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Sind zu viele Sprachen eine Ueberforderung?

Thema: Sind zu viele Sprachen eine Ueberforderung?

Hallo Ich heisse Katharina bin Deutsche und mit einem Nigerianer verheiratet. Wir wohnen mit unserem Baby Jeremiah (10 Wochen)in Spanien. Ich spreche mit meinem Baby Englisch, Deutsch, "Bayrisch" und Spanisch. Mein Mann spricht neben Englisch auch Spanisch, Pidgin Englisch und 3 "Stammessprachen". Wenn wir mit unserem Baby sprechen mixen wir eigentlich alle Sprachen. Einmal deutsch, englisch ....Und meine beste Freundin(aus Frankreich)spricht natuerlich Franzoesisch mit ihm. Ich wollte fragen, ob das unser Baby ueberfordern kann? Schon im voraus Danke LG Katharina

Mitglied inaktiv - 08.02.2007, 15:53



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liebe katharina wow! das sind aber mal ne menge sprachen... ich bin ja eine verfechterin undogmatischer und pragmatischer lösungen und ich sage auch immer: hauptsache, spaß am reden und sich darüber klar werden, WAS genau man mit der mehrsprachigen erziehung will. in eurem fall aber finde ich das ziemlich unübersichtlich. ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass 1) ihr das sprechen so vieler sprachen lange durchhaltet und 2) euer kleiner damit gut fahren wird. vielleicht "sortiert" ihr ein bisschen? spanisch macht doch eh die umgebung, wenn ihr in spanien wohnt. das müsst ja nicht ihr machen. pidgin und bayrisch würde ich persönlich auch einschränken, aber das ist sicherlich eine emotionale angelegenheit für euch. ich finde nur, damit kann ein kind am "wenigsten" anfangen? oder ist das vielleicht falsch? weiß nicht... jedenfalls: ich würde reduzieren. und vielleicht auch strukturiert mixen, also nicht beliebig und wild durcheinander. im prinzip aber: hut ab! halt uns auf dem laufenden... lg paula (dt/nl/span)

Mitglied inaktiv - 08.02.2007, 16:04



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Wir haben in der Schule gelernt, dass Kinder bis 3 Jahren 3 Sprachen lernen koennen. Ich wuerde es so machen, dass jede Person eine Sprache mit dem Baby spricht und die Umgebungssprache Spanisch ist. D. H. Deine Freundin kann mit dem Baby ruhig Franzoesisch sprechen, du Deutsch und Dein Freund ?

Mitglied inaktiv - 08.02.2007, 16:39



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Du ueberforderst Dein Baby nicht, es wird später mal ein ordentliche Mischung aller Sprachen sprechen. Das Problem wird nur sein, daß es keine einzige Sprache richtig sprechen wird. Meiner Meinung nach solltet Ihr es so machen: Du sprichst konsequent Deutsch mit Deinem Kind, Dein Partner die Sprache, die er am besten beherrscht, untereinander könnt Ihr ja Englisch sprechen und Spanisch muß die Umwelt richten. Allerdings stehe ich der Aussage skeptisch gegenüber "die Umgebungssprache lernt es sowieso". Das dies nur eingeschränkt gilt, sieht man ja an den Problemen ausländischer Kinder in Deutschland. Sie haben zwar ein gutes "Straßenniveau", ihnen fehlen aber die Feinheiten. Ich bin Integrationshelferin an unserer Grundschule und weiß, wovon ich spreche. Die Kinder, wo zuhause gar kein Deutsch gesprochen wird und die es erst im Kindergarten gelernt haben, haben schon in der zweiten Klasse große Probleme. Sie sprechen teilweise akzentfrei Deutsch, aber sie kennen sehr viele einfache Worte nicht. Erst am Dienstag war ich wieder in der Schule und eine kleine Kurdin fragte mich beim Lesen nach der Bedeutung der Worte "Gummi" und "Information". Sie hatte den Text zuvor flüssig in akzentfreien Deutsch gelesen. Nur verstanden hatte sie ihn nicht. Durch das sprachliche Defizit, haben diese Kinder Probleme, dem Unterricht zu folgen oder Textaufgaben zu bearbeiten. Der schulische Mißerfolg ist daher vorprogrammiert, wenn das Elternhaus nicht massiv unterstützt. Silvia

Mitglied inaktiv - 08.02.2007, 19:29



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Hej allesammen! Interessantes Thema! Erstmal schließe ich mich Paulita und Silvia an, daß Euer Kind sicher viel von den jeweiligen Sprachen lernen wird - aber keine richtig. Hier wird immer wieder Konsequenz gefordert, und ich lockere das manchmal immerhin dahingehend auf, daß ich sage: Meine Kinder erleben, daß ich in DK dänisch mit ihnen spreche, nämlich, wenn andere Dänen dabei sind und uns auch verstehen sollen. ABER: Zuviee Sprachen von 1-2 Personen innerhalb eines Gespräches, eines Themas, gar eines Satzes gemischt - das hat mit pragmatischer Konsequenz nicht mehr viel zu tun. Da kann kein Mensch eine ordentlich Struktur erlernen und verstehen, wie die eine und die andere Sprache aufgebaut ist und angewendet wird - und wann und bei wem. Und jeder, der mit dem Kind irgendann zu tun haben wird, kann verzweifeln, wenn er nicht mindestens genauso viel von allen, von den vielen Sprachen kann wie das Kind, denn fehlt ihm auch nur eine, fehlt ihm immer eine Vokabel zum Verständnis. Silvia, noch eine Bemerkung zu Deinen sicher ernstzunehmenden Beobachtungen: "...sowieso". Das dies nur eingeschränkt gilt, sieht man ja an den Problemen ausländischer Kinder in Deutschland. Sie haben zwar ein gutes "Straßenniveau", ihnen fehlen aber die Feinheiten..." Du vergißt aber,daß diese Kinder meist in ihre Sprach- oder sozialen Ghettos zurückkehren. ich kenne durchaus Familien, wo das Kind nur Deutsch hier in DK sprach, bis es in den KIGA kam, dann aber fließend zweisprachig wurde. In der Schule ist er wie die Geschwister eher allen voraus. Auch in Norwegen hat eine Familie erleben müssen, daß bereits nach wenigen Wochen Kiga die Umgebungsprache Norwegisch enorm stark wurde und die beiden anderen Sprachen verdrängen wollte - die bis zum KIGA nur beherrscht wurden. Aber alle das liegt eben daran,d aß die Kinder in diesen Familien späestens ab KIGA-Alter immer wieder, auch außerhalb des KIGA und der Schule, mit Kindern der Umgebung spielten, die die Umgebungssprache gut beherrschten. Sie alle haben Eltern, die die Umgebungssprache gut beherrschen und zwar nicht bei ihren Kindern, so doch aber in ihrem sonstigen Alltag anwenden und somit zeigen, daß es wichtig, die Sprachen zu können.. Menschen, die außerhalb der Gesellschaft leben, eine eigene Gesellschaft dort bilden, haben es natürlich schwer(er), die Umgebungssprache zu beherrschen. Bezeichnend ist ja auch, daß Dein Beispiel aus einer solchen Bevölkerungsgruppe stammt, die es schwerer hat, sich zu integrieren - sicher aus beideitigem Mißtrauen. Daher bleibe ich dabei: Normal lernen die Kinder die Umgebungssprache gut --- aber man darf sich und sie natürlich nicht davon isolieren. Sonst wird es ja ähnlich wie beiden kidnern, die par tout Englisch lernen sollen, obwohl sie einsprahcig deutsche Eltern haben: Nur der Unterricht allein bringt es nicht! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 08.02.2007, 22:03



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ja, aber dieses problem ahben nicht nur ausländer, sondern auch Kinder aus sozial schwachen Familien, wo mit den Kindern nicht mehr vernünftig geredet wird, und deren deutsches Vokabular sehr arm ist oder aus "kanakendeutsch" besteht, bitte dieses Wort nicht diskriminierend betrachten, sondern es ist ein fester Begriff für dieses Art Deutsch: hey, alter, bleib cool usw. mit diesem harten dialekt, ihr wisst, was ich meine.

Mitglied inaktiv - 09.02.2007, 00:19



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Ich stimme meinen Vorrednerinnen zu - Überfordern werdet ihr das Kind sicher nicht, aber ich hätte auch Bedenken bzgl. der Zukunft. Aus dem Bekanntenkreis kenne ich es häufig so, dass die Paare sich die Sprachen teilen, z.B. Mutter spricht immer Deutsch mit dem Kind, der Vater Spanisch. Oder es werden bestimmte Situationen festgelegt, wo bestimmte Sprachen zum Einsatz kommen, z.B. Frühstück=Deutsch, vorm Fernseher=Englisch oder so was. Da kann sich das Kind dann drauf einstellen. Bei Euch ist es halt ein bißchen schwieriger weil ihr in einer spanischen Umgebung lebt und selber noch andere Sprachen sprecht. Vielleicht solltet ihr mal überlegen, welche Sprachen dem Kind am meisten bringen und Euch weitestgehend auf diese beschränken. Wenn ihr weiterhin in Spanien lebt solltet ihr aber vielleicht vor der Einschulung schauen, dass das Kind halbwegs die Grundlagen Spanisch kann und dann die Sprache auch vermehrt mit ihm sprechen. Sonst wird das Kind es schwer haben. Viel Glück und schöne Grüße Sooza

Mitglied inaktiv - 08.02.2007, 21:35



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Hallo Katharina, der wichtigste Punkt bei der ganzen Sache ist ganz sicher, dass Sprache strikt getrennt werden: also keinesfalls sprachen mixen. Woher soll denn ein Kind wissen, dass das jetzt grad zwei verschiedene Sprachen waren, und wie man es "richtig" macht? Wenn man das durchzieht, dann lernen die Kinder die Sprachen gut. Bekannte von uns waren in den USA (dort haben wir sie kennengelernt) und gingen ein Jahr spaeter wieder zurueck. Natuerlich wollten sie ihren Kleinkindern die englische Sprache erhalten. Allerdings begannen sie beide Sprachen zu mixen, wie es ihnen halt grad einfiel. Bei der aelteren gings trotzdem halbwegs gut, weil sie aelter war, als sie die USA verliessen (und die sprachen schon gefestigter) und weil sie ausserdem sprachlich ausserordentlich talentiert war. Die Talente des juengeren Kindes liegen woanders. Die KLeine sprach mit 5 Jahren mit einem geringeren Wortschatz als mein Kind mit nicht mal 3. Und ausserdem mixte sie beide Sprachen staendig durcheinander, ohne dessen wirklich bewusst zu sein. Deswegen ist es wirklich gscheid zu trennen. Entweder spricht jeder Elternteil am besten die eigene Muttersprache. Oder aber du machst das tageweise: an einem Tag nur spanisch, am naechsten tag nur deutsch. Jedenfalls find ich auch, dass man die Sprachen auf 3 verschiedene Sprachen beschraenken sollte. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass das sonst simpel zu viel werden kann. Liebe Gruesse, Birgit

Mitglied inaktiv - 08.02.2007, 21:39



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Hej nochmal! Silvia, ich habe noch vergessen: Bei Deiner Argumentation, daß ohne die Umgebungssprache AUCH zuhause die Kinder diese nie richtig und gut lernen, tut es mir ja für alle leid, die nicht in binationalen Familien, aberdennoch i mAusland leben - un davon kenne ich etliche. Das müßte ja heißen, deren Kinder werden niemals die Umgebungssprache gut genug können. Und aus erfahrung kann ich Dir versichern: Das stimmt icht (meine Beispiele oben sind nur2 von vielen!). Es hat etwas mit der Lebensart und "Integration" zu tun, wie gut die Umgebungssprache beherrscht wird. Wollte ich nur als Denkanstoß nachshcieben. Ansonsten. es ist in meinen Auen nicht notwendig für katharina, daß das Kind die umgebungssprachebereits kann, wenne sin den KIGA kommt - und mag auch mitmehr als 3 Sprachen klappen...4 Sprachen sind mir jedenfalls auf den Mailinglisten zu mthema und in Foren auch begegnet. ABER: Das erfordert im Prizip mehr Konsequenz als nur 1-2 Sprachen und mehr Behutsamkeit bei der Anwendung - nicht so wie Ihr es beschreibt - ie es Euch gerade einfällt, das klappt nicht. Dabei solltet Ihr Euch auch mal überlegen, was jede mehrsprachige Familie irgendwann überlegen muß: Wie gut soll mein kind welche Sprache können? Und je nach Anspruch muß "investiert" werden! - Zeit, Arbeit und Geld/Materialien. Schon bei 4 Sprachen istden meisten klar, daß es 1-2 Sprachen geben wird, die nicht so ausgeprägt sein können - sei es, daß sie im Wortschatz kürertreten oder aber Lesen/Schreiben hintan stehen. bei so vielen wie bei Euch, die lustig gemischt werden, werden leider wohl alle zu kurz kommen - und irgendwann ist Dein Kind nirgends zuhause. Also, überlegt jetzt und entchließt bald, was Ihr macht - und DAS macht dann richtig! Viel Glück - Ursel, DK Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 08.02.2007, 22:47