Hallo Dr. Bluni,
ich habe derzeit starke Kopfschmerzen vom Nacken her.
Normal bekomme ich immer Spritzen dagegen, aber da ich schwanger bin wollte mein Hausarzt mir keine geben und hat mir Massagen/Krankengymnastik verschrieben.
Die erste Anwendung hatte ich, aber die nächste ist erst am Mittwoch und ich habe jeden Tag Schmerzen.
Paracetamol wirkt nur in hohen Dosen, daher nehme ich immer Ibuhexal 600.
Meine Farauenärztin sagte ich solle kein Ibu nehmen, dafür lieber 2 Paracetamol.
Ich habe dann zwei genommen und mich etwas hingelegt, danach war es weg.
Nun einige Stunden später kommen die Schmerzen langsam wieder.
Wie oft darf ich das nehmen und über welchen Zeitraum?
Es wird auch noch einige Massagetermine dauern bis die Verspannungen nachlassen.
Leider habe ich schon zweimal Ibu in der SS genommen, weil ich im Glauben war es nehmen zu dürfen, einmal in der 6ten ss eine und einmal in de 12ten ssw.
Das Baby hat sich bisher normal entwickelt, bin ab Montag dann in der 17ten ssw.
Mir ist nur wichtig zu wissen ob Ibu wirklich so schädlich ist und wieviel Paracetamol ich über den Tag verteilt meinem Baby zumuten kann.
Kopfschmerzen sind echt fies und ich habe noch zwei Große Kinder die ich versorgen muß.
Könnte ich mich öfter hinlegen würde ich sicher ohne/mit weniger Schmerzmittel auskommen.
LG Isabell
von
Goggelsche
am 20.05.2011, 16:09
Antwort auf:
Kopfschmerzen
Hallo Isabell,
der Kopfschmerz ist immer nur ein Symptom und kann - auch in der Schwangerschaft - vielerlei Ursachen haben: zu hoher oder zu niedriger Blutdruck, Stress, hormonelle Veränderungen der Schwangerschaft, Flüssigkeitsmangel, Migräne etc. Hier ist es in der Situation am ratsamsten, dass Frauenärztin/Frauenarzt und vielleicht der Hausarzt die Ursache eingrenzen.
Danach wird eine bessere Einschätzung der persönlichen Situation möglich sein. Dieses auch im Hinblick auf die bestmögliche Therapie.
Wenn aufgrund der Besprechung mit Frauenärztin/Frauenarzt oder Hausarzt diese(r) nichts einzuwenden haben, ist Paracetamol das Schmermittel der Wahl, das über die gesamte Schwangerschaft angewendet werden darf.
Im zweiten Schwangerschaftsdrittel sind auch ASS, Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen zulässig. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sind sie nur als Mittel der 2. Wahl zur gelegentlichen Anwendung, z. B. bei Versagen von Paracetamol, vertretbar.
Naproxen sollte nur beim Versagen von Paracetamol oder ASS, Ibuprofen, Diclofenac zur Anwendung kommen.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des kindlichen Kreislaufs im Herzen (Ductus botalli) nicht eingesetzt werden.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte die ASS-Gabe (bei hoher Dosierung) wegen des möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus botalli zurückhaltend durchgeführt werden. Darüber hinaus muss eine ASS-Therapie spätestens mit Abschluss der 37.SSW beendet werden, um Blutungskomplikationen unter der Geburt zu vermeiden (Gynäkologe: 2009, 42:219)
Als migränetypische Mittel ist die Einnahme von Sumatriptan im 2.+3. Schwangerschafts-drittel unter strenger Indikationsstellung, wenn die Kopfschmerzattacken sich nicht anders behandeln lassen, vertretbar. Als mittel der Wahl bei durch Kopfschmerzen bedingter Übelkeit ist Dimenhydrinat das Antiemetikum der ersten Wahl zur Behandlung von migraneassoziierter Ubelkeit in der Schwangerschaft und Stillzeit. Als Reservemittel (2. Wahl) ist Metoclopramid ebenfalls Phasen akzeptabel
Besprechen Sie hier bitte das für Sie sinnvollste Vorgehen mit Ihren behandelnden Ärzten am Ort.
VB
Quellen:
Behandlung der Migräne und idiopathischer Kopfschmerzsyndrome in Schwangerschaft und Stillzeit, Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Stand:2009
Briggs GG, Freeman RK, Yaffe SJ. Drugs in pregnancy and lactation. Philadelphia: Lippincott: Williams & Wilkins 2005.
Ericson A, Kallen BA. Nonsteroidal anti-inflammatory drugs in early pregnancy. Reprod Toxicol 2001;15: 371–375.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 20.05.2011