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2-sprachig weiter trotz Sprachstörung?(lang)

Thema: 2-sprachig weiter trotz Sprachstörung?(lang)

Hallo zusammen, unser Sohn 3 1/2 Jahre spricht für sein Alter ein sehr schlecht zu verstehendes Deutsch ist auch in der Sprachentwicklung schon seit dem 2 Lebensjahr ca 1/2 J. zurück. Die Situation: Familiensprache deutsch, Umgebunssprache französisch und deutsch, wir wohnen zwar in Frankreich aber direkt an der Grenze zu Deutschland. Auf französich versteht er viel spricht aber kaum, er war 2 J. in der Garderie und kommt jetzt in die maternelle. Falls er mit 4 J. immer noch schlecht spricht müssen wir zum Logopäden (lt.HNO Arzt u. Ki.Arzt)wir wissen selbst noch nicht ob wir deutsch oder französisch therapieren sollen. Wir sind jetzt unsicher ob wir doch nicht wieder nach Deutschland zurück sollen vielleicht verlangen wir doch zuviel von ihm, wir wissen ja selbst wie schwer es ist eine Sprache zu lernen. Hat jemand Erfahrung damit? Ob die Sprachstörung die 2 sprachigkeit behindert oder die 2 sprachigkeit die Sprachstörung fördert? Nebenbei, mein französisch ist auch nicht besonders gut und mein Mann spricht es gar nicht.

Mitglied inaktiv - 27.08.2003, 10:17



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Tja, ich kenne auch so einen Fall, wo aufgrund von der ausbleibenden Sprachentwickelung die Zweisprachigkeit eingestellt wurde, aber bei Euch ist ja die Situation komplexer, da Ihr in einem Land wohnt mit einer Euch fremden Sprache. Wie sieht es denn mit dem Sprachverständnis aus, versteht er seine Maîtresse in der Ecole ? Seine Freunde ? Dann ist er wahrscheinlich nur ein Spätzünder.... Tja, fragen würde ich am ehesten den Logopäden, was er denkt. Bis dahin würde ich versuchen, möglichst eine Sprache (in dem Fall deutsch, da Ihr es wenigstens könnt) zu fördern - mit Büchern, Aufenthalten bei den Grosseltern etc.. Auf keinen Fall das Kind zu häufig korrigieren, sondern eventuell wiederholen, was er gesagt hat, um sicher zu sein, dass Du richtig verstehst. Wenn Ihr das französische noch weiter fördern könnt, da seid Ihr ja an der Quelle (ich empfehle für das Alter immer Pomme d'Api von Bayard Presse, teuer aber super gut). Das deutsche Pendant heisst Hoppla, ist wesentlich billiger (sind nur alte Versionen ins deutsche übersetzt), aber soweit ich weiss, wird nicht ins Ausland gesendet. LG Elke

Mitglied inaktiv - 27.08.2003, 20:51



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Hallo bin Erzieherin (z.Z selbständige Tagesmutter) und hatte in der Kita immer das gleiche Problem. Bsp.: Kind türkischer Eltern kommt mit 3 Jahren in die Kita und kann kaum richtig seine Muttersprache und dann wird verlangt das es nun schnell deutsch lernen soll. Das Problem dabei ist oft das nun die Eltern versuchen ihr Kind zu fördern in dem sie anfangen mit ihm Deutsch zu sprechen(natürlich falsche Grammatik und Aussprache). Das Kind muß aber erst mal seine Muttersprache richtig beherrschen damit es die Worte dann auch in der fremden Sprache verstehen/lernen kann. Dem Kind ist nicht geholfen wenn die Eltern es auch noch falsch vormachen. Also sprecht mit eurem Sohn Deutsch und er soll im Kiga und mit seinen Freunden Französich sprechen. Zweisprachig aufzuwachsen und beide Sprachen gleich gut zu lernen geht nur dann wenn beide Sprachen zu gleichen Teilen im Leben gesprochen werden. Bsp.: Mutter spricht nur deutsch mit dem Kind, Vater nur Französich (nur bei Mutterspachlern zu empfehlen). Es gibt auch gute Bücher über diese Thema, aber ich würde empfehlen auf jeden Fall jetzt auch schon mal mit ihm zu einem Logopäden zu gehen. MfG Antje

Mitglied inaktiv - 28.08.2003, 00:15



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Hallo, Ich bin Französin und mein Freund Deutscher und wir leben in Sachsen. Unser Sohn (heute 2,5 Jahre alt) wird 2-sprachig erzogen. ALs er 11 Monate alt war, wurde uns von einer HNO-Ärztin vorgeworfen, ihn 2-sprachig zu erziehen, obwohl er aufgrund von Wasser hinter dem Trommelfell schlecht hörte und Paukenröhrchen eingesetzt bekommen sollte. Mir war schlecht zumute, ich habe schnell gedacht, daß ich zuviel von Kai verlange, usw.usw... Doch nach Rücksprache mit meinem Mann und unserer Ki-Ärztin, haben wir es dann -gegen den HNO-ärztlichen Rat- abgelehnt,die 2-sprachige Erziehung aufzugeben und ihm die Paukeröhrchen-OP einsetzen zu lassen (wir haben mit Erfolg eine homöopathische Behandlung gemacht). Eure Geschichte ist natürlich ganz anders als unsere aber ich möchte Dir damit nur eins zeigen. Jedes Kind ist anders und es ist sehr wichtig, daß Ihr euch kein schlechtes Gewissen von keinem Arzt der Welt einreden kann, was die 2-sprachige Erziehung betrifft. Natürlich würde ich auch einen oder 2 Logopäden um Rat bitten, aber vielleicht braucht Dein Sohn auch nur ein paar Monate mehr als die ANderen. Wichtig ist bei einer solchen Erziehung, daß du und sein Papa weiterhin nur deutsch mit ihm sprecht, sónst gibt es für ihn keine Logik mehr, was die Trennung von deutsch und französisch betrifft. Weiterhin würde ich auch, wenn es sich als nötig erweist, die Behandlung in deutscher Sprache machen, damit Du aktiv dabei sein kannst (sprich nur eine Sprache -deutsch- gesprochen wird). Aber ich würde deshalb nicht nach Deutschland umziehen, denn dann verliert Dein Sohn seine gewöhnliche Umgebung, sowohl zu Hause als seine französischen Freunde, und er muß sich dann wieder einer neuen Umgebung gewöhnen, und wird dann wohl seine Energie verlagern anstatt als in der Sprachentwicklung. Es ist natürlich kein fachliches Rat aber nur meine Meinung, und ich hoffe, ich konnte vielleicht damit helfen. LG und eine gute Verbesserung der Sprache Deines Kleinen wünscht Nathalie

Mitglied inaktiv - 29.08.2003, 13:32



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Hallo! Ich glaube, dein Sohn hat noch Zeit vor sich. Wir haben eine ähnliche Situation, nur unser Kind ist schon fast 5 Jahre alt. Er begann relativ spät zu sprechen (Familiensprache) und spricht immer noch nicht deutlich genug, obwohl grammatisch richtig. Nach 1,5 Jahre im Kindergarten wollte er die zweite Sprache (Umgebungssprache) überhaupt nicht sprechen, er ist nämlich ziemlich zurückhaltend und dazu noch sturr. In diesem Sommer begannen wir die logopädische Behandlung - in der Familiensprache! Und im Kindergarten ging es plötzlich von selbst los - er spricht, wenn auch noch sehr schlecht. Ich finde, es ist besser, wenn das Kind zuerst eine Sprache (Muttersprache)gut beherrscht, die zweite kann erstmal warten, solange es geht. Die meisten Kinder, die ich kenne, schaffen das spielend in ein paar Monate, unsere sind wohl anders, das ist aber nicht schlimm. Ich glaube, wir verlangen nicht zu viel von ihnen, sondern wollen es zu schnell haben. Lass dich nicht unter Druck setzen :) LG Mar

Mitglied inaktiv - 05.09.2003, 21:02