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@DK-Ursel

Thema: @DK-Ursel

Hallo, ich habe gelesen, dass du in DK lebst und deshalb dachte ich mir, ich schreibe direkt mal an, denn wir werden im Juli nächsten Jahres auch nach DK ziehen (Raum Thy). Daher habe ich mal eine Frage an dich, da du ja auch Kinder hast. Meine Tochter, jetzt 3, geht jetzt erst seit 2 Wochen in den Kiga, was sich als problematisch insofern zeigt, dass sie sich fast nicht trennen kann und ich die erste 1,5 Std. dabei bin und sie dann die restlichen 2 Stunden allein ist. Sie soll ja dann in DK logischerweise auch in den Kiga gehen. Meine Fragen nun: - wie läuft in DK die Eingewöhungszeit? Darf da auch die Mutter eine Zeit mitgehen, bis sie sich eingelebt hat (ich denke halt auch wg. der Sprache) oder lehnen die dänischen Erzieherinnen diese sanfte Eingewöhung eher ab. - ich denke die Kiga's in DK haben bestimmt auch Ferien. Wie lange sind die in der Regel im Sommer (da wir wahrscheinlich gerade in der Zeit oben sein werden). - gewöhnen sich die Kinder schnell an eine neue Umgebung/Sprache? Ich mache mir einfach sehr viele Gedanken, da wir ja ein kleines Kind haben und die Verantwortung ist schon sehr groß. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir ein paar Infos geben könntest. Ansonsten sind wir gut informiert, fahren ja auch schon seit 15 Jahren dorthin in den Urlaub und kennen auch ein älteres deutsches Ehepaar dort. Lieben Dank Carmen

Mitglied inaktiv - 19.11.2008, 21:55



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Hej Carmen! Mach Dir mal keine Sorgen um Deine Kleine, die ist hier wirklich gut aufgehoben. Ich bin zwar eine "typisch deutsche" Mutter, die ihr Kind nicht schon als Baby in die Fremdbetreuung gibt, aber diese Betreuung hier ist wirklich super. Natürlich hängt alles wie überall auch vom Personal ab, aber der Umgang mit Kindern ist, wie ich gerade erst wieder im deutschen Vergleich feststellen kontne, sehr anders. Und ich empfinde das von Anfang an überwiegend positiv. KIGA: Plätze gibt es so gut wie nur ganztags, wobei Dir freigestellt ist, wielange Dein Kind tatsächlich dort ist - obwohl ich zuhause war, habe ich die Kinder meistens so von 9.30 bis 15.00 dort gehabt -- das hat ihnen gutgetan und sie hatten die wichtigsten Zeiten und Freunde dabei. Ausnahmen sind natürlich die Tage, wo besondere Unternehmungen einen festen Zeitpunkt zum Treffen erfordern, logisch. Aber man zahlt eben ganzstags. Die wenigen Halbtagsplätze (oft dann auch mit festen Regelzeiten) sind Frauen im Schwangerschafts-, Erziehungs- oder Bildungsurlaub zugestanden und meistens auf diese Zeit befristet, damit neue Anwärterinnen auch drankommen können. Die Eigewöhnungsphase ist sehr freundlich. Ich hatte selber ein Kind, das aus uns bekannten, aber leider nicht verschuldeten und auch nicht verhinderbaren Gründen (auf die ich jetzt weder eingehen will noch muß) starke Verlassensängste hatte und ein Jahr lang bei jedem Abschied weinte. Mal abgesehen davon, daß ich nachher doch ging, weil ich einfach die Leidensphase nur verlängerte und das Kind sobald ich weg war auch prima spielte, hat mich aber niemals jemand versucht rauszuwerfen. Hier ist die Grundhaltung, daß Elernhaus und Pädagogen ZUSAMMENarbeiten zum Wohl des Kindes, und damit komme ich sehr gut klar. Bedenke auch, daß Ddein Kind im nächsten Sommer schon wieder älter ist. Andererseits ist ein Umzug natürlich ein Schockerlebnis für ein kleines Kind, insofern ist es vielleicht sogar gut, daß Ihr im Sommer kommt. Die meisten Kindertagesstätten halten keine Sommerferien - man fährt sozusagen ein bißchen auf Sparflamme und daher können neue Kinder gut eingeschleust werden --- sprich mit Eurer Institution, wie und wann Ihr das am besten machen könnt. Sprachlich wird es sicher nur kurze Zeit ein paar Probleme geben, denn Kinder lernen die Sprache sehr schnell. Zudem kümmern sich die Pädagogen eingehend um sprachliche Probleme - es gibt zur Not sogar extra Pädagogen dafür, also: ich kann zwar verstehen, daß Du Dir Gedanken machst, aber von kindlicher Seite her wird sicher sehr gut für Dein Kind gesorgt werden! Und bald werdet Ihr von Eurem Kind Dänisch lernen, kein Witz! Noch ein heißer Tip: Auch 15 Jahre Urlaub und ältere dänische Bekannte vermitteln noch nicht das "typsche" Lebensbild und Lebensgefühl von DK -seid darauf gefaßt, daß Euch Kulturunterschiede begegnen werden, wo Ihr sie am wenigsten vermutet --- und nicht alle sind immer positiv. Trotzdem aber kann man hier sehr gut leben - es gibt eben genauso viel Kritisches und Schönes wie anders, nur oft anderen Gebieten als anderswo. Du drafst mich gern anmailen, wenn Du noch andere Fragen hast oder sonstige Hlfe brauchst. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 20.11.2008, 08:57



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Hallo Ursel, vielen vielen lieben Dank für deine Antwort. Du hast mir mit deinen Infos sehr geholfen und mir auch ein paar Ängste genommen. Weißt du, würden nur mein Mann und ich gehen, würde ich mir über vieles gar keine Gedanken machen. Aber wir haben die Verantwortung für unser Kind und möchten, dass sie sich schnell gut einleben kann. Es ist mir bewußt, dass man nach 15 Jahren Urlaub kein Gesamtbild haben kann und ich schaue gewiß nicht durch eine rosarote Brille. - es werden bestimmt viele Momente kommen, wo ich zweifle oder es einfach nicht so klappt wie ich das möchte, aber das gibt es hier auch, von daher wird es nur in einem anderen Land sein. Aber ich habe noch eine Frage, ich weiß allerdings nicht, inwieweit du darüber Bescheid weißt: Wir würden uns gerne relativ schnell, am besten gleich, dort ein Haus kaufen. Wir haben hier unseres quasi schon fast verkauft, somit haben wir ein nettes Startkapital (abzl. noch bestehender Schulden). Allerdings möchten wir nicht gleich alles Geld in ein Haus investieren, sondern nur ca. die Hälfte anzahlen und den Rest über eine Bank finanzieren lassen. Mein Mann hat noch keinen Job, er wird Ende April/Anfang Mai schon mal hochgehen und sich einen Job suchen, wir würden dann nach 3 Monaten nach kommen. So nun meine Frage: ich meine mal gehört zu haben, dass die Banken in DK erst ein Darlehen geben, wenn die Probezeit (mal angenommen 3 Mon.) vorbei ist (ist ja bei uns auch nicht anders). Stimmt das ? Wo genau wohnst du in DK? Nochmals Danke für deine Antwort Lg. Carmen

Mitglied inaktiv - 20.11.2008, 10:18



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Hej Carmen! genauso ist es, probleme und Sorgen gibt es wie Freunden überall --- der Punkt ist nur, daß sie manchmal woanders liegen als man erwartet. Entgegen vieler Ansichten ist manches in Dk eben doch sehr anders als in Dtld. (und ganz ehrlich. Wieso auch nicht --- gerade die, die auf der einen seite betonen, man ziehe ja quasi nur in ein anderes "Bundesland", tun dies meistens sehr bewußt, weil im bösen Dtld. ja alles so blöde ist --- ja, wiedenn nun? Geht jetzt nicht gegen Dich - ich wollte nur daauf hinweisen, daß manchmal die Unverständlichkeiten ganz woanders lauern als man glaubt.) Was die Hausfinanztierung angeht, so ist das in Dk recht unproblematisch. Normalerweise möchten die Baknen die Gehaltsabrechnungen der letzten 3 Monate sehen. Das geht bei Einwanderern natürlich nicht. Aber oftmals reicht es dann auch, den Arbeitsvertrag vorzulegen. Oder der Arbeitgeber geht mit und hilft. Geratet Ihr dennoch an eine Bank, die sich absolut querstellt, so geht Ihr eben zur nächsten. Die machen Euch dann auch ein Abzhalungsprogramm etc. Makler sind auch sehr behilflich. Ich wohne bei Aarhus. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 20.11.2008, 10:35



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Hallo, habe Deine Frage aus Interesse gelesen. Darf ich fragen, wieso, bzw wie ihr nach DK ziehen wollt, ohne Job? Einfach, weil es euer "Leib-und-Magenland" ist? Ich kann auch nur nochmal sagen, dass vieles sehr anders ist, obwohl man meint, man sei ja nicht weit von Zuhause weg. Ich hab in die Schweiz geheiratet und wohne nun im Tessin. Ich lebe sehr gern hier und es bekommt mich wohl fast nichts weg (ausser eine Villa an der Cote d'Azur oder eine in Blankenese an der Elbchaussee :-)), aber Mentalität, Umgang, Tradition, und ähnliches sind oft sehr verschieden, man muss sich echt dran gewöhnen über Jahre, oder Jahrzehnte Ausländer zu sein. Wohne nun seit 10 Jahren hier und würd mich langsam als ortsansässig bezeichnen, obwohl ich seit Jahren dicke Freunde, grossen Bekanntenkreis, gute Orts-und Historiekenntnis habe. Was Eure Tochter angeht, so würde ich mehr an mir selbst arbeiten, denn Kinder sind meist so, wie man es ihnen vorlebt. Hast du Bedenken, wird sie das spüren, wenn Du stattdessen open mind dorthin gehst und nimmst, wie es kommt, wird auch sie es so nehmen. Das ist ja schon bei Reisen so. (Eine Bekannte von mir ist grad mit 3 Kindern, einer 4J, Zwillinge 1J für 5 Tage nach Canada geflogen) Sie hat es nciht als schrecklichstes Erlebnis empfunden, sie ist es easy angegegangen und so hat es auch mehr oder weniger geklappt. Wie Ursel schon sagte, Eure Kind wird viel schneller dänisch lernen, als ihr und viel akzentfreier. LG britt

Mitglied inaktiv - 26.11.2008, 16:18



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Du schreibst: " Eure Kind wird viel schneller dänisch lernen, als ihr und viel akzentfreier. " Sie wird es in diesem Alter völlig akzent- und fehlerfrei lernen. Im Gegenzug müssen die Eltern aufpassen, daß Deutsch nicht untergeht, was bei 2 deurtschen Eltern natürlich schon mal leichter ist... Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 26.11.2008, 21:26



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Sorry, drückte mich wohl etwas ungenau aus, meinte aber selbstverständlich, dass das Kind akzentfrei spricht und es meist die Eltern sind, die den Akzent nicht herausbekommen. Wäre noch interessant zu wissen, bis zu welchem Alter Kinder total akzentfrei werden, denn wenn man z. B. viele aus Ex-Joguslawien nimmt, die während des Krieges hier herkamen, dann sieht man, wieviele noch extrem gut Deutsch gelernt haben im oft schon Teenie-Alter, in meist recht kurzer Zeit. Weiss noch, dass im letzten DSDS (Deutschlands s. d. Superstar) eine, ich glaub, Kroatin war, die nun in Österreich lebt, der man fast keinen Akzent heraushören konnte. Ist schon irre, wozu Kinder fähig sind. Wie ist denn Dein Dänisch so, Ursel? ist sicher gar nicht so einfach das Skandinavisch, oder? lg britt

Mitglied inaktiv - 27.11.2008, 11:48