Liebe Frau Neumann,
ich hätte mal wieder eine Frage: Mein Sohn ist inzwischen 9 Monate alt und wird nach wie vor gestillt. Seinen Abenbrei (Schmelzflocken) mit etwas Obst isst er wunderbar, aber mittags bekommen wir es einfach nicht hin. Den selbstgekochten und eingefrorenen Brei mochte er nicht. Auch, wenn wir Zutaten genommen haben, die gut wieder aufzutauen waren und Kartoffeln z.B. weggelassen haben, hat er jeglichen Brei nicht gerne gegessen. Dann haben wir Gläschen probiert. Das klappte auch nur am Anfang gut. Jetzt ist da auch nach 5 Löffeln Schluss. Jetzt frage ich mich, ob es möglich ist ihn schon von unserem Abendessen essen zu lassen. Wir essen abends warm, müssten also Abendbrei und Mittagessen tauschen. Außerdem habe ich nicht so richtig die Idee, wie ich die Bedürfnisse des Babys (kein gewürztes Essen, leicht bekömmlich) mit meinen Bedürfnissen und vor allem denen meines Mannes, der am liebsten alles mit Hackfleisch und Käse überbacken essen würde unter einen Hut bekomme. 2 mal am Tag kochen, möchte ich eigentlich ungern. Da ich im allgemeinen eher ungerne koche und diese Aufgabe auch abends meistens mein Mann erledigt. Ich möchte meinem Sohn aber natürlich eine gesunde Ernährung ermöglichen. Darum wäre es super, wenn sie mir vielleicht ein paar Tipps geben könnten. Die Rezeptbücher, die ich bisher zu BLW gesehen habe, waren sehr durchwachsen bewertet, darum würde ich gerne ihre Meinung hören. Über mögliche Literaturtipps freue ich mich auch.
Herzliche Grüße
Laura
von
Elio
am 29.05.2019, 12:18
Antwort auf:
Mit 9 Monaten schon Essen vom Familientisch
Hallo Elio
wenn du deinen Sohn nach wie vor nach Bedarf stillst, kannst du euren Plan sehr vielgestaltig ausbauen und auch problemlos den Milchbrei vom Abend auf den Mittag vorverlegen. Abends kannst du dein Baby fortan mitessen lassen, damit er sich langsam an Vielfalt gewöhnen kann.
Deine Hauptsorge ist das scheinbar unpassende Angebot, welches eure Familienkost charakterisiert. Auf den ersten Blick erscheint dir eure abendliche Kost wenig passend für dein Baby zu sein. Es lohnt ein zweiter Blick, der dir sicher Möglichkeiten zeigt, wie ihr das übliche Essen so konfigurieren, anpassen und ganz bestimmt ergänzen könnt, so dass euer Kind mitessen kann.
Es gibt nur ein paar wenige Punkte, auf die du im Besonderen achten solltest, um die übliche Familienkost so anzupassen, dass sie babygeeignet ist: bspw kein Honig, kein Alkohol, Kaffee und Co, und keine harten (kleinen) Stücke. Man spricht von einer "verantwortungsbewussten Nahrungsauswahl!" * Sicherheit ist immer oberstes Gebot.
Sei sparsam mit Salz und Zucker. Komplett meiden musst du es im Rahmen der Familienkost aber nicht. Dein Baby bekommt ggf mehr Durst. Verwende Salz sparsam und würze euer Essen ggf nach.
Dein Kind sollte alles probieren. um vielfältige Geschmackserfahrungen zu sammeln.Dies ist eine gute Vorbereitung zur Gewöhnung an gesunde Ernährung. Zusätzlich könnt ihr vorübergehend auch einfache (geeignete) Zutaten anbieten wie bspw schlicht gekochte Kartoffel, Nudeln, Gemüse, Fleisch, Fisch, Ei - pur und unverfälscht. Finde ggf ein paar einfache, schnell zuzubereitende babygeeignete Speisen, die ihr ebenfalls zusätzlich routinemäßig immer auch anbieten könnt.
Wenn du hierzu noch Buchtipps suchst - sehr kompakt und auf das Wesentliche beschränkt sind die Bücher von Tatje Bartig-Prang und von Loretta Stern.
Ihr könnt jetzt auch morgens mit Brot beginnen und Brot auch am Abend zusätzlich zur Familienkost anbieten.
Lasst euer Kind jetzt bei Tisch selbst aktiv werden und selbständig essen. Sieh den gedeckten Tisch als Abenteuerspielplatz für euer Kind. Lasst euer Kind eigene Erfahrungen machen. Gebt ihm einen Teller und los geht´s. Alle Sinne sind gefordert.
Also dann
Viel Spaß
beim gemeinsamen Essen mit Spaß
Melde dich gerne noch einmal wenn du noch konkrete Tipps oder Hilfestellung bräuchtest. Bis dann
Grüße
Birgit Neumann
*Dein Kind sollte alle angebotenen Speisen gut und gefahrenfrei kauen und schlucken können. Die Kost sollte nicht zu stark salzhaltig sein. Die Kost sollte weitestgehend frisch und lecker sein. Die Kost sollte in der richtigen Portionsgröße angeboten werden.
Vermeide folgende LM:
rohe und heikle LM (so wie du es sicher noch aus den Empfehlungen der Schwangerschaft kennst - bspw nicht durchgegartes Ei, Fisch/Sushi, Fleisch/Mett, Rohwurstsorten, nicht blanchierte Sprossen, Rohmilch(käse) etc)
Fertigprodukte (zu salzhaltig, zu viel Zucker, sonstiges Inhaltsstoffe, Aromen, Vitamine und Co) - probieren aber in diesem Alter erlaubt)
Kleine LM, harte LM, kleine kleinen runden LM (bspw Nüsse, Nussstückchen, Saaten, Kerne, rohes Apfel rohe Möhre, ganze Erbsen (diese einfach plattdrücken), ganze Johannisbeeren (einfach platt drücken), ..., - wegen der Aspirationsgefahr
Scharfe LM/Gewürze - kann deinem Baby bspw auch Schmerzen beim Essen verursachen
Stark quellende LM (bspw größere Mengen Leisamen oder Chiasamen) - damit sie im Darm nicht zu stark aufquellen und die Verdauung beeinträchtigen, kleine Probiermengen aber okay.
Honig (Botulismusgefahr)
Gefährdende und/oder anregende LM/Getränke wie Alokohol, Kaffee und Tee, etc
ggf zu meiden wären evtl: ganze Salatblätter und Co sowie Haut und Schale vn Früchten/Gemüse - weil das einfach beim Schlucken ggf Probleme verursachen könnte.
von
Birgit Neumann
am 30.05.2019