Frage: Medikamente in der Schwangerschaft

Hallo! Wie oben aufgeführt habe ich seit Dezember ziemlich starke Medikamente genommen. Seit dem 24.03.08 weiß ich, das ich schwanger bin (mein Arzt ist im Urlaub, daher noch kein Entbindungsdatum oder genauere Angaben). Ich habe am Dienstag dann mitmeinem Hausarzt gesprochen und der meinte ich solle alle Medikamente sofort absetzen. Jetzt meine Frage: Könnten die Medikamente in diesen ca. 2-4 Wochen meinem Baby geschadet haben? Und darf ich irgendwelche Medikamente davon weiterhin nehmen ohne dem Baby zu schaden? Können Sie mir alternativ Methoden für die Medikamente nennen? Denn die Schmerzen im Rücken sind nicht gerade angenehm.. In der Hoffnung, dass Sie mir weiter helfen können verbleibe ich mit freundlichen Grüssen Caroline

Mitglied inaktiv - 28.03.2008, 09:00



Antwort auf: Medikamente in der Schwangerschaft

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa) erfordern oft auch in der Schwangerschaft eine Fortsetzung der Medikation. Bei der Anwendung von 5-Aminosalicylsäure (in Form von Mesalazin bzw. Olsalazin) in der Schwangerschaft beobachtete man keinen Anstieg von Missbildungen bzw. keine Fetotoxizität. Wegen der Prostaglandinsynthesehemmung durch Salicylate sollten im letzten Schwangerschaftsdrittel diese Präparate nur in moderater Dosis verwendet werden. Eine Dosierung bis 2 g Mesalazin erscheint jedoch vertretbar. Untersuchungen an Nagetieren zeigten eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spaltbildungen unter Behandlung mit Glukokortikoiden. Einige Studien postulierten auch beim Menschen einen Zusammenhang zwischen mütterlicher Glukokortikoidtherapie und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spaltbildungen (Rodriguez-Pinilla & Martinez-Frias 1998; Robert et al 1994; Carmichael & Shaw 1999). Eine Metaanalyse berücksichtigte 123.175 Schwangere unter oraler Glukokortikoidtherapie im ersten Schwangerschaftsdrittel. Dabei zeigte sich ein leichter Anstieg von Gesichtsspaltbildungen (Park-Wyllie et al 2000). Eine neue kontrollierte Kohortenstudie mit 311 Schwangeren unter oraler Glukokortikoidtherapie ergab keine Zunahme angeborener Anomalien (Gur et al 2004). Angesichts Ihrer moderaten Tagesdosis ist nicht mit einer kindlichen Schädigung durch Decortin zu rechnen. In einer schwedischen Kohortenstudie lag die Fehlbildungsrate nach Exposition mit Protonenpumpenhemmern nicht höher als in einem unbelasteten Vergleichskollektiv. 282 der 295 erfassten Schwangeren hatten bei dieser Untersuchung Omeprazol eingenommen (Kallen 1998). Eine weitere Kohortenstudie zur Anwendung von Omeprazol im I.Trimenon fand unter 139 exponierten Kindern ebenfalls keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Ruigomez et al 1999). Eine Publikation zu 91 Schwangerschaften, die nach Kontakt mit dem Teratogen Information Service weiter verfolgt wurden, zeigte ebenfalls keine Häufung kongenitaler Anomalien (Lalkin et al 1998). Eine neuere Evaluation aus dem schwedischen Schwangerschaftsregister ergab unter 863 Anwendungen von Omeprazol im ersten Trimenon keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Kallen 2001). Zwar liegen keine kontrollierten epidemiologischen Studien zur Anwendung von Azathioprin in der Schwangerschaft vor, doch wurde bereits eine Vielzahl von klinischen Fallsammlungen zur Medikation mit Azathioprin in der Schwangerschaft veröffentlicht. Allein 27 Fallsammlungen mit insgesamt über 700 Fällen (jeweils 6 bis 110 Fällen pro Serie) befassen sich mit nierentransplantierten Schwangeren unter Medikation mit Azathioprin. Der Anteil von Nachkommen mit kongenitalen Anomalien bewegt sich dabei zwischen 0,0 und 11,8%. Ein homogenes Muster von Fehlbildungen findet sich darunter nicht (Polifka & Friedmann 2002). Sofern therapeutische Alternativen (z. B. Glukokortikoide, Mesalazin) nicht wirken, kann die Medikation mit Azathioprin unter strenger Indikationsstellung fortgeführt werden. Auf Schwangerschaftskomplikationen (z. B. Frühgeburt, Wachstumsretardierung) ist zu achten. Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen Ibuprofen (z. B. Dolgit), Diclofenac (z. B. Voltaren) und Indometacin (z. B. Amuno) dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (Verbindungsgefäß im kindlichen Kreislauf) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten.

von Dr. Wolfgang Paulus am 31.03.2008