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@casy- Kosovo-Albaner

Thema: @casy- Kosovo-Albaner

Ich bin seit nunmehr 14 Jahren ebenfalls mit einem Kosovo-Albaner verheiratet. Auch wir sind beide berufstätig und haben 2 Kinder. Von Anfang an haben wir Geld in den Kosovo geschickt und daran wird sich bis zum Tod der Eltern auch nichts mehr ändern. Die sozialen Sicherungssysteme im Kosovo sind nicht ausgebaut.Der Opa bekommt 40 Euro Rente, die Oma gar nichts. Preise sind teilweise höher als hier, weil die Auslandszahlungen der Albaner das Preisgefüge kaputt gemacht. Normale Verdienste liegen im Rahmen von 100-200 Euro/Monat.Krankenbehandlung, Medikamente müssen selbst bezahlt werden.Söhne sind für die Versorgung ihrer Eltern zuständig (hier trifft diese Werbung mit dem vogelzeigenden Baby "Meine Altersvorsorge" voll zu), Töchter (die auch nichts von ihren Eltern erben, es sei denn sie haben keine Brüder) haben sich für die Schwiegereltern mit finanziell zu engagieren (auch wenn von Albanerinnen meistens nicht erwartet wird, dass sie arbeiten gehen. Die ältesten Söhne sind eine Art Familienoberhaupt, dass zu allen wichtigen Entscheidungen befragt wird ( Heiraten der Schwestern dund Brüder). Für meinen Mann stehen aber wir an erster Stelle und deshalb schicken wir nur, wass unbedingt notwendig ist (ca. 100 Euro/Monat für Lebensmittel, Strom,Reparaturen am Haus, Krankenbehandlung. Es sind immerhin seine Eltern und verhungern lassen möchten wir sie nicht. Häuser oder Hochzeiten für Brüder, Plasmafernseher, Kamerahandys usw. finanzieren wir nicht, sondern wirklich nur den notwendigsten Bedarf der Eltern. Mein Mann ist aber eine Ausnahme, er ist sehr jung nach Deutschland gekomment, hat hier studiert und auch kaum noch Kontakte zu anderen Albanern. Für die meisten Albaner ist die Herkunftsfamilie und die Brüder am wichtigsten, bzw. auch das Prestige, wenn man der Familie im Kosovo viel Geld überweist. Dann ist man ein "guter" Sohn und Bruder und wird von allen Verwandten und Bekannten gelobt. Viele versuchen hier kaum etwas auszugeben, leben unter ärmlichen Bedingungen, nur damit im Kosovo neue Häuser gebaut werden können, der Bruder ein Auto bekommt etc. Du weißt selbst am besten, wie Dein Mann ist. Ändern wirst du ihn nicht mehr können. Stell Deinem Mann ein Ultimatum, dass sein Bruder auszieht.Ist die Ehefrau Deines Schwagers Albanerin? Wahrscheinlich werden sie Dich nicht verstehen, da der Familienbegriff im Kosovo ganz anders verstanden wird. Die Eltern leben mit ihren Söhnen und deren Familien zusammen (benachbarte Häuser bzw.alle in einem Haus).Die Frau ist mehr mit ihren Kindern, Schwägerinnen, Schwiegermutter, Freundinnen zusammen als mit ihrem Mann. Die meisten Männder wollen lieber mit Kumpels zusammensitzen und haben mit Kinderbetreuung nichts am Hut. Laß Dich auch nicht ausnutzen. Fast alle Albaner die ich hier kennengelernt habe, haben nach einigen Jahren und mittlerweile unbefristeter Aufenthaltserlaubnis ihre deutsche Ehefrau gegen eine albanische ausgetauscht und diese nach Deutschland geholt.Aber auch von diesen neuen Ehen scheitern viele, da Albanerinnen nicht mehr so unterwürfig wie vor 20/30 Jahren sind. Der Traum fast aller Eltern im Kosovo ist, dass die Schwiegertochter bei ihnen bleibt, den Haushalt führt und ihnen die Füße wäscht (kein Witz, sondern Zeichen der Ehrerbietung). Der Sohn schickt derweil sein verdientes Geld aus dem Ausland. Da man aber so im Kosovo keine Frau mehr findet, werden die Frauen dann gezwungenermaßen mit ins Ausland genommen.Cousinen heiraten Albaner übrigens nicht, das verstößt gegen den Kanun (alter albanischer Ehrenkodex Link www.elsie.de/pdf/B2001DerKanun.pdf).Auch wenn der Kanun natürlich nicht mehr so angewandt wird, sind doch bestimmte albanische Verhaltensweisen daraus abzuleiten (S.28 ff Ehe und Frauen,S.52 Familie,S.61 ff. Heirat). Wünsche Dir eine richtige Entscheidung ! Viel Glück Florentina

Mitglied inaktiv - 24.04.2006, 10:22



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Hallo Florentina, das eigentliche Problem liegt daran, dass das Wort "Familie" jeden beinhaltet, nur nicht mich und meinen Sohn. Wir sind die Aussenstehenden. Das zumindest ist mein Gefühl. Und das sieht/versteht mein Mann nicht. Er ist damit beschäftigt, alles seiner Familie recht zu machen, und bemitleided sich selbst, dass er zwischen zwei Stühlen sitzt. Wobei das gar nicht der Fall ist, denn ich unterstütze ihn gerne und helfe, wo ich kann. Allerdings möchte ich als "Lohn" hierfür ein intaktes Familienleben zwischen uns haben. Aber das schafft er nicht. Die finanzielle Unterstützung dient auch nur der Lebensmittel, Medikamente, etc. Und da wäre ich die Letzte, die etwas dagegen hätte. Allerdings ist mir bei der Hochzeit schon der Hut hochgegangen. Tradition hin oder her. Man muss es nicht übertreiben. Zumal bei mir in jeder Hinsicht immer gespart werden muss und auf jeden Cent geschaut wird. Mit der Schwägerin verstehe ich mich unerwartet gut, und momentan klappt das Zusammenleben. Allerdings sollen die beiden so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen und sich Arbeit & Wohnung suchen. Meine Befürchtungen sehen allerdings so aus, dass sie in Kürze schwanger wird, wie das bei Albanern so nach der Hochzeit üblich ist. Und dann steht uns die nächste Ehekrise bevor. Denn wer muss sich dann wieder um alles kümmern? Mein Mann und ich. Liebe Grüße Casy

Mitglied inaktiv - 24.04.2006, 14:23



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Hallo Florentina, bin zwar persönlich nicht betroffen, fand aber Deine Info und den link trotzdem sehr interessant. Danke! lg galia

Mitglied inaktiv - 24.04.2006, 18:21