schroedingerskruemel
Zu Hause habe ich ein 10 Jahre altes Junikäferchen, ein echtes Midsommar-Kind, geboren an SSW 40+0, am längsten Tag des Jahres, mit dem meisten Licht und einer hohen Wahrscheinlichkeit für krachende Gewitter. Was hätte ich bei ET in der zweiten Junihälfte gerne vorher gewusst? Juni klang für mich nach Sommeranfang, nach den ersten warmen Sommertagen. Wie herausfordernd kann das schon werden? Oh Mann, war ich im Irrtum. Mir ist vorher nie aufgefallen, wie heiß es um diese Zeit des Jahres ist. Zum kalendarischen Sommerbeginn gibt es bei uns jedes Jahr die erste, große Hitzewelle, aber unschwanger ist mir das nie aufgefallen. Ich hätte gerne gewusst, dass ich alle Vorbereitungen zur Geburt, alles Organisatorische, alle Maler- und Aufbauarbeiten in den kühleren Mai-Tagen abgeschlossen haben sollte. Ich hätte gerne gewusst, dass der rasche Wechsel der Wetterlage einen Einfluss auf den Geburtsbeginn hat. Naja. "Gewusst" habe ich es ja. Als meine Hebamme mir dies mal beiläufig beim CTG erzählte, habe ich dies für abergläubischen Blödsinn gehalten. Waren die Kreißsäle unter der Hitzewelle leer, war ich bei meiner Geburt die achte Schwangere, die um das Gewitter drumherum in der Klinik ankam. Zum Glück würde ich weggeschickt. Warum "zum Glück"? Keine zwei Stunden später wurde das Klinikum teilweise evakuiert. Es gab so starke Regenfälle, dass die Räume der Geburtshilfe unter Wasser standen und es einen Wassereinbruch in den Keller gab. Wäre ich dort aufgenommen worden, hätte ich mein Kind im RTW, in der Notaufnahme oder in der Uniklinik auf dem Gang bekommen. Nun wäre es ein wenig extrem, eine Havarie des gewählten Geburtsortes als reguläre Eventualität einzuplanen. Dennoch würde ich mich bei einer weiteren Schwangerschaft an einer zweiten Klinik anmelden, einfach für den Fall, dass es wetterbedingt wieder zu einer Überlastung der Kreißsäle kommt. Die Anmeldung würde ich machen, da es ohne Alternative chaotisch war. Es wurde lange diskutiert, ob ich im dritten Klinikum, in das wir dann einfach gefahren sind, weggeschickt werden kann / muss / sollte. Ich hätte mit aller 3 Minuten Wehen, war aber per se kein Notfall. Dazu kam, dass sich auch dieses Klinikum langsam mit (angemeldeten) Schwangeren füllte. Ich durfte nur bleiben, da die Untersuchung (nach gefühlt ewiger Wartezeit) kein Nachhauseschicken mehr erlaubte. Es war richtig doof, unter Wehen ein Anamnesegespräch zu führen und ein Dutzend Aufklärungen unterschreiben zu müssen. Ich habe auch die Urlaubszeit unterschätzt. Es sind zwar keine Schulferien, aber es ist die Zeit, in der oft diejenigen im Urlaub sind, die keine schulpflichtigen Kinder haben. Termine für fast alles sind oft genauso knapp, wie in den Schulferien - nicht nur in meiner ländlichen Region, sondern auch in den umliegenden Städten (Landeshauptstadt inklusive). Dies betrifft die Hebammen, Spezialpraxen (Feindiagnostik, Risikoschwangerschaften), Geburtsvorbereitungskurse, Anmeldungen für Wartelisten für Kinderbetreuungen nach Ende einer einjährigen Elternzeit. Die ersten drei Monate verbringt euer Kind im (Hoch-) Sommer. Ich höre noch: "Das Kind braucht mindestens eine Schicht mehr, als du. Es braucht auch im Sommer Wollsocken und Mützen." Ich hatte keine ärmellosen Bodys, ich hatte keine luftige Kleidung. Für viele Kinder mag diese Richtlinie zutreffen, aber mein Kind hat so geschwitzt, mit nassem Nacken und hochrotem Kopf. Wir konnten die Mütze weglassen, die Füße bekamen leichte Baumwollsöckchen, und der Lyocell-Innenschlafsack überm Langarmschlafanzug waren bei 35 Grad genug. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich als kurzsichtig und unbedarft geoutet habe, hoffe ich doch, dass mein Geschwafel irgendjemandem nutzt. Ich wünsche allen Mitfahrenden eine ruhige und sichere Kugelzeit.
Hehe. Sehr aufregende, aber lustig verfasste Erlebnisse Mein Sommerkind war damals für Mitte Juli angesetzt. Meine Hebamme fuhr während der Rufbereitschaft noch in den Urlaub. Letztendlich habe ich Ende Juni beim Fußball WM Spiel Deutschland (verlor) gegen weiß ich nicht mehr mit einer anderen Hebamme zu Hause entbunden. Die kannte ich natürlich auch vorher, hatte bei ihr auch den Hausgeburtsvorbereitungskurs und eine Vorsorge. Für uns kam die Hitze sehr gelegen, da unser Baby Gelbsucht bekam und wir dadurch wunderbar Lichttherapie auf dem Balkon machen konnten. Ein weiterer Nachteil eines Sommerkindes, was ich vorher immer als Vorteil sah: Das Wetter zum Geburtstag ist gut und man kann draußen feiern... Tjaaaa. Da habe ich gelernt: wir brauchen immer Plan B, für eine zu heiße Variante (Hüpfburgenland macht z. B. bei 30 Grad nicht mehr auf) und eine schlecht Wetter Variante. Das nervt mich, da ich ja ein totaler Planmensch bin. Joa, das fiel mir gerade mal spontan zu deiner Geschichte ein. :D Alles Liebe!