Sehr geehrter Dr. Bluni,
zur Vorgeschichte:
Wir haben bereits 2 Kinder, Nr. 1 kam normal zur Welt, danach hatte die Hebamme die Nabelschnur in der Hand und es fand eine Not OP statt.
Es stellte sich heraus, es war eine Placenta accreta.
Es wurde gesagt, dass kommt so selten vor und normalerweise nur 1 mal.
2. Kind kam per Kaiserschnitt, geplant, zur Welt, da sie zu wenig Fruchtwasser hatte und noch dazu größer (als das 1. Kind) war und in Beckenendlage.
Ende vom Lied, die OP dauerte recht lange, da anscheinend die Placenta in die Gebärmutter eingewachsen war ... es wurde gesagt, Verdacht auf Placenta increta, man vermutet, man hat etwas vom Muskelgewebe weggeschnitten.
Später wurde uns von der FA dort noch gesagt, dass wir keine weiteren Kinder mehr bekommen sollten.
Auch unser FA meinte das, sagte aber auch, dass es gefährlicher sei, im Straßenverkehr zu sterben ... und dennoch fährt jeder Auto.
Da wir durchaus noch einen weiteren Kinderwunsch haben, würden wir gerne die Einschätzung der Lage von Ihnen wissen.
Vor allem, man liest überall, erhöhtes Risiko ...
Aber ... was bedeutet erhöhtes Risiko?
Wie hoch ist die Gefahr, dass etwas schiefgeht?
Wir haben eine Zahl gelesen, dass in Europa ca. 2 Kinder auf 100000 Geburten sterben ... aber das ist ja die allgemeine Lage ... uns würde eher interessieren, wie ist die Lage bei einer Placenta increta?
Im Internet findet man dazu keine Informationen.
Und es sagt ja auch jeder, ihr habt doch schon 2 Kinder ... seid doch glücklich.
Ja ... wir sind ja auch glücklich und dennoch haben wir uns mehr Kinder gewünscht (und haben auch die Möglichkeiten dazu) und ja ... wir wünschen uns noch mindestens 1 Kind :-).
Womit muss man rechnen, wenn ich doch noch mal schwanger werden sollte?
Wo kann man Experten zu dem Thema finden (am besten Raum Düsseldorf/Köln)?
Vielen Dank
K.
von
Dragona17
am 17.08.2015, 21:19
Antwort auf:
Plazenta increta
Liebe K.,
die Diagnose der Plazenta increta (das Einwachsen der Plazentazotten in das Muskelgewebe der Gebärmutter) kann eigentlich nur nach der Geburt durch die Pathologen gestellt werden.
Der größte Risikofaktor für eine derartige Anomalie ist die vor Operation an der Gebärmutter; insbesondere der Kaiserschnitt.
In einer der größten dazu durchgeführten Studien an über 30.000 Patientinnen wird das zahlenmäßige Risiko für die Plazenta accreta (die Plazentazotten wachsen noch nicht in die Muskelschicht der Gebärmutter ein, sondern die Plazenta haftet einfach besonders fest an der Unterlage ) in Abhängigkeit von der Anzahl der durchgeführten Kaiserschnitte wie folgt beziffert:
Bei erstem Kaiserschnitt: 0,24 %,
bei zweitem Kaiserschnitt: 0,31 %
bei drittem Kaiserschnitt 0,57 %
bei viertem Kaiserschnitt: 2,13 %
Das größte gefürchtete Risiko dabei sind schwere, nicht kontrollierbare Blutungen die manchmal (insbesondere bei Plazenta increta) zur Notwendigkeit der notfallmäßigen Entfernung der Gebärmutter führen, um das Leben der Mutter zu retten.
Insofern ist die Empfehlung der Klinik schon sehr gut nachvollziehbar und niemand wird vorhersagen können, wie der Verlauf bei einer kommenden Geburt sein wird. Und dieses kann eben auch mit lebensbedrohlichen Blutungen mit Todesfolge einhergehen.
Deshalb wird es in einer derartigen Situation umso sinnvoller sein, dieses individuell – vor einer Schwangerschaft - unter Berücksichtigung des Verlaufes und des Operationsberichtes zusammen mit einer langjährig erfahrenen Oberärztin/Oberarzt in einem größeren Zentrum zu erörtern.
Beste Grüße VB
Quelle:
Silver R, Landon MB, Rouse DJ, et al. Maternal morbidity associated with multiple reapeat caesarean deliveries. Obstet Gynecol 2006; 107: 1226– 32.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 18.08.2015
Antwort auf:
Plazenta increta
Hallo Dr. Bluni,
vielen Dank!
Das hilft uns schon sehr weiter :-) ... so können wir die nächsten Schritte in Angriff nehmen.
Viele Grüße,
K.
von
Dragona17
am 18.08.2015, 22:28
Antwort auf:
Plazenta increta
Hallo,
ich habe genau das selbe Problem. Habt ihr neue Infos rausbekommen bzw. An wen habt ihr euch letzten Endes gewendet? Seit ihr nochmal schwanger geworden und wenn ja wie lief es diesmal?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen
von
Lili1719
am 30.01.2021, 12:44