Frage: Gerinnungsstörung

Hallo! Ich bin in der 6. Woche schwanger u. habe eine Gerinnungsstörung Faktor V Meine Ärztin hat mir heute gesagt das ich Heparin Cexane 40mg täglich spritzen soll, Kompressionsstrümpfe tragen u. nicht länger als 30 min. am Stück Auto fahren soll. Außerdem besser nicht mehr arbeiten u. viel Bewegung brauche. Für mich klingt das übertrieben! Können Sie mir einen Rat geben? Ich überlege noch eine anderen Spezialisten aufzusuchen. Meine Ärztin ist Gynäkologin u. Endokrinologin. Danke Ilka Hanke

Mitglied inaktiv - 24.03.2010, 20:18



Antwort auf: Gerinnungsstörung

Liebe Ilka, 1. diese Mutation (ein Austausch eines Eiweißes) in einem wichtigen Gerinnungsfaktor des Blutes wird auch als Faktor V-Mangel oder APC-Resistenz bezeichnet und sie kommt einer angeborenen Thromboseneigung gleich. Hierdurch kann eine körpereigener Hemmstoff der Gerinnung (das aktivierte Protein C = APC) nicht mehr ausreichend am Faktor V binden und dies führt so zu einer verstärkten Gerinnbarkeit des Blutes. Die Störung liegt auf dem Chromosom (Teil der Erbanlage) Nr. 1. Da alle Chromosomen beim Menschen in doppelter Form vorliegen, kann entweder nur ein Chromosom betroffen sein (heterozygoter Träger) oder beide Chromosomen (homozygoter Träger). In gewissen Situationen (Pille, Schwangerschaft) kann diese Störung eine besondere Bedeutung gewinnen, als nämlich hiermit ein erhöhtes Thromboserisiko verbunden ist. Unter Berücksichtigung einer solchen Gerinnungsstörung wäre dann in Anlehnung an die Empfehlungen der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) zu erörtern, ob und ab wann man der Schwangeren, neben Kompressionsstrümpfen auch einen so genanten "Blutverdünner" (niedermolekulares Heparin) verordnet, um das Thrombose- und Embolierisiko zu minimieren. Dazu würde dann ggf. auch der Zeitraum des Wochenbettes (etwa 6 Wochen nach der Entbindung) gehören. Am sinnvollsten ist es hier, dass die Frage einer Blutverdünnung mit einem erfahrenen Gerinnungsspezialisten oder einer Gerinnungsammbulanz abgestimmt wird. Meines Wissens - bitte dieses aber nochmals vor Ort individuell besprechen! - bietet der alleinige, heterozygote Defekt ohne Thrombose in der Vorgeschichte ein niedriges Risiko nach der Klassifikation: Man würde aber einen Blutverdünner für die Zeit des Wochenbettes empfehlen. Heterozygote Merkmalsträger weisen ein ca. 5 -10fach erhöhtes Thromboembolierisiko auf, homozygote Merkmalsträger ein 80 - 100faches Risiko. 2. es gibt meines Erachtens bisher keine Empfehlungen, auf Autofahrten länger als 30 Minuten zu verzichte oder auf da Arbeiten generell zu verzichten. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 25.03.2010