Hallo Herr Dr. Bluni,
im Februar 2010 ist mein Sohn 10 Wochen zu früh auf die Welt gekommen. Es lag eine Placenta praevia und eine Insertio velamentosa vor. Mein Sohn ist leider etwas entwicklungsverzögert und es wurde eine beinbetonte Cerebralparese diagnostiziert.
Nun bin ich erneut schwanger und habe Angst, dass sich dies wiederholen könnte.
Wie groß ist die Gefahr erneuter Komplikationen?
Vorab lieben Dank für eine schnelle Antwort
Mitglied inaktiv - 02.06.2011, 13:49
Antwort auf:
erneut schwanger nach Frühgeburt
Hallo,
1. das lässt sich so nicht ohne weiteres quantifizieren, da aus Ihrer Beschreibung auch nicht genau hervorgeht, ob es letztlich die Plazenta praevia war, die bedingt durch eine Blutung zum Kaiserschnitt / zur Geburt geführt hat.
Die Fehlanlage der Gefäße ist sicher eine sehr seltener Nebenbefund, die auch dann, wenn sie vorliegt, meist folgenlos bleibt.
2. Die Plazenta praevia kommt in ca.0,3-0,6 Prozent aller Schwangerschaften vor, aber nur in 20 Prozent dieser Fälle liegt sie komplett vor dem Muttermund. In 2-10 Prozent kommt es zu Plazenta-praevia-assoziierten Blutungskomplikationen.
3. das Wiederholungsrisiko scheint mit 4-8% gering zu sein, wenn dieses einmal aufgetreten ist. Jedoch können hier immer auch noch andere Risikofaktoren (Alter der Mutter, Rauchen, etc.) hinzukommen.
4. eine Vorgeschichte mit vorzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt bedeutet für eine neue Schwangerschaft, dass das Risiko für vorzeitige Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit erhöht ist, wobei wir dieses zahlenmäßig nicht allgemein gültig benennen können.
Vor und in einer nachfolgenden Schwangerschaft ist deshalb die ausführliche Aufklärung und Information durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt über Ursachen, mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & Diagnostik umso wichtiger:
Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen.
In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen.
Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben.
Stimmen Sie das für Sie sinnvollste Vorgehen rechtzeitig mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab.
VB
Quellen:
Heppard, Martha C.S. and Thomas J. Garite. Acute Obstetrics (Missouri: Mosby-Year Book, Inc, 1996), pp 215
Rasmussen S, Albrechtsen S, Dalaker K., Obstetric history and the risk of placenta previa, Acta Obstet Gynecol Scand. 2000 Jun;79(6):502-7.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 02.06.2011
Antwort auf:
erneut schwanger nach Frühgeburt
Hallo Herr Dr. Bluni,
lieben Dank für die schnelle Antwort.
Aufgrund der placenta praevia kam es ab der 26.SSW zu teilweise sehr starken Blutungen. Bis zur 30. SSW konnte die Geburt mit Magnesiumgabe und strikter Bettruhe noch hinausgeschoben werden.
Ich werde aber das weitere Vorgehen morgen mit meiner Frauenärztin besprechen.
Sonnige Grüße zum "Herrentag" ;-)
Mitglied inaktiv - 02.06.2011, 17:21