nachgewiesen wurde, das vorhergehende Kind makrosom war oder während der vorherigen Schwangerschaft eine deutliche Gewichtszunahme zu beobachten war. Die Häufigkeit des Gestationsdiabetes mellitus liegt etwa bei 2 %. Bei einem Body-Mass-Index (BMI) 4000 Gramm) -Plazentafunktionsstörungen mit Unterversorgung des Kindes durch beschleunigte Plazentareifung -Erhöhtes Frühgeburtsrisiko -Durch höheres Gewicht der Kinder bedingtes höheres Risiko für Schulterdystokien und Geburtstraumata -Metabolische Störungen wie Unterzuckerungen, erniedrigte Blucalciumspiegel oder erhöhte Bilirubinspiegel -Höhere Rate an Lungenfunktionsstörungen, Anpassungsstörungen -Dadurch bedingte höhere Rate an Verlegungen in die Kinderklinik -Höheres Risiko, im späteren Leben einen Diabetes oder ein Übergewicht zu entwickeln -Erhöhtes Sterberisiko der Kinder in der Schwangerschaft oder nach der Geburt, wenn der Diabetes nicht erkannt und behandelt wird -erhöhtes Risiko, neuropsychologische Veränderungen und Entwicklungs-störungen zu entwickeln Mutter -erhöhte Rate an schwangerschaftsspezifischen Erkrankungen, wie vorzeitigen Wehen, Präeklampsie („Gestose“) oder Harnwegsinfekten -Häufigere Geburtsverletzungen und Nachblutungen nach der Geburt infolge von schweren Kindern -Erhöhte Rate an vaginal operativen Entbindungen und erhöhte Kaiserschnittrate -Erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Diabetes im späteren Leben. (Die Angaben zur Inzidenz von späterem Diabetes nach GDM variieren zwischen 11 und 55%) VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 19.11.2010