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Zweisprachigkeit

Thema: Zweisprachigkeit

Hallo in die Runde, ich hätte eine Frage zwecks der zweisprachigen Erziehung meines Sohnes. Mein Mann und ich sind Muttersprachler deutsch. Seit August leben wir aber wegen unserer Arbeit nun zusammen mit unserem Sohn (9 Mon) in Frankreich. Er ist zur Betreuung bei einer Assistante Maternelle (Tagesmutter), die Französisch spricht. Auch auf dem Spielplatz ist verständlicherweise die Umgangssprache Französisch. Zu Hause ist allerdings Deutsch die gesprochene Sprache. Da ich schon einmal für 3 Jahr in Frankreich gelebt habe, spreche ich eigentlich fließend und fast akzentfrei Französisch; allerdings kenn ich ebensowenig die Kinderlieder, Gedichte etc. wie die französische "Babysprache". Nun komm ich insgesamt ziemlich durcheinander und ertappe mich ab und zu dabei, auch zu Hause mit dem Zwerg Französisch zu sprechen. Wäre eine solche Regelung (Ich Französisch, mein Mann Deutsch) sinnvoll oder eine doch zu radikale Veränderung, nachdem wir beide 9 Monate lang Deutsch mit unserem Sohn sprachen? Oder kennt und praktiziert ihr vielleicht andere Arten der zweisprachigen Erziehung, bei denen den Partnern nicht unweigerliche jeweils eine Sprache zugeordnet wird? Ich möchte den Kleinen nicht durch falschen Ehrgeiz vollkommen durcheinanderbringen! Ich würde mich sehr über Anregungen freuen

Mitglied inaktiv - 03.09.2008, 17:25



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Hej ! Du nennst es selbst. Falscher hergeiz, und dem schließe ich mich an. Zudem wirst Du baldmerken,daß das franz. Umfeld sehr stark werden wird - er hört ja den ganzen tag nichts anderes und hat vermutlich nur Euch zum deutschsprechen -also bleibt u mhimmels willen bei Eurer Muttersprache: Die kennt Ihr bestimmt trotz allem am besten, die kommt emptahisch richtig rüber und vor allem. die wird noch genug zu "kämpfen" bekommen, um sich gegen die übermächtige franz. Umgebung stark zu machen! Und Babysprache habe ich mit meinen Kindern weder auf Deutsch noch auf Dänisch gesprochen - viele Sparchen, gerne, aber wozu eine Sprache, die sie dann doch wieder ablegen müssen? Sie verstümmeln die Wörter anfangs eh nach ihrem Können und Wollen -aber muß ich das plötzlich auch? Wieso denn dieser Umweg?? Also - konsequent möglichst gutes Deutsch - das wird! Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. - jeder spricht seine Sprache mit den Kindern, Familiensprache Deutsch im dänischen Umfeld 2 Töchter (1992/1996) - fließend in 2 Muttersprachen!

Mitglied inaktiv - 03.09.2008, 17:37



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Hallo. Ich kann mich nur anschliessen. Bei der Tagesmutter französisch, später in der ecole maternelle französisch ... spätestens mit 4 wird er anfangen, Dich zu korrigieren. Jedenfalls macht das mittlerweile selbst mein mittlerer, der Grosse sowieso (ich spreche mit den Kindern Deutsch, aber die Umgangssprache zu Hause ist französisch und häufig genug fangen die Kinder an zu lachen, wenn ich wieder mal einen Fehler mache ... und ich spreche recht gut französisch). Warte einfach ein paar Jahre, dann kann Dein Sohn Dir französisch beibringen. LG Oeli_Bene

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 10:06



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Hallo! Wir haben eine ähnliche Situation - wir leben in Argentinien, sind beide deutsch, der Papa spricht ganz gutes Spanisch, wobei natürlich nicht akzentfrei, ich verstehe mittlerweile ganz gut, spreche auch, aber schon holprig, unsere Kinder (18 Monate) gehen jeden Tag 3 Stunden in eine Guaderia. Wir haben uns darauf geeinigt zu Hause nur deutsch zu sprechen. Bei uns aber vorallem deswegen, weil wir beide nicht perfekt sind. Außerdem gehen wir nächstes Jahr schon wieder zurück nach Deutschland und da werden dann die Kinder wohl (leider) ohnehin das Spanische wieder verlieren. Gruß Miax

Mitglied inaktiv - 03.09.2008, 19:00



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Wir leben seit knapp 2 Jahren in Griechenland, mein Mann spricht perfekt und akzentfrei, ich immernoch holprig und natürlich fehlerhaft. Vivien (2) geht 3 mal pro Woche in den Kindergarten daheim wird nur deutsch gesprochen. Und ich merke jetzt schon, dass sie beide Sprachen gut aufnimmt, teilweise gemischt spricht (aber beides relativ gut versteht - das Deutsch noch etwas besser als das Griechisch). Aber ich denke auch, dass sie sowieso durch die Umgebungssprache schneller und einfacher griechisch lernen wird und darum werden wir das deutsch zuhause von beiden Elternteilen beibehalten! Das klappt dann schon (auch wenn ich hier mit einigen Erzieherinnen zusammenpralle, die mich davon überzeugen wollen, dass Vivien mehr griechisch hören sollte, da sie sonst Schwierigkeiten in der Schule bekommen würde - meiner Meinung nach Quatsch!)

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 09:03



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HejAlly! "Das klappt dann schon (auch wenn ich hier mit einigen Erzieherinnen zusammenpralle, die mich davon überzeugen wollen, dass Vivien mehr griechisch hören sollte, da sie sonst Schwierigkeiten in der Schule bekommen würde - meiner Meinung nach Quatsch!)" Genau! Frag Dich nur, wieviel Ahnung diese Pädagogen vom Sprachererwerb bei Einsprachigen haben, dan bei Mehrsprachigen - und wieviel Ahnung Du selber davon hast, allein, weil Du miteiner fremden Sparche lebst und ein mehrsprachiges Kind aufziehst (und hier im Forum und sicher auch anderswo Erfahrungsberichte liest und hörst). Die Ahnunglosigkeit und dadurch Kompetenz dieser "gutmeinenden" Leute ist daher mehr als fragwürdig. Hätte ich auf alle diese "Ratgeber" gehört,die sich plötzlich ungefragt einmischten, dann wären meine Kinder heute ohne irh gutes Deutsch, für das sie inzwischen bewundert und beneidet werden. Daß Ihr gut Griechisch könnt, hilftden Kindern nahchher bei einigen Hausaufgaben - aber zuhause ist Deutsch wichtig und richtig! Ich bin auchsehr froh, daß wir immerhin diedt. Familiensprache haben - das verstärkt die Sprache ungemein und anerkannterweise! Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. - jeder spricht seine Sprache mit den Kindern, Familiensprache Deutsch im dänischen Umfeld 2 Töchter (1992/1996) - fließend in 2 Muttersprachen!

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 09:14



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Vielen Dank für eure Kommentare! Sie bestätigen mir das, was ich ohnehin auch gedacht und erwartet habe. Es macht gewiss wenig Sinn, den Kleinen in seiner "Sprachfindungsphase" zu verwirren, zumal wir voraussichtlich nächstes Jahr im Sommer wieder zurück nach Dtl gehen werden. (also dann auch keine école maternelle) Somit wird er das Französische wahrscheinlich ohnehin wieder schnell verlieren. Kennt ihr denn Möglichkeiten bzw. erachtet ihr es für sinnvoll, nach der Rückkehr in das eigene Land, mit kleinen Spielchen, Büchern etc. die Fremdsprache zwar nicht beizubringen aber wenigstens wachzuhalten? Liebe Grüße Papillon

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 11:02



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Dein Kind sollte zumindest 30% der Zeit der französischen Sprache ausgesetzt sein, um nur annähernd zweisprachig zu werden. Wenn Du wirklich sehr gut Französisch sprichst, könntet Ihr nach der Rückkehr nach Deutschland natürlich OPOL D/F machen. Ich selbst erziehe fremdsprachlich D/E, es funktioniert sehr gut. Meine Kinder sind inzwischen 7 und 9 Jahre alt und sind mehr oder weniger zweisprachig. Sie haben bisher auch keine sichtbaren Schäden ob der "fremden" Muttersprache aufzuweisen. Allerdings weiß ich nicht, wie ein älteres Kind darauf reagiert, wenn die Mutter plötzlich komplett die Sprache wechselt. Ich würde wahrscheinlich zum Ende des Frankreich-Aufenthaltes langsam in einen fließenden Wechsel übergehen. Ansonsten solltest Du in D eine französische Kindergruppe suchen und ihm möglichst französischsprachige Spielkameraden verschaffen. Das ist aber recht schwierig, da die meisten französischen Kinder in D auch Deutsch sprechen und die Umgebungssprache normalerweise absolut dominant ist. Eine Französische Frau (Studentin?) zur stundenweisen Betreuung wäre vielleicht auch eine Möglichkeit. Silvia D in D, 2 Töchter D/E fremdsprachlich

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 11:46



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Kann das mit der Spielegruppe bestätigen. Unsere Jungs haben viele zweisprachige Freunde. Am Geburtstag vom Jüngeren konnte ich sogar ausschliesslich Deutsch sprechen, da zumindest am Anfang alle 10 oder 11 Kinder dt/frz. waren. Aber kein Kind, nicht eines, hat mit einem anderen Kind deutsch gesprochen. Silvia, was mich interessieren würde: wie klappt das mit der "künstlichen" Zweisprachigkeit? (Wenn ich Deine mail richtig verstanden habe, sprichst Du oder Dein Mann mit den Kindern englisch, obwohl beide Eltern muttersprachlich deutsch sind, korrekt?) LG oeli_bene

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 13:18



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Hallo Silvia, Es würde mich auch sehr interessieren, wie ihr die zweisprachige Erziehung gestaltet. Die Idee mit der Kindergruppe hatte ich auch schon: so habe ich den Kleinen auf die Warteliste eines deutsch-französischen Kindergartens setzen lassen (Daumen halten). So würde wenigstens die Betreuung in der ihm dann ja vertrauten französischen Sprache fortgesetzt werden können. Dass ich dann in Deutschland die ganze Zeit Französisch mit ihm rede traue ich mir kaum zu. Im Affekt reagiert man dann wahrscheinlich doch in der Umgebungssprache Deutsch (so wie ich hier häufig auf Französisch reagiere) und die ganzen Lieder etc. Was ich mir vorstellen könnte, wäre mit ihm französische Bilderbücher anzuschauen, vorzulesen etc. oder auf französisch zu erklären, was man in den Büchern sieht. Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 14:00



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Es funktioniert bei uns wie bei den meisten anderen zweisprachigen Familien auch: wir wenden OPOL an, ich spreche mit den Kindern nur Englisch, mein Mann und die Umgebung Deutsch. Da wir das seit Geburt der Mädels so machen, ist es mir in Fleisch und Blut übergegangen, ich finde es richtig komisch, mit meinen Kindern Deutsch zu sprechen. Ab und an rutscht mal ein Satz raus (ich denke, das passiert aber auch bei "echtem" OPOL), aber 95% der Zeit spreche ich Englisch mit ihnen. Ab und an fehlt mir mal eine Vokabel, die sage ich dann in dem Moment auf Deutsch, wenn ich das Wort nicht umschreiben kann, und schaue später nach. Meine Töchter sind 7 und 9 Jahre alt. Beide verstehen Englisch auf fast muttersprachlichem Niveau, wenn sie mal ein Wort nicht verstehen, fragen sie nach (genauso wie auf Deutsch). Aktiv sprechen sie so lala, meine Große ziemlich gut, aber nicht auf dem Niveau einer gleichaltrigen Muttersprachlerin, die Kleine hat es nicht so mit Englisch, kann sich aber bei Bedarf verständigen. Ich möchte aber betonen, dass ich nicht versuche, den Kindern eine zweite Muttersprache mitzugeben, sondern nur, ihnen früh eine Fremdsprache beizubringen. Sie sind Deutsche und Deutsch hat absolute Priorität. Silvia

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 22:39



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Hej Silvia! Hut ab! Bislang bist Du das erste gelungene Beispiel i nmeinem Erfahrenskreis, wo das auch mit größeren Kindern noch so gut klappt. Und ich finde durchaus, Deine Kinder können einen gewissen Muttersprachenanspruch erheben - immerhin lernen sie die Sprache ja auch so und pauken eben nicht Grammatik und Vokabeln. Ab wann gibt es bei Euch Englisch in der Schule? Was werdet Ihr da machen, damit die Kinder sich nicht langweilen? ich frage, weil ich dasselbe ja Problem ja mit dem Deutschunterricht hier habe - Deutsch als Fremdsprache ist absolut keine Herausforderung für meine Kinder. Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. - jeder spricht seine Sprache mit den Kindern, Familiensprache Deutsch im dänischen Umfeld 2 Töchter (1992/1996) - fließend in 2 Muttersprachen!

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 22:45



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Hej nochmal! Ganz vergessen: Wir haben in der Verwandtschaf eine Familie,die mit ihren Kindern für ca. 2 oder 3 Jahre (die Zeit fliegt so!) nach Schweden gegangen ist. Nun sind Schwedisch und Dänisch natürlich sehr verwandte Sprachen, aber doch eigene! Die Kinder sprechen inzwischen natürlich hier nur noch Dänisch ,auch die Eltern bemühen ihr Schwedisch nur, wenn sie in Schweden sind - aber dann klappt es auch bei den Kindern sehr gut. Hier sind eben Besuche eine gute Art, die Sprache aus dem passiven Bereich wieder zu aktivieren; inwiefern sie natürlich mit den Jahren wächst - das bleibt dahingestellt. Jemand, der als Kleinkind eine Sprache gelernt hat und sich dann nicht mir ihr weiterentiwckelt, bleibt ja auch leicht auf diesem Niveau stehen --- analog der Diskussion um "Modetrends inder Sprache" weiter oben. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 22:49



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Hallo Ursel, warum sollte es mit älteren Kindern nicht klappen? Entweder man zieht OPOL durch oder nicht, das ist bei "echter" zweisprachiger Erziehung genauso. Auch da gibt es einen gewissen Prozentsatz, der irgendwann vor der Übermacht der Umgebungssprache kapituliert. Meist ist das so der Zeitpunkt, wenn die Kinder ca. 3 bis 4 Jahre alt sind und sich weigern, die schwächere Sprache zu sprechen. Viele Eltern gehen dann dazu über, die schwächere Sprache aufzugeben, weil sie keinen Sinn darin sehen, sie weiter zu sprechen, wenn die Kinder ihnen in der Umgebungssprache antworten. Ich bin aber weiterhin hartnäckig geblieben, auch wenn meine Mädchen fast nie Englisch mit mir sprechen. Mir reicht es zu wissen, dass sie es können. Allerdings gebe ich zu, dass es ab einem gewissen Alter schwieriger wird, die Sprache auf einem anspruchsvollem Niveau zu vermitteln. Da muss ich wirklich hart arbeiten und immer gelingt es mir auch nicht, weil mir da schon manchmal die Worte bzw. die Wortvielfalt fehlen. Gerade im Englischen gibt es ja für fast jeden Ausdruck eine Vielzahl von Synonymen. Ich kenne aber oft nur einen Ausdruck für eine Sache und verwende diesen immer wieder, während ich im Deutschen natürlich viel variantenreicher spreche. Daher sage ich immer, dass meine Mädels Englisch leider nur auf "Unterschicht-Niveau" sprechen. Aber wie gesagt, solange Ihr Deutsch auf hohem sprachlichem Niveau ist, ist mir das egal und ich hoffe, dass sich ihr englischer Wortschatz durch intensives Lesen von alleine verbessern wird. Ja, der Englischunterricht ist ein gewisses Problem. Elena (jetzt 4. Klasse) hat seit einem Jahr Englisch in der Schule. Zum Glück sind es nur zwei Stunden in der Woche, denn es ist schon sehr langweilig für sie. Es gibt nicht eine einzige Vokabel, die sie nicht kennt und das Englisch der Lehrerin ist wohl auch nicht sehr gut. Sie kommt oft nach Hause und mockiert sich über die Aussprache der guten Frau und darüber, dass diese sie immer wieder nach - in ihren Augen - ganz einfachen Vokabeln fragt. "Wenn die nicht mal weiß, was Esel auf Englisch heißt, wie will die uns denn da etwas beibringen???" Ich habe ihr erklärt, dass sie da durch muss und dass sie das Englisch der Lehrerin bitteschön kritiklos hinnehmen soll. Ich hoffe, dass es auf dem Gymnasium etwas anspruchsvoller wird, denn eine Sprache sprechen können und Grammatikregeln in Tests richtig anwenden zu können, sind doch zwei Paar Schuhe. Ab welchem Alter wird in Dänemark Deutsch unterrichtet? Hier in Niedersachsen fängt Englisch in der 3. Klasse an. Silvia

Mitglied inaktiv - 05.09.2008, 08:42



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hej Silvia! Danke für Rückmeldung, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Du weißt sicher, daß ich solchen Projekten eher ablehnend gegenüberstehe, was aber sicher AUCH, wenn auch nicht nur, mit meinem Waldorf-angehaucht-sein (ich bin absolut keine Waldorfvertreterin, habe anscheinend aber doch so einige Prinzipien übernommen, lächel) zuzuschreiben ist. Die Prioritäten sind da eben doch anders. Nun aber zum Thema. Ich meiinte just das Alter als Problem, weil die Unterhaltung eben auch anspruchsvoller und schwieriger wird, das erlebe ich mit einem Teenager im Haus, der über Gott und die Welt philosophiert, ja jetzt auch in beiden Sprachen. Zudem haben einige derer, die ich bei solchen Projekten erlebt habe, dann wirklich vor der schulischen Übermacht das Handtuch geworfen und die gemeinsam verbrachte zeit - ohne Fremde, die die Sprache dan nauch nicht verstehen - wurde zu gering.. Spätestens da wurde der Alltag in der Fremdsprache (und das ist es eben für die Mutter in solchen Fällen!) zu mühsam. Es macht eben - wie Du ja selbst beschreibst - auch für mich einen Unterschied, ob ich denselben Sachverhalt auf Deutsch oder Dänisch ausdrücken muß. Denn egal wie gut mein Dänisch ist: An mein Deutsch wird es NIE herankommen. Dafür ist es dann doch zu rudimentär, jedenfalls für eine Ansprüche (die sicher auch höher liegen als für andere, denen Sprache generell nicht so ein Thema ist.) Zum Unterricht: Hier haben die meisten Schüler Englisch ab der 3.Kasse und Deutsch ab der 7., dies meistens als Wahlfach. Allerdings kann Louise Deutsch dann doch wieder nicht abwählen, weil sie die Abschlußnote für den Übergang auf´s Gymnasium braucht, der hier ja erst nach der 9. Kl. stattfindet. Auch hier setze ich auf die gehobenere Qualität (übrigens in allen Fächern -ein wahrer Nachteil des so langenen Nebeneinander in den Klassen bis hoch zur 9.Kl. ist, daß die wenigstens Lehrer gewillt oder geschult oder fähig sind, die begabteren Schüler genügend herauszufordern und zu fördern - das äußert sich - wenn überhaupt - meistens in der Vergabe von quantitativer Mehrarbeit, leider nicht in qualitatitver.) Louise meldet allerdings Bedenken an, und insgeheim fürchte ich, sie hat Recht, denn Deutsch müßte sie eben auch auf dem Gymnasium als Muttersprache gelehrt bekommen, d.h. das machen, was dt. Schüler in einer dt. Schule im Deutschunterricht leisten müssen - nicht als Fremdsprache, wo dann wieder - wenn auch kompliziertere - grammatikalische Sachverhalte etc. gepaukt werden. naja, vielleicht kommt sie wenigstens mit einigen dt. Klassikern in Berührung, die ihr ansonsten auch eher fremdbleiben, weil selbst eine gute Schülerin und Leseratte erstmal nicht freiwillig zu Goethe und Schiller greift, lächel und seufz. Bislang ist ihr Deutschunterricht eben Lesestunde, sie erledigt Hausaufgaben auch für andere Fächer und /oder Post. Dies mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis, solange sie den Unterricht der andren nicht stört, auch ab und zu dazu beitragen kann und der Deutschlehrer ihr keine Aufgaben gibt, die ihrem Niveau entsprechen (daß sie einfach Mehrbögen ausfüllt, ohne Steigerung der Schwerigkeitsgrade, sehe ich nicht ein - da kann sie sich sinnvoller wie oben beschäftigen und hat den Nachmittag für Anspruchsvolleres und Nützlicheres frei.) Einen schönen Start ins Wochenende - Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. - jeder spricht seine Sprache mit den Kindern, Familiensprache Deutsch im dänischen Umfeld 2 Töchter (1992/1996) - fließend in 2 Muttersprachen!

Mitglied inaktiv - 05.09.2008, 09:13



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Chapeau, dass so durchzuziehen. Wir versuchen auch, den Kindern Englisch beizubringen. Allerdings sprechen wir zu Hause französisch. Die Schule ist auch auf Französisch, wenn auch für den Grossen (2. Klasse) mit einer Stunde deutsch pro Tag - in einer Gruppe mit 90% Mutter-/Zweitsprachlern) und für den mittleren im Kindergarten je einen Tag französisch, einen Tag deutsch (naja, eher Österreichisch). Die Schule bietet das auch für Englisch an (machen 3/4 der Schüler). Ich kenne einige deutsche/ deutsch+x Eltern, die ihre Kinder für Englisch angemeldet haben. OPOL geht nicht, denn ich bin ja schon der deutsche Part. (Würde ich persönlich auch nicht wollen. Mein Englisch ist nicht perfekt, zwar nahe am Maximum für einen Nicht-Muttersprachler, aber ohne wirkliches Gefühl für die Sprache.) Die beiden älteren haben in den letzten Jahren immer einen Englischkurs gemacht, einmal pro Woche. Immer bei Muttersprachlern. Das war eigentlich ganz gut, denn die Ausprache ist überraschend gut. Dazu kommt, dass sie viel Englisch hören (Eltern mit Freunden oder Kollegen; im Kindergarten haben die Englischlehrer auf dem Flur, Hof, Kantine etc. nur englisch geprochen, auch mit den "deutschen" Kindern). Vokabeln können se kaum, aber das ist mir ehrlich gesagt nicht so wichtig. Ich habe mir überlegt, mal einen Englischabend oder Tag zu machen. Mein Akzent ist ok, der meiner Frau doch sehr französisch. Wenn Deine Kinder Englisch sprechen, hörst Du dann den deutschen Akzent heraus? LG oeli_bene

Mitglied inaktiv - 05.09.2008, 10:04



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Hallo Oeli_bene, bist Du ein Mann? Das hatte ich noch gar nicht mitbekommen, man geht immer davon aus, dass hier nur Frauen schreiben . Meine Mädchen haben einen leichten deutschen Akzent, aber nicht so schlimm, wie ein deutsches Schulkind, das Englisch in der Schule von einer deutschen Lehrerin beigebracht bekommt. Eher vergleichbar mit Deutschen, die schon 30 Jahre in Amerika leben, bei denene man bei genauem Hinhören immer noch hören, dass sie dort nicht geboren sind. Allerdings muss ich sagen, dass ich dem Akzent nicht so furchtbar viel Bedeutung beimesse. Wie ich schon sagte, wir sind Deutsche und dürfen deshalb sowohl einen deutschen Akzent haben als auch Grammatikfehler machen, ich erhebe keinen Anspruch auf Perfektion. Ich weiß nicht, ob ein Englischtag pro Woche etwas bringt, besser wäre vielleicht eine Englischstunde pro Tag. Z.B. immer kurz vor dem Schlafengehen noch ein bißchen auf Englisch erzählen oder Suchwörterbücher auf Englisch anschauen. Und wie gesagt, mach Dir nicht so viel Gedanken um Deinen Akzent, in der Schule lernen die das auch nicht besser. Oder sind alle Englischlehrer in Frankreich (ich gehe davon aus, dass Du dort wohnst) englische Muttersprachler? Silvia

Mitglied inaktiv - 05.09.2008, 15:58



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Hallo Ursel, ja es stimmt, dass die gemeinsam verbrachte Zeit manchmal zu kurz ist und damit an manchen Tagen nicht viel Gelegenheit besteht, mit den Kindern Englisch zu sprechen. Aber das geht einer Mutter, die "echt" Zweisprachig erzieht, auch nicht anders. Nicht umsonst ist die Nicht-Umgebungssprache meist die schwächere Sprache, der Input ist prozentual einfach geringer als in der Umgebungssprache. Aber die Grundlage für die Sprache wird meiner Meinung in den frühen Jahren gelegt, in denen man noch viel Zeit mit den Kindern verbringt. Genau wie Du stelle ich sehr hohe Ansprüche an Sprache. Genau deswegen bringe ich meinen Mädels lieber selbst Englisch bei, als diese wichtige Aufgabe dem deutschen Schulsystem zu überlassen. Sicher wird ihr Englisch nie so gut werden wie das eines super geförderten Kindes aus der britischen Oberschicht. Aber meine Mädchen werden wahrscheinlich immer besser Englisch können als der durchschnittliche deutsche Abiturient. Sehr hohe Ansprüche stelle auch ich an ihr Deutsch. Dieses leidet keineswegs unter der zweiten Sprache, denn ihr Vater spricht ein ausgezeichnetes Deutsch. Der hat ja auch einen Anteil an der zweisprachigen Erziehung. Viele Grüße Silvia

Mitglied inaktiv - 05.09.2008, 16:09