Mehrsprachig aufwachsen

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Ist das Neid?

Thema: Ist das Neid?

Hallo, ich muß mir jetzt mal was von der Seele schreiben, es geht um's "anders als andere" -sein, und vielleicht hat die eine oder andere hier auch Erfahrungen damit gemacht (obwohl ein Fall wie unserer wohl eher selten ist ...). Also wir haben 8 Jahre lang in den Niederlanden gewohnt, gleich hinter der Grenze. Dort ist auch unser Sohn (5 1/2 Jahre alt) geboren. Ich bin Deutsche, mein Mann ist Brite/Niederländer, seine Muttersprache englisch. Unser Sohn wächst also dreisprachig auf. Nachdem wir feststellten, daß sich unser Sohn verzögert entwickelt und er auch mit dem Sprechen große Probleme hatte, haben wir beschlossen, nur noch niederländisch mit ihm zu sprechen. Das war auch ein Erfolg, es ging darauf hin etwas besser. Er kam mit 2 1/2, wie in NL üblich, in einen normalen Kindergarten. Aber schon schnell sagte man uns, er wäre in einem anderen (einer Art heilpädagogischen KiGa) besser aufgehoben. Da kam er dann auch hin. 4 Kinder in einer Gruppe, 3 Erzieherinnen, einfach nur klasse. Inzwischen wurde unsere Befürchtung Gewißheit: Unser Sohn ist Autist! Nun ja, Sohnemann entwickelte sich in diesem KiGa prächtig, wurde dann im August letzten Jahres eingeschult, in eine spezielle Schule für Kinder mit Sprach- und Sprachverständnis-Problemen. Das ganze lief parallel mit unserer Haussuche. Wir konnten unseren Wohntraum in NL nicht verwirklichen, da die Hauspreise dort explodiert sind. Nun ist es so, daß viele Holländer dann halt in Deutschland was kaufen, und so haben wir es auch gemacht. Wir wohnen nun seit Oktober letzten Jahres nur 3 Minuten von der NL-Grenze entfernt. Schönes Haus, großer Garten. Unseren Sohn aber haben wir dadurch, daß er halt überwiegend NL spricht und wir der Meinung sind, daß das Schulsystem in NL besser ist, auch dort in seiner Schule gelassen. Mein Mann arbeitet auch in NL. Wir haben überhaupt kein Problem mit dieser Grenzgängerei, im Gegenteil, wir finden daß wir echte Glückspilze sind, daß wir so von beiden Ländern profitieren und genießen können. Unser Herz ist sowieso in NL, es wird immer eine zweite Heimat für mich bleiben. Und unser Sohn ist wirklich durch und durch holländisch. Inzwischen quasselt er ohne Ende, und auch - freu! - etwas deutsch und englisch. Er bekommt halt doch viel von uns mit! ABER: Andere, besonders meine Familienmitglieder, sowie Arbeitskollegen, Bekannte - haben offensichtlich sehr wohl ein Problem damit.Mit unserem Grenzpendeln, mit den 3 Sprachen. Und daß unser Sohn "diese schreckliche holländische Sprache" spricht, ob es nicht mal Zeit wird, daß wir ihn in eine deutsche Schule anmelden (nein, das werden wir nicht tun, warum auch, es klappt alles so super, und die holländische Mentalität sagt mir sowieso viel mehr zu). Und diese ewigen Diskussionen um mehrere Nationalitäten. Nein, das dürfte es gar nicht geben, jeder darf nur EINE Nationalität haben und nicht mehrere, so die Meinung einiger. Ich weiß, daß wir anders sind als andere, daß wir halt nicht in ein 0/8/15-Raster passen (komisch, in NL hat NIEMAND ein Problem damit!), aber wieso kommt es immer wieder zu teilweise sehr häßlichen Bemerkungen, ja, sogar Diskussionen? Und immer von Deutschen? Warum machen Menschen so etwas? Ist das schlicht und einfach Neid? Ich sehe uns als Europäer und finde es einfach nur schön, daß vieles inzwischen so grenzübergreifend geregelt und möglich ist. Aber wegen unserer Lebensweise so angegriffen zu werden, finde ich heftig! Werdet Ihr auch schon mal mit Eurer Multinationalität (egal, wo ihr lebt) so negativ konfrontiert? Bin auf Eure Antworten gespannt ! LG Kerstin

Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 07:02



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Hej Jake! ich denke, Anderssein ist überall und immer erstmal verdächtig. Und wenn man Kinder bekommt, muß man feststellen, daß man ungefragt viele gute Ratschläge bekommt --- wenn man mehrsprachig erzieht oder ein besonderes Kind hat, umso mehr. Bezeichnenderweise meistens von Leuten, die so absolut keine Ahnung von der Materie haben! Und wenn man etwas ganz anders macht als die Masse, dann eckt das immer an. (Die Nachbarin, die mir hier den Rat gab, meine damals ca. 2j. Tochter, die - von allen mißtrauisch beäugt - (man bedenke: nicht bei der Tagesmutter, sondern der eigenen Mutter aufwuchs!!!) - doch lieber mit Döänisch als mit Deutsch zu bombadieren, weil das Kind ja nicht rede... dabei war es Schüchternheit, allein unter uns stand der kleine Mund nie still, in beiden Sprachen nicht - ja, genau diese kluge Frau hatte sich bestimmt NIEMALS vorher auch nur eien Kopf darüber gemacht, wie Spracherwerb abläuft - weder mit 1 noch mit mehreren Muttersprachen. Und die woltle mir nun - aufgrund von 3-4 Zusammentreffen mit meinem Kind, erzählen, wie ich es zu erziehen hatte????) Wenn einem sowas erstmal klar ist, dann kann man solche Ratschläge und Kommentare auch leichter abschütteln. Ich frage Menschen gern um Rat, ich schütte ihnen auch gern mein Herz aus und profitiere von den anderen Denkweisen --- aber es sind dann auch Menschen, die uns oder das Problem gut kennen, nicht irgendwer, der meint, nun auch noch mitsenfen zu müssen. Wir leben hier auch anders, ich habe mir viel darüber anhören dürfen, versteckt und direkt, wie schädlich es für meine Kinder sei, daß sie nicht als Baby schon außer Haus betreut wurden --- mein größter Triumph, wenn ich ihn denn brauche, kann doch nur sein, daß unsere Familie gedeiht, daß meine Kinder sozial integriert sind und in ihren Klassen Klassenbeste - daß sie 2 Sprachen fließend sprechen (entgegen allen Vohersagen, daß sie wohl niemals reden lernen, wenn ich nur deutsch mit ihnen rede!) - daß es uns also gut geht so, wie wir leben. Die Kritik verstummte dann auch sehr schnell, je älter die Kinder wurden. Wir müssen niemandem Rechenschaft darüber ablegen, wie wir leben, solange wir die öffentliche Ordnung nicht stören und anderen nicht wehtun damit. Ich schalte auf Durchzug, provoziere manchmal durch eine Gegenfrage, die die anderen verstummen läßt, und denke mir mein Teil. Und ja, es ist sicher auch eine gute Portion Neid dabei, wenn die Leute sehen, daß man mit diesem anderen, merkwürdigen, aus der Norm fallenden Leben auch glücklich sein kann. (Eine Pädagogin im KIGA meinte auch mal, daß viele Mütter, die mich mit ihren Kommentaren nervten,weil ich zuhause war und nicht arbeiten ging, wohl auch eine gehörige Portion Neid verspürten...) Meinen Kindern habe ich versucht, gesundes Selbstbewußtsein beizubringen - sie müssen sich nicht verstecken dafür, daß sie eine dt. Mutter haben und deren Sprache und Kultur auch besser als viele andere kennen. Das hat bewirkt, daß sie sich auch getrauen - die eine mehr, die andere weniger, das ist natürlich auch eine Frage des Typs und der Veranlagung -, in anderen Dingen nicht mit dem Strom zu schwimmen. Mein Rat, wenn Du einen möchtest von einer, die viel subtile und direkte Anfeindung und Kritik wegen ihres langjährigen Hausfrauendaseins (ich nenne es jetzt mal so) einstecken durfte hier in DK, wo alle voll berufstätig sind oderdie vor allem früher dauernd gefragt wurde, wieso sie denn noch nicht Dänin sei (mal abgesehen davon, daß das ja sooooo leicht nun auch nicht geht, habe ich nur gegengefragt: Wieso denn, ist die deutsche Staatsbürgerschaft nicht gut genug???): Hör nicht drauf. Hör gar nicht mehr hin, wenn Du weißt, es könnte Dein Blut in Wallung bringen - dann würg das Thema lieber ab. "Darüber haben wir nun oft genug geredet, wir leben nun mal so, ob Dir das gefällt oder nicht. es geht uns ja gut damit!" Du wirst, Du mußt auch keinen von Deiner Lebensweise überzeugen - Du mußt nur selber davon überzeugt sein, daß es die richtige für Dich ist. Dann kratzt Dich diese ganze Kritik und alle Bemerkungen nicht mehr. Und glaub mir, Engstirnigkeit gibt es nicht nur in Dtld., Beispiele für die Kommentare, die ich von Dänen kenne, habe ich ja oben geschrieben. Gruß Ursel, DK P.S.: Ich mag die niederländische Sprache sehr gern, habe auch mal angefangen, sie zu lernen, da ich aus der gegend bin - und habe aufgehört, als ich mit dem Dänischen durcheinander kam... Meine Große, die eine Klassenfahrt nach NL machte, hat im Gegensatz zu ihren dänischen Klassenkameraden viel in ihrer Familie verstanden, eben weil sie auch Deutsch kann und dadurch nicht nur das sprachliche Bindeglied zwischen Dänisch und Niederländisch (Deutsch) gut versteht, sondern auch ein anderes Sprachgefühl hat. Das ist doch Argument genug!

Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 08:21



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Hoi, ja, ich bin absolut überzeugt von unserer Lebensweise. Unsere Situation haben wir uns ja auch nur teilweise ausgesucht, vieles hat sich einfach so ergeben. Aber ich bin total zufrieden damit! Im Grunde genommen ist unsere kleine Familie ja auch nicht viel anders als andere. Ich glaube nur, daß wir einfach nicht in eine bestimmte Schublade passen, daß Leute - selbst diejenigen, die uns recht gut kennen - uns einfach nicht richtig einordnen können. Und damit haben sie dann ein Problem (ja, sie haben das Problem, nicht wir ;-)! Aber dann wird mein Sohn z.B. nicht zum Kindergeburtstag seiner Cousine eingeladen, weil "der doch nur holländisch kann" und sich dann angeblich nicht an den Spielen beteiligen kann, die die anderen Kinder (alle in seinem Alter) spielen. Dann sollen wir bitte erst nach 18:00 Uhr kommen, wenn die anderen Kinder schon weg sind. ?????? Halloooo? Natürlich sind wir in NL auch nicht immer und überall akzeptiert worden - es gibt eben Niederländer, die Deutsche nicht mögen, und wir fielen in dem kleinen Dorf (wo es schon "Fremde" aus Nachbardörfern schwer hatten!) dann auch auf (auch, daß ich nicht arbeiten ging, das ist in NL auch eher ungewöhnlich). Und dann ging unser Sohn ja nicht in den normalen Dorf-KiGa, nicht in die Dorf-Basisschool, sondern wurde immer mit einem Taxi abgeholt und gebracht, weil er halt in einen besonderen KiGa und dann später halt in eine besondere Schule ging. Aber doch ist in NL einfach mehr Toleranz für andere zu spüren. Behinderte sowie alte Menschen werden viel mehr integriert, gehören zur Gesellschaft einfach dazu. In Deutschland würde es für unseren Sohn nirgends so viel Hilfe geben, wie wir sie derzeit in NL finden. Trotzdem möchte ich NL nicht als das Nonplusultra beschreiben. Ich liebe NL - die Mentalität, die Sprache, die Lebensart. Aber das Gras ist dort nicht grüner...Ich denke, jeder, der jemals in einem anderen Land gelebt hat, hat erst dort gemerkt (auch wenn es beim einen oder anderen vielleicht eine Zeit gedauert hat), wie "deutsch" er wirklich ist. Und das Deutschland eben auch viele schöne lobenswerte Seiten hat, die man im Ausland wider Erwarten sehr vermisst. Warum dieses Posting? Es war wohl weniger ein Rat, den ich suchte (trotzdem DANKE Euch allen!). Vielleicht eher eine Art Bestätigung? Und einfach nur mal um zu hören, ob es Euch auch oft so ergeht, und wie Ihr damit umgeht. Ach ja, und auch inspiriert von dem "lange-Haare-Posting"! Eines weiß ich, wir werden diesen ungewöhnlichen Weg weiter gehen - geführt von unserem Bauchgefühl, daß uns bisher noch nie getäuscht hat. Danke Euch allen für Eure beflügelnden Worte! LG, Kerstin

Mitglied inaktiv - 22.03.2010, 22:42



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Ich glaube man kann nicht pauschalisieren, es gibt in jeder Gesellschaft "solche und solche". Meine Schwiegerfamilie ist ja auch Niederländisch, aber Toleranz ist da ein Fremdwort. Ich kenne zum Glück auch viele andere nette Niederländer..... Ich denke man wird in jeder Situation immer Leute haben, die einen akzeptieren, wie man ist und lebt und andere, die von oben herab schauen oder neidisch herüber schielen. Wir haben übrigens die ersten Ehejahre in NL gelebt und nun sind wir seit fast 9 Jahren in D. LG Muts

Mitglied inaktiv - 26.03.2010, 22:49



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zu deiner frage am ende: JA! und es ist schrecklich! ich bin "nur" argentinierin, wohne zwar seit über 10 jahren in D aber habe nur die argentinische st, aus prinzip, es ist so schwierig die D zu bekommen und man muss so lange warten dass ich sie nicht mehr will! =) meine kinder sind argentinisch und deutsch. mein mann deutsch. seitdem ich hier wohne habe ich schon alles mögliche gehört, das häufigste: wann gehst du zurück nach argentinien (???? hallo??? 10 jahre hier, eine feste -super gute- stelle die mir spass macht, meine kinder sind hier geboren, was ist los? wieso soll ich "zurück"?), oder: kennen deine kinder schon ihre heimat (???) ich: sie sind hier geboren, das ist ihre heimat, sie: nein, sie sind argentinische kinder. übrigens ist deutschland trotz allem für mich auch meine heimat geworden. völlig krank, was die leute manchmal so sagen oder? als wären wir noch im dritten reicht sagen andere halb argentinisch halb deutsch.... in der verwandschaft (von meinem mann) kommen auch sprüche wie: bleibt ihr hier? (???) und ich bin mir sicher, für sie sind meine kinder keine "richtigen" deutsche so wie sie denken... ist traurig. lg

Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 11:25



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Ja, es ist traurig, wenn man so auf seine Staatsbürgerschaft reduziert wird! Und welche Schlüsse so einige über den Charakter eines "Ausländers" aufgrund seiner Nationalität ziehen. Und die Verwirrung ist perfekt, wenn jemand gleich mehrere Staatsbürgerschaften hat (mein Sohn hat drei!). Denn so jemand ist ja nicht Fleisch und nicht Fisch. Dann wissen es andere wieder besser. "Aber wenn der 18 ist, muß der sich für eine StB. entscheiden!" 'Nein, muß er nicht, er kann ALLE behalten!' - Ungläubige, verärgerte Gesichter...meist gefolgt von der Diskussion, daß es sowas nicht geben dürfte. Ohne ein überzeugendes Argument, natürlich! Und warum sollte man sie auch aufgeben, seine eigene Staatsbürgerschaft? LG, Kerstin

Mitglied inaktiv - 22.03.2010, 23:07



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Hallo! Hoffentlich bekommst du kein Problem mit den deutschen Behoerden, wenn dein Kind in den NL in die Schule geht, ihr aber in D wohnt! Ich glaube, besonder fuer deinen Sohn ist es wichtig, wenn er in der gewohnten Umgebung bleibt. Ich habe mir auch schon einiges anhoeren muessen, weil ich hier in Italien mit meinem Kind deutsch spreche. Sogar von einer Kindergaertnerin, die 3 Monate in den USA (in einer Familie mit Kind) gearbeitet hat. Ich selbst bin Deutschitalienerin und eigentlich von klein auf selbst betroffen. Ich kenne Leute in Deutschland, deren Kinder zu Hause nur Italienisch gesprochen haben und die dann spaeter eingeschult werden sollten, weil sie kein deutsch konnten. Ich kenne auch Italiener, die in Deutschland aufgewachsen sind, Italiener geheiratet haben und deren Kinder italienisch mit einem Akzent (ich weiss nicht, ob es ein deutscher ist) sprechen. Ich selbst bin nicht zweisprachig aufgewachsen und konnte mich jahrelang mit einem Teil meiner Verwandtschaft nur mit Hilfe anderer unterhalten. Ich habe italienisch gelernt, weil ich es wollte und lebe seit ueber 10 Jahren in Italien. Ich spreche die Sprache mittlerweile gut. Nur habe ich "leider" einen Akzent. Ich wurde mal von jemandem gefragt (das war aber bald eher eine Aufforderung), warum ich nicht in meine Heimat zurueckgehen wuerde. Ich habe dann nur gesagt, dass ich Italienerin bin. Sowas ist mir nicht nur einmal passiert. Wenn mich jetzt jemand frgt, woher ich komme, sage ich immer, ich bin Italienerin. Manchmal sage ich dann auch noch, dass ich im Ausland aufgewachsen bin. Kommt halt drauf an, wie die Leute mcih ansprechen. Wenn die Leute mir nicht bloed kommen, sage ich auch schon mal, dass ich Deutschitalienerin bin. Einige Leute finden es auch gut, dass mein Kind mehrsprachig aufwaechst. Ich sage auch oft, dass man heutzutage ohne (Fremd)sprachenkenntnisse schwieriger sit einen Job zu finden. LG

Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 18:01



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Hoi, nein, das mit dem Schulbesuch in NL ist kein Problem! Vor wenigen Jahren kam ein EU-Gesetz heraus, das besagt, daß schulpflichtige Kinder auch in einem Nachbarland zur Schule gehen dürfen In der Praxis war dies aber zumindest zwischen NL/Deutschland, NL/Belgien schon lange Gang und Gebe (bei anderen Ländern weiß ich das jetzt nicht so genau, habe jetzt auch keine Lust das zu ergoogeln . Die Europäische Kommission setzt sich ja zum Glück sehr für solche Angelegenheiten ein, weil sie Leben in einem Land / Arbeiten in einem anderen Land eben fördern und so attraktiv wie möglich machen will. Als wir nach D gezogen sind, haben wir einen Brief von der Gemeinde bekommen, in dem wir aufgefordert wurden, unseren Sohn für's nächste Schuljahr (er wird dann in D schulpflichtig) in der Schule anzumelden. Ich rief dann dort an, erklärte, daß er schon in NL zur Schule geht. Da brauchte ich nur noch eine Bescheinigung der Schule zur Gemeinde schicken, und gut war's. Hier in unserem Städtchen wohnen viele NL-Familien, deren Kinder zumindest teilweise in NL zur Schule gehen. Und umgekehrt! Ich kenne übrigens glücklicherweise auch einige Leute, die unsere Mehrsprachigkeit aufrichtig toll finden! Grüße mir Italien (schwärm!)! LG, Kerstin

Mitglied inaktiv - 22.03.2010, 23:24



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Hallo seufz.... ich lebe in D seit ich 9 bin, ich bin in Chile geboren, meine ganze Familie kommt aus Argentinien (ohne deutsche Vorfahren!) und habe meine Kindheit in Canada, den USA und in D verbracht. Und ich bin quasi dreisprachig aufgewachsen, daheim immer nur spanisch, auch etwas englisch. Und seit ich hier bin, höre ich immer und immer und immer wieder genau solche Sätze "gefällt es dir hier?" (hä? als wäre ich auf der touristischen durchreise), "dir macht die hitze im sommer nicht zu schaffen, du kennst das ja" (genau, die latina-gene), "wieso bist du denn hier? willst du nicht mal zurück?", "sag mal was auf spanisch" (du kleines putziges exotisches tierchen...mach mal männchen...).... gäääääähn.... deutschland ist das land des entweder/oder. in fast jeder hinsicht. entweder deutsch ODER was anderes. entweder mutter oder berufstätig. usw. und es ist ein land mit einer leidvollen, aber eben nicht überwundenen blut-und-boden-geschichte. deutsch ist wer deutschen blutes und auf deutschem boden. ich kann darüber meist nur noch schmunzeln und gebe mich, wenn möglich, nur noch mit leuten intensiver ab, die einen weiteren horizont haben. warum menschen in deutschland so drauf sind, das hat eben seine historischen wurzeln. psychologisieren (neid) mag ich da nicht. ist mir auch echt wurscht, welche innerseelischen verkorkstheiten dabei mitschwingen. die sollen mich nur damit in ruhe lassen und mein buntes leben leben lassen. btw: mein partner ist NL, und ist in beek, d.h. in nijmegen aufgewachsen. tolle gegend. und tolle leute. groetjes + lg paula

Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 22:04



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Das hat man überall.... Ich habe lange in Irland gelebt und sobald ein "Rentner" mitbekam, dass ich Deutsche bin, versuchte er "Hitler-Diskussionen" mit mir zu beginnen. Wenn ich mit einem Deutschen deutsch sprach, hieß es, ich wäre unhöflich, weil alle anderen es nicht verstehen würden. Sprach ich mit einem Deutschen englisch, wurde ich ungläubig angeschaut, warum wir uns nicht in unserer Muttersprache unterhalten würden und es folgten Vorträge über das "mangelnde Selbstbewusstsein der Deutschen und ihrer Kultur". So oder so, man gilt immer als "Exot", ich glaube dass nimmt sich weltweit nichts....

Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 22:22



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Hej nochmal! Ich finde, NUR so sind wir Deutschen auch nicht. Ich persönlich kenne auch sehr viele (eigentlich überwiegend) andere Deutsche. Und wäre ich böse, müßte ich mich glatt fragen, mit welchen Ihr Euch stattdessen umgebt. Genauso gibt es in anderen Ländern engstirnige Menschen, die nicht über den eigenen Tellerrand schauen können. Und das bezieht sich jetzt nicht nur auf die andere Nationalität, das bezieht sich, wie ich ja bereits schrieb, auf alles, was anders ist. Gerade haben wir hier doch ein Kummerposting über lange Haare! Hier in DK sind Mütter zuhause (Hausfrauen) anders, undundund. Und ich finde, gerade aufgrund unserer traurigen, schrecklichen Geschichte in Dtld. haben wir viele Dinge geschhafft und geschaffen, die bei anderen Völkern noch lange nicht so weit sind. Dadurch ist uns vieles sehr viel bewußter als manchen anderen. In Dk werde ich immer wieder darauf gestoßen - und muß manchmal daran erinnern und erklären, wenn ich auf gewisse Störmungen, Meinungen und Verhaltensweisen gelinde gesagt irritiert reagiere. Also, paßt auf, daß Ihr nicht alle über einen Kamm schert und damit genauso engstirnig und borniert seid wie die, über die Ihr Euch mokiert. Die Deutschen bei allem und jedem mit der Nazizeit in verbindung zu bringen, ist ungerecht denen gegenüber, die sich bemühen, es anders zu machen. Und es wirft eben ein bes. Licht auf, der dies tut - ich assoziiere da auch einen kleinen Horizont... Gruß Ursel, DK - beileibe nicht nationalistisch, und bewußter Deutsche erst im Ausland, aber Vorurteile und Engstirnigkeit und Angst vor Anderem = remden überall auf der Welt vorfindend

Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 22:31



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Hoi hoi, 'du putziges kleines Tierchen...' da mußte ich aber gerade lachen!!! Jedenfalls, ja, diese komische Fragerei ist m.E. wirklich typisch deutsch! Alles, was nicht in die Norm paßt, ist automatisch entweder gefährlich, verdächtig, oder aber eben total süß . Glücklicherweise gibt aber ja auch noch Deutsche, deren Horizont weiter reicht als bis zur eigenen Nasenspitze (siehe u.a. in diesem Forum, siehe MICH an, lach!). Dabei finde ich es ja vollkommen in Ordnung, wenn mal nachgefragt wird. Auch Niederländer stellen natürlich Fragen. Aber die sind dann irgendwie anders. Nicht so nervig, nicht so - dumm! Vielleicht spielt Neid auch nur bei denen eine Rolle, die mit ihrem kleinen, deutschen 0-8-15 Leben irgendwie unzufrieden sind und glauben, in multinationalen Familien sei es aufregender. In diesem Sinne, groetjes, Kerstin

Mitglied inaktiv - 22.03.2010, 23:57



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Hoi, nein, Du hast schon Recht. Nichts ist nur schwarz/weiß, und wer anders ist, anders lebt als die Mehrheit, muß damit rechnen, anders behandelt zu werden. Dies ist in der Tat nicht deutschspezifisch, sondern ein internationales Phänomen! LG, Kerstin

Mitglied inaktiv - 23.03.2010, 00:39



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Naja, schön ist es deshalb natürlich trotzdem nicht --- aber wohl menshclich. Vor Fremdem hat man erstmal Angst, das ist eben ein Urinstinkt und letztendlich ja auch nicht ganz verkehrt. Aber wir soltlen doch alle Kopf und Herz genug haben, diesen Urinstinkt nicht bis in alle Ewigkeit weiter bestehen zu lassen, sondern wie im "kelinen Prinzen" und das Fremde vertraut zu machen, so daß es nicht mehr fremd (und bedrohlich) ist! In diesem Sinne - Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 23.03.2010, 08:01



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ich musste so lachen als ich dein kommentar gelesen haben, denn die sätze häre ich ständig: "gefällt es dir hier?" "dir macht die hitze im sommer nicht zu schaffen, du kennst das ja" das vor allem! dabei bin ich blond und kriege -so wie in argentinien auch- einen sonnenbrand vom feinsten! (und wenn ich erzähle dass in argentinien auch sehr kalt sein kann und dass im süden nur kalt ist fragen halt viele, echt? sind sie sicher? und dann die fragen aller fragen, warum ich blond bin. darf ich nciht wenn cih aus argentinien komme????? "wieso bist du denn hier? willst du nicht mal zurück?" und der satz "sag mal was auf spanisch" macht mich richtig wütend! wo ich nicht einverstanden bin mit dir ist dass die leute es so sehen: "deutsch ist wer deutschen blutes und auf deutschem boden" frag was sie (viele, nicht alle natürlich) über deutsch-russen denken, sie haben "deutsches blut" aber sind nicht deutsche. aber die sandra bulock! oder der leonardo di caprio! oder gisele bündchen, das ist cool, ja? saludos!! ana

Mitglied inaktiv - 23.03.2010, 14:53



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hola, ana na klar, wenn man ins gespräch einsteigt, dann merken alle meistens sehr schnell, wie widersprüchlich und fragmentarisch ihre "kenntnisse" über andere länder sind. ich meine: Prinzessin Máxima ist extremst blond, ebenso Guillermo Vilas. Und dass zur südlichen Halbkugel auch die Anden oder die Antarktis gehören, das wissen ja im Prinzip auch alle. Aber Stereotype sind halt was anderes als die komplexe Wirklichkeit. Und ich bleibe dabei: in D ist es extrem unüblich, mehrere Dinge gewissermaßen auf ein Mal zu sein. Das ist in Ländern, die sich schon "immer" als Einwanderungsland sehen, wie USA, Argentinien, Canada - wesentlich undramatischer bzw. selbstverständlicher. Ich frag mich z.B. immer, warum es nicht schon längst üblich ist, Türkisch als mögliche zweite oder dritte 'Fremdsprache' in den deutschen Schulen anzubieten. Nein, da bleibt man beim versnobten bildungsbürgerlichen Latein, das null komma nix bringt - außer Pauken lernen. Oder geriert sich managerial und bietet Chinesisch an. Mit dem echten Leben in D hat das herzlich wenig zu tun. Aber das ist ein anderes Faß... Ah, noch eine lustige Anekdote: Seit ich eine wichtige berufliche Position habe und öfter vor großen Publika vorgestellt werde, bemühen sich alle möglichen Menschen, meinen Namen "richtig" auszusprechen. Als ob es ein und nur ein "richtig" gäbe. Was die Leute meinen, ist "in echt" = "authentisch" = "wie dort". Das ist nett gemeint, das weiß ich. Aber es zeugt eben doch von einem entweder/oder denken. lg + saludos + groetjes in die schöne runde hier paula

Mitglied inaktiv - 23.03.2010, 15:39



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hast PN

Mitglied inaktiv - 23.03.2010, 16:08



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ich musste auch diese erfahrung machen, auch mir erging es nicht anders und ich dachte auch oft, ob die anderen einfach neidisch sind. in der zwischenzeit musste ich aber feststellen, dass es nicht neid ist, sondern schlicht ein "kommunikations-aufhänger". grad bei euch ist die situation so speziell, dass sie sich prima anbietet als gesprächsthema. ich sehe das in der zwischenzeit so, dass es den leuten gut tut, wenn sie sich darüber entsetzen können, wie schlimm/schrecklich/unvernünftig doch meine situation ist. somit müssen sie nicht über eigene belange reflektieren, sondern können sich in der zeit lang und breit über meine situation auslassen. ich würde dem ganzen keine bedeutung zumessen und nur falls es dich zu fest nervt, mit einfachen rückfragen antworten, wie zum beispiel: - was glaubst du, wie lange bräuchte mein sohn, bis er anständig deutsch lernt? ich stelle dann oft mit schmunzeln fest, wie so genannte besserwisser ganz schön ins rudern kommen, wenn sie eine ganz einfache frage nicht mehr beantworten können, weil sie null ahnung haben von dem stuss, den sie erzählen. manchmal hiflt mir auch, einfach die ohren abzustellen und die mimik meines gegenübers zu analysieren. da kann man problemlos den grössten redeschwall überstehen und trotzdem sehr interessante 10 minuten haben. ich freue mich für euren sohn, hat er eltern, die ihm ein so tolles aufwachsen ermöglichen. alles gute!

Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 23:35



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Hallo, Kommunikations-Aufhänger, ja, da ist schon was dran...zumindest auf Festen oder ähnlichem. Im Grunde genommen habe ich ja auch nichts gegen bestimmte Fragen! Was nervt, sind Vorwürfe und - schlimmer noch - Ausgegrenzt werden. Oder ein gewisses Zur-Schau-gestellt-werden. Es ist o.k., wenn jemand sagt: Ach, ihr redet nl mit Eurem Sohn? Wie kommt denn das? Oder: Was genau ist denn nun eigentlich Autismus? Nicht o.k. ist: Warum redet Ihr kein DEUTSCH mit Eurem Sohn? Ihr lebt doch in D? Dann muß er doch DEUTSCH können! In eine DEUTSCHE Schule gehen... Oder: Ach Autismus - Rain Man! ...die haben doch keine Gefühle!? Mein Sohn wird nicht zu den Kindergeburtstagen seiner Cousine und seines Cousins (beide etwa im Alter meines Sohnes) eingeladen, weil er ja "kein Deutsch versteht" (was nicht stimmt), und er ja dann die Spielregeln der Spiele nicht begreift. Und er ja auch sowieso "komisch" ist. Also ich muß sagen, mein Sohn ist sehr gerne unter Kinder, er kann nur nicht so gut MIT ihnen spielen, spielt halt lieber NEBEN ihnen. Und da sollen wir dann bitte erst nach 18:00 Uhr kommen, wenn die anderen Kinder gerade nach Hause gehen. Und er mich dann erstaunt fragt: Mama, wo gehen die Kinder denn alle hin. Komisch, in NL sind wir immer überall herzlich willkommen... Es ist und bleibt mir ein Rätsel! LG, Kerstin

Mitglied inaktiv - 23.03.2010, 00:24



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Hallo Kerstin, nur noch zum letzten Teil Deiner Ausfuehrungen: Vielleicht kannst Du die Cousinen mal zu Euch zum Geburtstag einladen (vielleicht besser ohne hollaendische Kinder, denn die sprechen ja wahrscheinlich kein hollaendisch ;-)), damit sie verstehen, dass Dein Sohn (a) deutsch spricht und (b) auch mit anderen Kindern zurechtkommt (bzw. neben ihnen herspielen kann). Jedenfalls alles Gute aus der fr. Schweiz, wo wir das Glueck haben, dass alle irgendwie anders sind und dass fast jedes Kind mindestens eine Nichtumgebungssprache hat. Gruss FM

Mitglied inaktiv - 23.03.2010, 15:27



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Ich verstehe dich sehr gut. Vorwürfe kannst du nur umgehen, indem du sie gar nicht an dich ranlässt. Ich stell mir dann oft Leute vor, die ganz viel Macht haben, dafür aber auch an allem (Un)möglichem Schuld sind und mit den unmöglichsten Vorwürfen bombardiert werden. Die dürfen das auch nicht alles an sich ranlassen, sonst können sie gleich zusammenpacken. Ausgrenzungen sind schlimm und da schliesse ich mich einer anderen Posterin hier an. Man kann diese Situation nur verbessern, indem man selber ganz gezielt Einladungen ausspricht. Die Erwartungen ganz einfach auf Null stellen, selber aber mit System und Regelmässigkeit einladen. Erstens macht es Spass, wenn man die Kinder dann zusammen sieht und zweitens kann man nur durch ZEIGEN überzeugen, aber nicht mit Worten. Das dein Kleiner daneben spielt, finde ich nicht mal so tragisch. Jedes Kind ist anders und auch Cousinen/Cousins werden sich dran gewöhnen, wenn sie denn auch die Gelegenheit bekommen, Zeit mit ihm zu verbringen. Weiterhin alles Gute & viel Energie für diese interessante Konstellation wünscht Chatilia

Mitglied inaktiv - 23.03.2010, 22:44



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Mitglied inaktiv - 24.03.2010, 22:38