Mit allen Sinnen dabei
Dein Kind ist nun vier bis sechs Monate alt und bereit, die Welt zu erobern. Mit jedem Tag wachsen seine Fähigkeiten in schier unglaublichem Ausmaß. Dein Baby hört und sieht immer besser, das unterstützt und fördert seine wachsende Mobilität.
Wie Ihr Baby jetzt sieht
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Sehvermögen
Wenn du dein Baby beobachtest, wirst du bemerken, dass dein Kind genauer hinschaut als bisher. Ein Spielzeug etwa wird dein Kind konzentriert anstarren. Selbst schnelle Bewegungen im Raum oder einen vorbeirollenden Ball kann dein Kleines jetzt immer besser mit den Augen verfolgen. Entsprechend macht seine Auge-Hand-Koordination große Fortschritte: Einen Gegenstand, der ihm gefällt, gezielt mit den Händen zu greifen - das gelingt deinem Baby bereits erstaunlich oft.
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Farben- und Formensehen
Auch kompliziertere, kleinteilige Muster erregen nun zunehmend die Aufmerksamkeit deines Babys. Dein Kind kann außerdem die Feinheiten verschiedener Farben und Farbschattierungen besser unterscheiden. An Dingen, die ihm gefallen, kann sich dein Kleines fast nicht satt sehen. Biete ihm darum reichlich Augenschmaus: ein neues Bild an der Wand neben der Wickelkommode oder an der Decke darüber, erste Bilderbücher mit großformatigen, bunten Bildern, ein neues Mobile.
Tipp: Darf ein Baby schon Fernsehen schauen? Nein, sagen Experten übereinstimmend, das sollte es nicht. Bereits mit etwa vier Monaten reagieren Babys auf einzelne Fernsehbilder. Doch sie können die vielen intensiven Reize überhaupt noch nicht verarbeiten. Die Folgen können verstärkte Unruhe, Überdrehtheit oder Einschlafstörungen sein.
Versuche, dein Baby in einem anderen Raum zu beschäftigen, wenn ältere Geschwister oder andere Familienmitglieder vor dem Fernseher sitzen. Auf keinen Fall sollte der Fernseher den ganzen Tag im Hintergrund laufen. Das tut Kindern nicht gut.
Wie Ihr Baby jetzt hört
Das Hörvermögen deines Kindes macht in diesen Wochen und Monaten entscheidende Fortschritte, die auch für seine Sprachentwicklung von großer Bedeutung sind: Es lernt aus gehörter Sprache kleinere Abschnitte und bestimmte Laute herauszufiltern und zu unterscheiden. Das heißt, dein Kind entwickelt ein Verständnis dafür, dass bestimmte Klangeinheiten einen bestimmten Sinn haben. Und dass sie nach einem bestimmten Muster zusammengesetzt werden. Bisher hat dein Baby nur darauf reagiert, ob deine Stimme freundlich, angestrengt oder beruhigend klang, also auf deine Sprachmelodie.
Jetzt wächst ganz allmählich sein Verständnis dafür, dass Sprache ein besonderer Weg der Kommunikation ist. Zwischen dem siebten und dem zehnten Lebensmonat wird dein Kind dann seinen Namen erkennen, wenn er ausgesprochen wird und auch darauf reagieren. All das funktioniert instinktiv, ist ein von der Natur vorgegebenes Programm.
Rund um den Globus durchlaufen alle Babys diese Phase der Hör- und Sprachentwicklung in genau gleicher Weise. Sie alle beginnen nun auch mit ausführlichen Lall- und Brabbel-Ansprachen, die ihnen beim Sprechen lernen helfen. Die Fähigkeit, die ganz speziellen Laute der jeweiligen Muttersprache zu erwerben, ist übrigens vorübergehend. Bereits vor deinem ersten Geburtstag sind z. B. die Babys deutschsprachiger Eltern nicht mehr in der Lage, das englische "th" oder das rollende spanische "r" so perfekt zu erlernen, wie ihre englischen bzw. spanischen Altersgenossen es sprechen werden.
Berühren und berührt werden - der Tastsinn
Stimmt schon, dein Baby ist ein gutes Stück größer und ein klein wenig unabhängiger geworden. Dennoch ist es unverändert ein Knuddelkind - je nach Typ etwas mehr oder etwas weniger schmusebedürftig. Streicheleinheiten, Küsse, sanfte Massage, im Wasser plantschen, nackt strampeln, all das ist für dein Kleines einfach traumhaft schön.
Gönne ihm also dieses Vergnügen so oft wie möglich. Denn die Sinnesreize, die sein hochempfindlicher Tastsinn ihm verschafft, machen dein Baby nicht nur glücklich.
Sie bringen seine gesamte Entwicklung voran und helfen ihm dabei, sich seines eigenen Körpers bewusst zu werden. Lasse deiner Phantasie freien Lauf und erfinde gemeinsam mit deinem Baby eigene Schmuse- und Fingerspiele.
Wann brauchen wir ärztlichen Rat?
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Hören
Auch Babys, die schlecht oder gar nicht hören, beginnen in diesem Alter mit langen Lall-Monologen und brabbeln fröhlich vor sich hin. Daher bleibt häufig zu lange unentdeckt, dass ihre Hör- und Sprachentwicklung nicht normal verläuft. Doch gutes Hören ist eine wesentliche Voraussetzung für eine problemlose Entwicklung. Zögere daher nicht schon beim geringsten Verdacht, mit deinem Kind zum Kinderarzt oder einem spezialisierten HNO-Arzt (Pädaudiologe) zu gehen.
Anhaltspunkte, dass ein Baby schlecht hört:
Es reagiert selbst auf laute Geräusche nicht, wenn es die Geräuschquelle nicht sieht oder es reagiert nur auf einige wenige Geräusche
Dein Kleines dreht den Kopf nicht in Richtung eines Geräuschs
Es "unterhält" sich nicht mit dir, wenn du mit ihm redest, versucht nicht, einzelne Klangsilben nachzumachen
Dein Kind überrascht dich nicht mit neuen Lauten, bringt mit gut einem halben Jahr überwiegend summend-brummende Geräusche hervor (sie vibrieren im Kopf-, Mund- und Rachenraum, sind für Kinder mit Hörproblemen daher gut wahrnehmbar)
Dein Baby ist sechs Monate alt und lacht oder giggelt noch immer nicht laut
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Sehen
Dass dein Baby beim Greifen manches Mal daneben tappst, ist normal. Aufmerksam sollten Eltern jedoch werden, falls sich die Treffgenauigkeit ihres Kleinen im Laufe der Monate nicht verbessert. Dass ein Kind das Objekt seiner Begierde kaum zu fassen bekommt, kann daran liegen, dass es schlecht sieht. Mit dem Kinder- oder Augenarzt solltest du auf alle Fälle sprechen, wenn dein Kind gut sechs Monate alt ist und noch immer schielt. Auch ständiges Tränen der Augen oder verklebte Augen sind ein Grund, zum Arzt zu gehen. Möglicherweise liegt eine Infektion vor.
Grundsätzliche Fragen zum Hören und Sehen kannst du auch im Forum von Kinderarzt Dr.Busse stellen.