Patchwork - Familien

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Geschrieben von Jorinde17 am 16.08.2019, 14:51 Uhr

Die Gefühle sortieren...

Ich versuche mal, das Emotionale von der Sache wegzunehmen und ganz neutral zu schauen, vielleicht hilft Dir das ja zu mehr Klarheit. Es ist wichtig, dass Du Deine (ganz normalen) negativen Gefühle erkennst, weil die natürlich die Situation sehr stark einfärben.

Also: Ganz neutral betrachtet ist es für eine 15jährige normal, dass sie scheu am Tablet sitzt und mit den neuen „Geschwistern“ nix anfangen kann. Ich erlebe es z. B. im Job selbst oft: 15jährige Praktikanten, die in eine neue Situation kommen, sprechen oft fast nix. Sie hängen nur am Handy. Sie versuchen auch nicht, auf andere zuzugehen oder sich zu integrieren. Es kommt sehr wenig von ihnen, sie wirken unbeteiligt. Das ist schade, aber normal.

Ich kenne eigentlich keinen 15jährigen, der sich - wenn er irgendwo fremd und nicht zu Hause ist - schon groß einbringt oder auf die Anderen eingeht. Das wäre schön, ist aber unrealistisch. Dass eine unreife 15jährige außerdem Kids mit Asperger „komisch“ findet, ist nicht so unnatürlich, denn natürlich bemerkt sie Unterschiede, und die sind ihr nicht geheuer. Dass sie hinterher cool und abfällig redet, weil sie eben nichts darüber weiß und nichts versteht, ist jetzt auch nicht sooo ungewöhnlich.

Auch Deine Gefühle zu dem Mädchen sind natürlich nicht nur reine Liebe. Denn Du hast Dir die Stief-Tochter nicht ausgesucht, sondern nimmst sie nur in Kauf. Du hättest nichts dagegen, Deinen Freund für Dich allein zu haben. Das ist menschlich. Du hast Dir aber nunmal einen Mann mit Vergangenheit ausgesucht. Er hat ein Kind und deshalb zwangsläufig auch Umgang mit ihm sowie öfters mal Kontakt mit seiner Ex. Nervig, aber nicht zu vermeiden.

Zweites Thema: Die Ex und ihre eventuellen Lügen. Natürlich hält die Tochter zu ihrer Mutter und nicht zur Stieffamilie. Die Mutter ist ihre Hauptbezugsperson, der Vater ist ja offenbar nur am WE für sie da. Die Mutter ist die Basis, auf der sie steht - klar tut sie (fast) alles, was die Mutter will. Die beiden fühlen sich als Team. Die Tochter wird erst viel später und erst als Erwachsene erkennen, dass das Partei-Ergreifen für die Mutter vielleicht gar nicht gut für sie war.

Weiteres Thema: Deine Beziehung zu Deinem Freund. Es gibt eine psychologische Tatsache, die Du wissen musst, wenn Eure Beziehung gelingen soll. Und die ist: Die Tochter kommt immer VOR Dir, sie kommt emotional an erster Stelle. Das ist bei jedem (guten) Vater so, sein Kind ist wichtiger als jede neue Frau. Wenn Du - durch Streit - versuchst, daran etwas zu ändern, dann wirst Du ihn verlieren. Ein Mann entscheidet sich immer für sein Kind. Ebenso, wie Du Dich immer für Deine Kinder entscheiden würdest, wenn ein Mann Dich indirekt vor die Wahl stellen würde.

Erst an zweiter Stelle zu kommen kann weh tun, das merkst Du gerade ja auch. Es ist aber normal, dass ein Vater, der seine Tochter liebt, sich von ihr ein bissl auf der Nase herumtanzen lässt. Sie ist erst 15, pubertiert, zickt - alles normal. Ein geduldiger Vater weiß das und lehnt sie trotzdem nicht ab. Und ein Wochenendvater ist erst recht nachgiebig: Denn das bisschen Zeit, das er mit seinem Kind hat, will er nicht durch Strenge vergällen.

Ich finde es gut und richtig, dass Du die Wochenenden jetzt autonomer planen willst. Mach‘ das aber auch wirklich und sage das nicht nur aus Trotz. Eure Beziehung wird nur gelingen, wenn Du Dich unabhängiger machst. Und wenn Du gelassen und souverän genug bist, um die Patchwork-Situation samt einer pubertierenden 15jährigen, die (naturgemäß) kein Interesse an Dir und Deinen Kindern hat, auszuhalten. Das ist schwer, ganz klar. Ob Du‘s kannst, wird die Zeit zeigen.

LG

 
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