Hallo liebes Experten-Team
vor 3 Jahren habe ich mein 1. Kind entbunden und nun wächst der Wunsch nach einem 2. Kind.
In der 1. Schwangerschaft hatte ich ab der 22. SSW eine Gebärmutterhalsverkürzung auf 1,9 cm mit grossem Trichter. habe eine Cerclage bekommen und einen Ring und musste viel liegen.
Meine Frage, wie wahrscheinlich ist es, dass ich in einer weiteren Schwangerschaft wieder dieselben Probleme bekomme? mein FA hier meinte, dass die wahrscheinlichkeit sehr gross sei. Stimmt das denn und wäre es dann sinnvoller auf eine weitere Schwangerschaft zu verzichten?
viele Grüsse Sandra
Mitglied inaktiv - 07.02.2012, 20:48
Antwort auf:
Kinderwunsch nach schrecklicher 1. Schwangerschaft
Liebe Sandra,
Ihre Sorge kann ich sehr gut verstehen, aber ganz bestimmt nicht generell von einer weiteren Schwangerschaft abraten, wenn es in der Vorgeschichte vorzeitige Wehen oder eine Frühgeburt gab.
In der Tat können sich solche Situationen wiederholen, jedoch können wir kein allgemein gültiges zahlenmäßiges Wiederholungsrisiko benennen.
Wir wissen, dass hier viele Faktoren eine Rolle spielen. Ein bedeutender Faktor ist das Alter der Mutter und das damit einhergehende erhöhte Risiko für einen Diabetes oder einen Schwangerschaftsdiabetes.
Aus diesen Gründen ist es sinnvoll, dass Sie mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt individuell über Ihre persönliche Situation und die sich aus Ihrer persönlichen Situation ergebenden Risiken sprechen.
Gegebenenfalls kann hier auch ein Perinatalzentrum in die Beratung mit einbezogen werden, zumal diese Zentren doch über eine sehr große Kompetenz in der Betreuung von Frauen mit Frühgeburtsbestrebungen und von frühgeborenen Kindern verfügen.
Inhalt eines solchen Gespräches könne u.a. mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & die dazugehörige Diagnostik sein. Aber auch die Frage, ob mögliche Risikofaktoren, wie das Rauchen, ein Über- oder Untergewicht angegangen werden sollten. Auch eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt (Stichwort Parodontose u. Karies) scheint das Risiko für Frühgeburtlichkeit und Untergewicht bei den Kindern reduzieren zu können.
In der laufenden Schwangerschaft ist es sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen.
Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen. Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben.
Stimmen Sie das für Sie sinnvollste Vorgehen also am besten rechtzeitig mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und ggf. der Klinik ab.
Liebe Grüße
VB
Quelle
Medley, Nancy, et al. "Clinical guidelines for prevention and management of preterm birth: a systematic review." BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology (2018).
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 08.02.2012