2001 hatte ich ne konisation.ich hatte in der ersten schwangerschaft 2006 in der 17 woche den muttermund nur 1,4 cm in der 21 woche habe ich eine cerclage und bettruhe bekommen.leider ist in der 31+3 die fruchtblase geplatzt und wehen dazu dann kam die kleine per kaiserschnitt.der arzt meinte wenn ich nochmal schwanger werde wollen die in der 14 bis 16 woche cerclage und totalen muttermundverschluss machen.wenn man es so früh macht muss man dann auch danach nur liegen ? oder darf man sich bewegen usw..lg
Mitglied inaktiv - 01.09.2009, 10:19
Antwort auf:
cerclage und totaler muttermundverschluss
Hallo,
1. nach einer Konisation (bei der ein richtiger Gewebekegel abgetragen wird) ist das Risiko für vorzeitige Wehen und Frühgeburtlichkeit deutlich erhöht. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bei Frauen nach einer Konisation sich eine Frühgeburtenrate von 17,2% ergibt. Im Vergleich dazu betrug diese Rate nur 6,7% bei Frauen vor einer Konisation sowie 6,2% bei Frauen ohne Konisation. Das relative Risiko für eine Fehlgeburt vor der 24. SSW lag in der Gruppe der Schwangeren mit Zervixkonisation gar um das Vierfache höher als bei den Müttern ohne einen solchen chirurgischen Eingriff. (Quelle: Albrechtsen S et al. Pregnancy outcome in women before an after cervical conisation: population based cohort study. BMJ 2008; 337: a1343)
Vor und in einer nachfolgenden Schwangerschaft ist deshalb die ausführliche Aufklärung und Information durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt über Ursachen, mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & Diagnostik umso wichtiger:
Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen.
In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen.
Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall darüber hinaus auch Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben.
Für das individuelle Vorgehen ist für den behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin immer der Gesamtzusammenhang wichtig und ausschlaggebend:
Es empfiehlt sich hier immer, dass die persönliche und individuelle Situation vertrauensvoll mit der behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt erörtert wird.
2. zur Frage einer prophylaktischen Cerclage/Muttermundverschluss gibt es mittlerweile in der Fachwelt eine relativ einhellige Meinung:
Dank immer kritischerer Indikationsstellung ist die Cerclagefrequenz innerhalb weniger Jahre von fast 10 % auf 1-2% gesunken. Therapeutisch sind nur echte isthmocervicale Insuffizienzen (Gebärmutterhalsschwächen) eine Indikation.
Prophylaktische Cerclagen aus anamnestischer Indikation oder bei Mehrlingsschwangerschaften sind schon deshalb sehr kritisch zu betrachten, weil sie nicht zu einer Tragzeitverlängerung führen
Eine Zervixinsuffizienz (Gebärmutterhals-Schwäche) im klassischen Sinn ist ein sehr seltener Befund. Bei unsicherer Entscheidungsgrundlage zeigen Studienergebnisse keine eindeutigen Vorteile einer Cerclage gegenüber abwartendem Verhalten. Ob Schwangere mit ultrasonographischer Verkürzung des Gebärmutterhalses oder einer Öffnung des inneren Muttermundes von einer Cerclage profitieren,
lässt sich noch nicht abschließen beurteilen.
Als einzige Ausnahme verbleiben noch Schwangere mit mehrfachen Frühgeburten in der Anamnese. Bei der Diagnose einer Gebärmutterhalsschwäche ist neben der transvaginalen Sonographie mit ihrer Verkürzung und Eröffnung der Zervix unbedingt immer auch die Konsistenz der Portio durch Vaginalpalpation zu beurteilen.
Notfallcerclagen bei Cervixinsuffizienz mit Fruchtblasenprolaps sind nur bis zur 32. SSW indiziert. Gleichwohl ist das Komplikationsrisiko einer Cerclageoperation gering und besteht praktisch nur in minimalen Verlängerungen der Eröffnungsphase sowie einer leicht höheren Inzidenz von Zervixrissen. Frauenarzt 40, 5 (1999) 659
Insofern ist hier im individuellen Fall sicher das immer ausführliche Gespräch mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und der Frauenklinik (am besten ein Perinatalzentrum) im Vorfeld sinnvoll, inwiefern eine Cerclage zu Prophylaxe einer vorzeitigen Muttermundseröffnung im individuellen Fall geboten ist unter Abwägung des Für und Wider.
Dieses gilt auch für die Fragestellung, inwiefern eine prophylaktische Cerclage/Muttermundverschluss nach einer Infektion mit Fehlgeburt anzuraten ist.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 01.09.2009